Der Nathusius-Ofen leistet also metallurgisch dasselbe, wie die anderen Elektrostahlöfen. Die Konstruktion ist sehr einfach. Durch die Möglich keit beliebiger Beheizung an der Oberfläche des Bades oder vom Herdboden aus übertrifft dieses System die anderen Kohlenelektroden-Oefen. Die weitere Ausbildung der Beheizung von unten bei vollständiger Ausschaltung der Lichtbögen wird vielleicht auch die Lösung anderer Aufgaben er reichen lassen. Jedenfalls darf man mit Interesse der Weiterentwicklung dieses Ofensystems ent gegensehen. Ueber Zementation im luftleeren Raum mittels reinen Kohlenstoffes.* Von Dr.«Ing. Fritz Weyl in Essen. (Mitteilungen aus dem Eisenhüttenmännischen Institut der Königl. Technischen Hochschule zu Aachen.) I rotz der außerordentlich umfangreichen Lite- I ratur über das Wesen des Zementierens hat dieser Vorgang noch keine allgemein anerkannte Erklärung gefunden. Noch bis in die jüngste Zeit Abbild. 1. Konstruktion des Versuchsofens. gingen die Ansichten über die Frage, ob elementarer Kohlenstoff imstande ist, zu zementieren, weit aus einander. Es war der Zweck der vorliegenden Untersuchungen, durch sorgfältige Wahl der Ver suchsbedingungen diese Frage zu entscheiden. Als Zementiermateria lien gelangten zur Anwen dung: Zuckerkohle, Cey longraphit, aus Roheisen abgeschiedener künstlicher e Graphit (Garschaum), welche durch Chlorgas, Wasserstoff, Fluß- und Schwefelsäure auf das sorg fältigste gereinigt waren, und Diamantpulver. Rein stes Elektroflußeisen wurde den R Zementierversuchen unterworfen. Die Haupt schwierigkeiten bot die Konstruktion eines Ofens, der bei höheren Tempe raturen, bis zu etwa 1000", noch die Herstellung eines guten Vakuums gestattete, d. h. der Druck durfte 0,05 bis 0,1 mm Quecksilber säule nicht überschreiten. Ein gewöhnlicher Heraeus- ofen mit doppelt glasier tem Porzellanrohr, welches ausgepumpt und von außen mittels einer Platinspirale geheizt wird, erfüllt diesen Zweck zu unvollkommen, da ein Porzellanrohr bei Tem peraturen über 900’ nicht mehr vollkommen dicht ist. Bei der ersten Konstruktion wurde deshalb der Heiz widerstand selbst mit in das Vakuum verlegt. Diese Konstruktion hat aber den Nachteil, daß die Platin wicklung nicht lange genug hält, da dieses Metall im Vakuum bei den in Frage kommenden Tempera turen rasch zerstäubt wird und die Folie dann bald durchbrennt. Auch der Ersatz der Platinspirale durch eine Kohlespirale sowie die Verwendung von Kryptol als Widerstandsmasse gaben keine gün- Abbild. 2. Ansicht des Versuchsofens. stigeren Resultate, bis schließlich folgende Kon struktion zum Ziele führte (Abb. 1 und 2). i ist das innere Porzellanrohr, welches am unteren Ende rund geschlossen ist und den Versuchskörper auf zunehmen hat. Es besteht aus beiderseitig glasiertem Hartporzellan (der Kgl. Porzellan-Manufaktur in * Autoreferat eines vor dem Internationalen Kon greß, Düsseldorf 1910, gehaltenen Vortrages. Vgl. „Me tallurgie“ 1910, 22. Juli, S. 440.