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1404 Stahl und Eisen. Ueber den heutigen Stand der Gichtgasreinigung in Deutschland. 30. Jahrg. Nr. 33. Die bisher besprochenen Kühler waren alles statische Apparate. Es gibt auch bewegte Kühler, und zwar bei den Gasreinigungsanlagen nach dem System Bian. Dieselben bestehen aus einem Behälter, in welchem Scheiben aus Drahtgewebe rotieren, welche unten in ein Wasserbad tauchen und durch welche das Gas hindurchstreichen muß, indem es sich dabei abkühlt. Die in diesen Kühlapparaten erzeugte Abkühlung erreicht nicht diejenige in den statischen Apparaten, weil es aus praktischen Gründen nicht möglich ist, bewegte Apparate mit solch großem Volumen zu bauen wie statische Apparate. Mechanische Reiniger. Beim Beginn der Entwicklung der Gichtgas-Reinigungsanlagen hatte man geglaubt, in den sta tischen Kühlem die Reinigung (Staubausscheidung) bis auf den heute für Heizzwecke gewünschten Reinheitsgrad vornehmen zu können. Diese Ansicht hat sich als irrig erwiesen. Der feine Staub läßt sich lediglich auf mechanischem Wege durch Zentrifugierung an das Wasser binden und damit aus dem Gase ausscheiden. Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Systeme der mechanischen Gichtgasreinigung ausgebildet, und das Schaubild Abb. 4 zeigt, wie sich die zurzeit in Deutsch land gereinigte Gichtgasmenge auf die verschiedenen Systeme verteilt: In der Hauptsache sind es vier Systeme, welche in Frage kommen, und zwar: System Zschocke, welches von den Zschocke-Werken Kaiserslautern, A. G., in Kaiserslautern ausgeführt wird; System Theisen, ausgeführt von der Dinglerschen Maschinenfabrik, A. G., Zweibrücken, und von der Dinnendahl-Maschinenfabrik, A. G., in Steele a. d. Ruhr; System Bian, ausgeführt vom Eicher Hütten-Verein Le Gailais Metz & Cie. in Dommeldingen; System Schwarz, ausgeführt von Louis Schwarz & Cie., Dortmund. Aus dem Schaubild ist zu ersehen, daß nach dem System Zschocke 2100000 cbm, nach dem System Theisen . 1603000 „ nach dem System Bian . . . 660000 ,, nach dem System Schwarz 250000 ,, Gichtgas gereinigt werden. Auf verschiedene andere Systeme entfallen dann noch rd. 230 000 cbm Nachstehend sollen die Systeme in derselben Reihenfolge einzeln besprochen werden. a) SystemZschocke. Die weite Verbreitung dieses Systems ist begründet in der großen Einfachheit und Uebersichtlichkeit der einzelnen Apparate, welche eine sehr hohe Betriebssicherheit gewährleisten und jeden gewünschten Reinheitsgrad erieichen lassen. Ein weiterer Vorzug dieses Systems ist die starke Betonung der intensiven Kühlung der Gase. Die Kühler werden bei den Anlagen nach diesem System sehr reichlich bemessen und mit dem Hordeneinbau, Original Zschocke, ver sehen, welcher sich in allen Betrieben bestens bewährt hat. Die Berieselung erfolgt durch die schon erwähnten Tropfapparate, Original Zschocke. Abb. 5 auf Tafel XXVII stellt eine Gasreinigungsanlage, System Zschocke, für 140000 cbm Gas i. d. Stunde dar, wovon 35 000 cbm für Motorzwecke fein gereinigt werden. Nachdem das Gas die Trockenreiniger und die Kühler passiert hat, tritt dasselbe in Gasreinigungs-Ventilatoren, System Zschocke, ein, in welchen es mit eingespritztem Wasser zentrifugiert wird. Der Eintritt erfolgt durch die beiden seitlichen Saugstutzen, in welchen auch die rotierenden Wasserzerstäuber eingebaut sind. Das Gas wird durch den Wasserschleier, welchen die Wasserzerstäuber bilden, durchgesaugt. Dabei mischt sich das Wasser mit dem Gas innig, wird darauf von dem Flügelrad erfaßt und zentrifugiert, wobei die Pressung des Gases erhöht wird. Die feinen Staubteilchen, welche in dem Kühler nicht genügend Wasser angesaugt haben, werden hier im Flügelrad und beim Ausschleudern ausdemselben mit dem Wasser unter Druck zusammengepreßt und so an das Wasser gebunden. Das Gas- und Wassergemisch tritt hierauf in den Wasserabscheider ein. In den verlängerten Eintrittsstutzen der Wasserabscheider sind Stoß flächen (Winkeleisen) eingebaut, welche das schmutzige Wasser von dem gereinigten Gase trennen. Daraufhin tritt das Gas tangential in den Wasserabscheider ein, wodurch ihm eine rotierende Be wegung erteilt wird. Die noch mitgerissenen Wasserteilchen werden dabei ausgeschieden. In dem obe ren Teile des Wasserabscheiders sind noch Stoßhorden eingebaut, welche die feinsten Wasserteilchen zurückhalten, so daß das Gas den Wasserabscheider gut getrocknet und gereinigt verläßt. Das Wasser fließt aus dem Wasserabscheider durch ein Syphonrohr ab, ähnlich demjenigen wie bei den Kühlern. Abb. 4. Schaubild der Verteilung der verschiedenen Gichtgasreinigungs-Systeme.