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sehen Darlegungen zu prüfen und zur weiteren Klärung der Breitungsfrage beizutragen. Die Arbeit ist nicht beendigt; ich möchte aber, da die Besprechung der Scheldschen Formel durch oben genannte Zuschriften einmal eröffnet ist, heute vorläufig folgendes bemerken: Scheid hat durch Versuche — die allerdings zur Aufstellung allgemein gültiger Regeln zum Teil etwas gering an Zahl erscheinen — gefunden, daß die lineare Breitung proportional dem Druck, dem berührten Walzenumfang und dem Sinus des Walzwinkels sei, dagegen umgekehrt pro portional der Höhe nach dem Stich. Es bedeutet nun aber, abgesehen von der Frage, ob die ge fundenen Abhängigkeiten zutreffend sind, einen Trugschluß, aus ihnen ohne weiteres eine Formel abzuleiten, wie der Verfasser dies tut. Denn wenn eine Größe x proportional den Größen a, b, c und d ist, so ist man natürlich noch nicht be rechtigt, die Gleichung x = a b c d aufzustellen, weil eben noch keineswegs gesagt ist, daß außer den Abhängigkeiten von a b e und d nicht auch noch andere bestehen, welche in die Gleichung aufzunehmen wären. Schon nach der Art der Entstehung der Formel kann es also keinesfalls überraschen, wenn die Wirklichkeit mit den nach Scheid berechneten Ergebnissen nicht immer über einstimmt. Tatsächlich gibt Falk ein Beispiel, in welchem die bei einem Versuch festgestellte Brei tung nur halb so groß war, wie die nach Scheid errechnete. Auf die gefundenen Abhängigkeiten kann ich heute nicht eingehen. Ich beschränke mich darauf, in untenstehender Zahlentafel 1 eine Reihe von Versuchsergebnissen den aus der Scheldschen Formel errechneten Größen für die lineare Brei tung gegenüberzustellen und daran einige vor läufige Bemerkungen zu knüpfen. Die Versuche sind nach meinen Angaben von Hrn. Ing. H. Schumann mit Schweißeisen in Handelsqualität angestellt worden. Es wurden Stäbe von 30 und von 60 mm Breite von 8, 7, 6, 5 mm auf 4 mm gedrückt; bei dem Druck von 8 auf 4 mm wurden zwei Stäbe weiß-, einer rot warm gesteckt. Der Walzendurchmesser der Ober walze betrug 324, der der Unterwalze 319 mm. Wo die Breiten nach dem Stich schwankend waren, d. i. bei großen Abnahmen, ist das Mittel der gefundenen Werte in die Zahlentafel ein gesetzt worden. Bei den Versuchen, in denen Stäbe von gleichen Abmessungen weiß- und rot warm gesteckt wurden, ist folgendes Verfahren eingeschlagen worden: Bei rotwarmen Stäben springt die Walze mehr als bei weiß warmen. Man ist deshalb, wenn der rotwarme Stab gleiche oder geringere Breite aufweist als der weißwarme, noch nicht zu dem Schluß berechtigt, daß käl teres Eisen gleich oder weniger breite wie wär meres. Die gleiche oder geringere Breitung kann vielmehr auch von dem vermehrten Springen her rühren, d. h. daher, daß der kältere Stab trotz gleicher Stellung der Druckspindeln weniger ge drückt worden ist. Um den Einfluß des Springens der Walzen möglichst zu beseitigen, wurde nach dem weißwarmen Stab zuerst ein Probestab rot warm durch die Walze gelassen. Dieser wurde gemessen und die Druckspindel um so viel an gezogen, als der kalte Stab nach dem Durchgang sich dicker als der warme ergab. Hierauf wurde der eigentliche Versuchsstab in rotwarmem Zu stande, möglichst in der gleichen Temperatur wie der Probestab, gesteckt, so daß er nach dem Durchgang ungefähr die gleiche Dicke wie der weiß warme auf weisen mußte. Bei Versuch 18 ist diese Korrektur gegenüber 9 genau ge lungen (Stab Nr. 9 mißt, nachdem er weißwarm gedrückt ist, ebenso wie nach dem Auswalzen im roten Zustand, 3,8 mm). Bei Versuch Nr. 17 ist die Korrektur nicht ebenso gut geglückt; es besteht gegenüber Versuch 1 ein Unterschied in der Dicke von 0,3 mm, wohl von verschiedener Temperatur des Probestabes gegenüber dem Ver suchsstabe herrührend. Die Abnahme durch Ab brand (0,3 mm in der Breite und 0,2 mm in der Dicke für weißwarme Stäbe) wurde ebenfalls durch Probestäbe gleicher Abmessung wie die zu den Versuchen benutzten festgestellt und von den gemessenen Breiten und Stärken vor dem Stich abgezogen. Die in der Zahlentafel 1 dargestellten Versuche ergeben: 1. Die wirklich gemessene Breitung stimmt mit der nach Scheid berechneten bei den weiß warmen Stäben bei den Drücken 4, 2 und 1 mm annähernd, aber nicht gut bei 3 mm Druck überein. Was die rotwarm gesteckten Stäbe betrifft, so stimmen bei 60 mm Breite die gemessene und berechnete Breitung gut, bei dem 30 mm breiten Stab dagegen stimmen sie schlecht überein. 2. Der Stab von 60 mm Breite breitet bei dem Druck von 4 mm weniger als die Formel ergibt, der Stab von 30 mm Breite mehr. Durchweg breitet der schmale Stab bei den gleichen Drücken mehr als der breitere, und der Unterschied wächst mit steigendem Druck. Die von Scheid aufge stellte Regel, daß die Breitung unabhängig von der Stabbreite sei, hat also zum mindesten nicht allgemeine Gültigkeit und trifft nur bei geringen Drücken und mittleren Breiten annähernd zu. 3. Auch die Seheldsche Beobachtung, daß die Breitung unabhängig von der Walztemperatur sei, scheint keinen Anspruch auf allgemeine Gül tigkeit zu haben (siehe Versuche 1 und 17, 9 und 18). 4. Im ganzen erwecken die zusammengestell ten Ergebnisse nicht den Eindruck, als ob die Abweichungen von den nach Scheid errechneten Werten in Zufälligkeiten, wie Beobachtungsfehlern usw., lägen. Vielmehr lassen z. B. die starken Abweichungen in allen vier Fällen mit 3mm