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17. August 1910. Der Elektrostahlofen System Nathusius. wenig, offenbar durch die infolge Ungleichmäßigkeit in der Stampfung bewirkten Widerstandsunter schiede (bis 4 Volt Unterschied); anderseits ändert sich aber natürlich auch die Leitfähigkeit der Ofen sohle mit zunehmender Erhitzung und damit auch die Spannungsverhältnisse zwischen den Elektroden. Wenn Ofen und Charge noch nicht sehr hoch erhitzt sind, beläuft sich die Spannung auf 15 bis 20 Volt, sie sinkt bei stärkerer Erhitzung auf etwa 12 Volt. Eine Regulierung der Kohlenelek troden ist bei normalem Betriebe eigentlich nur zu Beginn der Charge erforderlich, wenn beim Einschmelzen des Stahles und der Schlacke Lichtbogenschwankungen auftreten, oder wenn beim Aufbringen von Zuschlägen heftige Reaktionen im Bade vor sich gehen. Die Regulierung geschieht durch je ein Handrad. Der Stromverbrauch betrug für weiche Chargen rund 1700 bis 2000 KW/st für eine Charge von 5 bis 5% t Einsatz, für die Tonne also etwa 300 bis 400 KW/st. Diese Zahl für sich betrachtet, erscheint ziemlich hoch, dazu sind aber einige Erläuterungen nötig. Erstens handelt es sich um lauter weiche Chargen, die naturgemäß eine längere Raffinationsdauer erfordern als harte Chargen; dann aber spielen die örtlichen Verhältnisse hier auch eine bedeutende Rolle: Das Thomas flußeisen kam, weil es einen weiten Weg vom Thomasstahlwerk zurücklegen und zwei mal durch den Stopfen gegossen werden mußte, so kalt in den Ofen, daß ab und zu Bären in der Einsatzpfanne blieben. Der Ofen konnte mit Rücksicht auf den Betrieb des Martinstahlwerkes, welches gemeinsam mit dem elektrischen Ofen eine Gießhalle und einen elektrischen Laufkran benutzte, nicht immer fortlaufend in Betrieb gehalten werden und mußte oft längere Zeit warten, sowohl auf neues Material als auch bei dem Ausguß. Trotz, dieser ungünstigen Verhältnisse sind öfter solche Chargen mit weniger als 300 KW/st f. d. t hergestellt worden, wie ich aus demBetriebsbuche er sehen habe (296, 274, 280, 276, 303, 290 KW/st). Ich habe selbst einer Charge beigewohnt, die unter sehr ungünstigen Bedingungen arbeiten mußte. Das Ofen- innere hatte im Augenblick des Eingusses nur noch eine Temperatur von 990° (mit Wanners optischem Pyrometer gemessen) und das einfließende Thomas material nur 1450°. Die Charge war trotzdem in 3% Stunden zum Auskippen fertig, es mußte aber wegen örtlicher Verhältnisse noch 1/4 Stunde gewartet werden, bis der Guß vor sich gehen konnte. Der Stromverbrauch wäre ohne die Wartezeit 309 KW/st f. d. t gewesen. Es ist also wohl kein Zweifel, daß der Kraftverbrauch im Nathusius-Ofen, sobald derselbe mit dem gleichen Material auf dieselben Erzeugnisse und unter denselben Bedingungen arbeitet wie andere Oefen, auch mit mindestens der selben Strommenge auskommt. verbrauch bedürfen aber der näheren Erläuterung, denn sie gelten, wie weiter unten angeführt werden wird, nur für die örtlichen Verhältnisse. Die Stromverhältnisse am Ofen lassen sich leicht überwachen, da in dem vom Ofen durch die Glaswand getrennten Nebenraum reichlich Meß instrumente vorhanden sind. Der Mann, welcher mit dem Handrad den Abstand der drei Kohlenelektroden Abbildung 5. Ofen während des Ausgießens. vom Bade regelt, hat freien Ausblick auf den Ofen, um bei irgendwelchen Zufälligkeiten sofort eingreifen zu können; er hat ferner vor sich drei Ampere meter und die dazugehörigen Wattmeter, nach deren Angaben er den Abstand der Elektroden einstellt und hält. Die eigentlichen Stromschwan kungen waren sehr gering. Wie schon erwähnt, wurde in der ersten Periode mit größeren Strom mengen gearbeitet als später, nachdem das Bad die nötige Temperatur hatte. Die Spannungsverhältnisse blieben trotzdem während der ganzen Zeit fast genau dieselben. Die Spannung zwischen den drei Kohlen elektroden betrug fast stets genau 100 Volt (bis höchstens 110 Volt), die Spannung zwischen den oberen und unteren Elektroden blieb gleichmäßig auf 60 Volt (— 4). Die Spannung zwischen den drei Bodenelektroden ist an und für sich gering, sie wechselt zwischen den einzelnen Elektroden ein