Volltext Seite (XML)
Aus Fachvereinen. V. Internationaler Kongreß für Bergbau, Hüttenwesen, angewandte Mechanik und praktische Geologie. (Fortsetzung von Seite 1350.) Es sei nun noch über die Vorträge der anderen Ab teilungen, soweit sie für das Eisenhüttenwesen von Interesse sind, ein kurzer Bericht erstattet. In der Ab teilung I für Bergbau sprach Bergassessor Dobbel stein (Essen) über Verwertung minderwertiger Brennstoffe. Die vom Verein für die bergbaulichen Interessen gemeinschaftlich mit dem Dampfkessel-Ueberwachungs- verein angestellten Versuche haben ergeben, daß grob körnige Wasch- und Klaubeberge von Fett- und Gas kohlen bis zu 35 % Aschen- und 15 % Wassergehalt mit einer Leistung für 1 qm Heizfläche von etwa 14 kg/st Dampf auf einfachen Planrosten verfeuert werden können. Für feinkörnige Brennstoffe, insbesondere für Koksklein, eignen sich die Dampfschleier-Unterwindfeuerungen, mit denen bei 16% Aschen- und 13,7% Wassergehalt Lei stungen bis zu 22,7 kg/st bei Dampfkosten von rd. 1 A f d. t im Flammrohrkessel erzielt worden sind, sehr gut. Etwas weniger günstig haben die Unterwindfeuerungen mit Ventilatorbetrieb sowohl bei Innen- wie bei Vorfeue rungen abgeschnitten; mit ihnen wurden bei normalem Betrieb nur Leistungen für 1 qm Heizfläche von 15 bis 16 kg/st Dampf erzielt. Beide Feuerungen haben dazu noch den unerwünschten mechanischen Nebenbetrieb, der leicht zu Störungen Veranlassung geben kann, und bei der Vorfeuerung ist noch nicht einwandfrei erwiesen, daß die teure feuerfeste Ausmauerung im Dauerbetrieb standhält. Die Dampfkosten stellen sich bei beiden auch auf 1 M/t. Eine weitere Verwendungsmöglichkeit bietet die Brikettierung der Koksasche mit Teerpechrückständen oder Zellpech. Mit diesen Briketts sind im Zweiflamm rohrkessel Leistungen von 18 bis 19 kg/st Dampf f. 1 qm Heizfläche erreicht, wobei die Kosten des Dampfes aller dings etwas höher, dafür aber die Flugaschenbildungen wesentlich geringer waren. Die Versuche mit Generatoren, insbesondere zur Vergasung von Waschbergen, sind noch nicht abgeschlossen. Es scheint aber, daß auch dieser Weg der Verwertung mit Erfolg gangbar ist. Zusammenfassend glaubte Redner sagen zu können, daß die Frage der Verwertung von Koksasche, Schlamm kohle und sehr kohlenstoffreichen Waschbergen und Zwischenprodukten aus der Kohlenwäsche als befriedigend gelöst bezeichnet werden kann, und zwar scheint nach den bisherigen Versuchsergebnissen die Dampfschleier- Unterwindfeuerung, sowohl was Leistung, Wirtschaft lichkeit als auch Einfachheit anbelangt, am günstigsten zu arbeiten. Die wirtschaftliche Vergasung kohlenstoff armer Waschberge, von Koks- und von Staubkohle, läßt sich, soweit es bis jetzt übersehen werden kann, in Generatoren erzielen, wenn auch noch manche Schwierig keiten überw unden werden müssen. Allgemeines Interesse verdienen Die englischen Untersuchungen über die Kohlenstaub gefahr, worüber W. E. Garforth, Bergwerksbesitzer und Generaldirektor in Snydale Hall (Yorkshire), berichtete. Redner erwähnte die Umstände, welche im Jahre 1908 zur Einrichtung der englischen Versuchstrecke in Altofts, Yorkshire, geführt haben, und besprach sodann die Kon struktion der nach Art einer Strecke unter Tage ein gerichteten schmiedeisernen Versuchstrecke (Durch messer 2,29 m, Länge 329,4 m), die Wetterführung in der Strecke, die Verteilung des Kohlenstaubs und die Mittel zur Entzündung. Die bei den