17. August 1910. Der Elektrostahlofen System Nathusius. Stahl und Eisen. 1413 selbst nur nach hinten kippen kann, wo er von der Bühne angehalten wird; es kann also niemals, auch bei einem Versagen der Kippvorrichtung, der Stahl von selbst aus dem Ofen laufen. Wie aus den Abb. 2 und 3 zu erkennen ist, treten durch das Gewölbe des Ofens, über ein gleichseitiges Dreieck verteilt, drei Kohlenelektroden in den Ofen raum ; es sind Kohlenblöcke von 250 x 250 mm Querschnitt und 2 m Länge, die durch eine Seiten fassung mit vier Bolzen gefaßt sind. Sie sind an Zug seilen durch Laufrollen an Schienen aufgehängt. Die genaue Einstellung des Elektrodenabstandes von der Badoberfläche ge schieht von Hand; beim Auskippen der Charge jedoch werden sie durch schnellaufende Motore hochgezogen und beim Zu- rückkippen sofort wieder eingesenkt. Die Strom- zufuhr zu den Kohlenelek troden geschieht durch je zwölf biegsame Kupfer lamellen; zu den Boden elektroden führen je sechs Kabel vom Haupttrans formator und sechs Kabel vom Zusatztransformator. Das unterste Stück der 220 mm starken Boden elektroden wird durch eine gemeinsame Kühlwasser leitung gekühlt. Die Koh lenelektroden sind von ein zelnen Kühlkasten um geben. Durch die Art der Fassung ist es bequem möglich, die einzelnen Kohlenelektroden restlos aufzubrauchen,dasie durch Gewinde leicht angestückt werden. Alle elektrischen Apparate, Meßinstrumente und Reguliervorrichtungen sind, von der Ofenbühne durch eine Glaswand ge trennt, in einem besonderen Raume untergebracht, von wo aus der Ofen übersehen werden kann. Die Bühne ist etwa 7,5 x 7,5 m groß und liegt 2,35 m über der Hüttensohle; der vordere Teil kann hydraulisch zur Seite geschoben werden, so daß die am Laufkran hängende Pfanne bequem unter den Ausguß des Ofens gefahren werden kann. Es mag nun vielleicht auf den ersten Blick etwas befremdlich erscheinen, daß die oberen Elektroden nicht durch Halter am Ofen befestigt sind, wie das bei anderen Ofensystemen üblich ist. Diese An ordnung der freien Aufhängung bietet aber mancherlei Vorteile. Wenn an einem verhältnismäßig kleinen Ofen drei schwere Galgen für die Elektroden und die dazugehörigen Reguliervorrichtungen befestigt werden müssen, dann wird der Apparat etwas schwerfällig, wie das auch die jüngste Abbildung des amerikanischen 15 t-H6roult-Ofens zeigt; die ganze Apparatur muß mitgekippt werden, das ent stehende große Kippmoment verlangt besonders starke Kippvorrichtungen. Demgegenüber ist der mit freihängenden Elektroden ausgestattete Ofen von allen Seiten leicht zugänglich; das Auswech seln eines Gewölbedeckels kann ohne weiteres in etwa®/ 4 bis 1 Stunde geschehen; die freihängenden Elektroden werden zwecks Auswechslung einfach beiseite gezogen, und die Arbeiten können ohne Belästigung durch die dem Ofen entströmende Hitze vorgenommen werden. Die Elektroden werden beim Abschlacken etwas gehoben, sie können selbst dann im Ofen bleiben, wenn gekippt wird; bequemer ist es jedoch, sie in letzterem Falle herauszuziehen. Der Abbrand ist dabei offenbar auch nicht größer, als wenn die Luft im Ofen an die Elektroden kommt; höchstens kühlen sie oberhalb des Ofens etwas schneller ab, der Ausguß dauert aber ja nur wenige Minuten. Die in den Abb. 4 und 5 wiedergegebenen photographischen Aufnahmen lassen die ver schiedenen Konstruktionsteile des Ofens ganz deut lich erkennen. Was die Ausfütterung des Ofens betrifft, so ist der ganze Unterteil aus Dolomitmasse gestampft; der Deckel ist aus hochtonerdehaltigen Steinen gemauert. Auch die auf die Bodenelektroden aufgestampfte leitende Masse besteht aus gebranntem Dolomit. Die Haltbarkeit des Herdes wurde als eine sehr * Abbildung 2 und 3.