Versuchen angewandten Methoden be zweckten : a) die Darstellung der explosiven Natur des auf- gewirbelten Kohlenstaubes bei vollständiger Abwesenheit von Schlagwettern. b) das Aufsuchen eines weiteren Mittels zur Ver hütung von Kohlenstaub-Explosionen außer der Be rieselung. Es wurde berichtet über die Einwirkung von Gesteinstaub auf die Lokalisierung einer schon eine gewisse Strecke vorgeschrittenen Explosion, ferner über das Ergebnis einer Mischung von Gestein- und Kohlen staub, die Art und Weise ihrer Anwendung unter Tage mit besonderer Berücksichtigung ihrer Wirksamkeit, leichten Anwendbarkeit, geringen Kosten und Vermeidung von Herbeiführung weiterer Gefahren. c) die chemischen und physikalischen Untersuchungen der bei Kohlenstaub-Explosionen zutage tretenden Er scheinungen. Redner behandelte die für diesen Zweck entworfenen Instrumente zur Messung und Untersuchung des Druckes, der Schnelligkeit von Explosionen, der Proben von Nachschwaden usw., deren Tragweite in der Bewertung der Ausbreitungsweise von Kohlenstaub- Explosionen, Untersuchung über die Zusammensetzung der Kohle und über die bei der Erhitzung sich entwickeln den Gase usw. und machte endlich Mitteilungen über die bisher erreichten Ergebnisse und die Ziele der weiteren Forschung. Die Arbeit von Dr. Ernst J üngst (Essen) über Vereinheitlichung der Bergbau-Statistik kam nicht zur Verlesung, doch wurde darüber in der Schlußsitzung verhandelt.* Ihr wesentlicher Inhalt ist folgender: Die Frage der Vereinheitlichung der Bergbau - Sta tistik der Kulturländer hat schon verschiedene inter nationale Bergbau-Kongresse beschäftigt. Auf den beiden letzten Tagungen von 1900 in Paris und 1905 in Lüttich wurde einmütig dem Wunsche Ausdruck gegeben, die auf dem Kongresse vertretenen Regierungen möchten eine internationale Kommission zur Schaf fung einheitlicher Grundlagen für die Bergbau-Statistik einsetzen. Da dieser Wunsch trotz seiner Wiederholung keinerlei Gehör gefunden hat, dürfte sich ein Verlassen des bisher verfolgten Weges empfehlen, indem der Kon greß selbst die Initiative in dieser Frage ergreift und aus sich heraus einen ständigenAusschuß bildet, zusammengesetzt aus mindestens je zwei Vertretern der in Betracht kommenden Länder, dem vor allem die Auf gabe zu stellen wäre, sich mit den Regierungen in Ver bindung zu setzen und mit allen Kräften auf die Ein berufung einer Konferenz hinzuwirken. Als Vorarbeit für eine solche hätte der Ausschuß eine Sammlung der in den verschiedenen Ländern gegenwärtig auf dem Gebiete der Bergbau-Statistik in Anwendung stehen den Methoden vorzunehmen, die den Verhandlungen der Konferenz erst die erforderliche sachliche Unterlage schaffen würde. Diese Sammlung würde, wie mit Be stimmtheit ausgesprochen werden darf, zu der Feststellung führen, daß auch die Bergbau-Statistik in den einzelnen Ländern selbst hinsichtlich der von ihr verwendeten Begriffe und Methoden noch nichts weniger als einheitlich ist. Mag es nun auch auf den ersten Blick als eine Un gereimtheit erscheinen, an eine Vereinheitlichung der Bergbau-Statistik aller Länder heranzugehen, wo noch das einzelne Land dieser Einheitlichkeit entbehrt, so erscheint doch das damit gegebene individuelle Reformbedürfnis einer allgemeinen Reform auf diesem Gebiete in hohem Maße günstig. Allerdings dürfte Eile geboten sein, sonst stellt das einzelne Land seine eigne * Vgl. „Stahl und Eisen“ 1910, 13. Juli, S. 1212.