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1398 Stahl und Eisen. Veber den heutigen Stand der Gichtgasreinigung in Deutschland. 30. Jahrg. Nr. 33. 3. die Reinigungskosten für Rohrleitungen. Winderhitzer u. Kessel werden sehr erheblich herabgesetzt; 4. die durch das häufige Kaltstellen der Winderhitzer zwecks Reinigung sich ergebenden Wärme- Verluste fallen fort; 5. der Nutzeffekt der Winderhitzer steigt bedeutend, weil die Heizflächen rein bleiben; 6. der Gasmotorenbetrieb wird betriebssicher; die lästigen Verstopfungen, Verschmutzungen und der sehr rasche Verschleiß schwer zugänglicher Teile im Innern der Motore fallen fort. B. Dazu kommen weitere bedeutende Vorteile, welche sich aus der Kühlung der Gichtgase ergeben: 7. das Volumen des Gases erfährt eine Verminderung und die Rohrleitungsdurchmesser werden bedeutend kleiner; 8. der im Gase enthaltene Wasserdampf wird zum größten Teil kondensiert und abgeschieden; das Gas wird also getrocknet; 9. dadurch wird das Gas leichter brenn- und entflammbar; 10. der Heizwert des Gases wird erhöht; 11. es wird eine höhere Verbrennungstemperatur des Gases erzielt, wodurch der Wärmeübergang in den geheizten Flächen der Winderhitzer und Kessel beschleunigt, d. h. der Wirkungsgrad der Heizung dieser Apparate erhöht wird; 12. dadurch wird auch die Windtemperatur erhöht. Dem Fernerstehenden erscheint es auf den ersten Augenblick paradox, daß es nützlich sein sollte, Gichtgase — die für Heizzwecke dienen sollen — vorher intensiv abzukühlen. Und doch hat die Praxis die hohe Nützlichkeit der intensiven Kühlung der Gichtgase bewiesen! Die Lösung des Rätsels ist in dem Wasserdampf zu su chen, welchen die Gicht gase in mehr oder minder großen Mengen enthalten, und der durch die atmo sphärische Luft und die immer etwas feuchten Erze und Zuschläge sowie durch den Koks als Wasserdampf und Wasser in den Hoch ofen gelangt. Wenn man feuchtes Gichtgas verbrennt, so muß der Wasserdampf in der Flamme bis auf die Ver brennungstemperatur über hitzt werden, wozu in der Regel allein schon mehr Wärmeeinheiten benötigt werden, als durch eine vorherige Abkühlung bzw. Trocknung verloren gehen. Hierzu kommt aber noch, daß die Verbrennungstemperatur von Gichtgas die Zersetzungszone für Wasser erreicht. Der Wasserdampf wird ganz oder teilweise zersetzt und entzieht dadurch der nützlichen Heizung am Anfang sehr große Wärmemengen. Allerdings verbrennt der sich bildende freie Wasserstoff im weiteren Verlauf der Heizung bei sinkender Temperatur und genügendem Sauerstoffüberschuß wieder zu Wasser, aber dies geschieht zum Teil schon in Kanälen und Zügen, die für die praktische Heizung nicht mehr ins Gewicht fallen, und die Folge davon ist die praktische Erscheinung, daß Feuerungen mit nassem Gas gegenüber solchen mit trockenem Gas einen bedeutend schlechteren Wirkungsgrad ergeben, selbst wenn die Eigenwärme des trockenen Gases kleiner ist als die des nassen Gases. Abb. 1 zeigt durch einige Schaulinien, welche Einwirkung der Wasserdampfgehalt auf den nutzbaren Heizwert und den pyrometrischen Heizeffekt von Gichtgasen besitzt. Untersucht ist 1 Kubikmeter Hochofengas, bezogen auf 0 0 C und 760 mm Druck mit 27,5 Volumen % CO 11,5 , , CO, , 50,7 » >> N ,, 10,3 „ „H,O dampfförmig, verbrannt mit 100 % Luftüberschuß bei einer Lufttemperatur von 10 0 C und bei Gastemperaturen von o—130 0 C. Der Taupunkt des Gases mit einem Wasserdampfgehalt von 10,3 Volumprozenten liegt bei 50 0 C. Wird das Gas weiter abgekühlt, so kondensiert der Wasserdampf immer mehr und mehr. Die Kurve des nutzbaren Heizwertes und die Kurve des pyrometrischen Heizeffektes steigen um so Abb. 1. Graphische Darstellung der Einwirkung des Wasserdampfgehaltes des Gichtgases auf den pyrometrischen Heizeffekt und den nutzbaren Heizwert des Gases. 1 cbm Gichtgas bezogen auf 0°C, mit ) verbrannt mit 100°/ 0 Luftüberschuß bei 27,5 Vol. °/ 0 CO, 11,5 °/ 0 CO2, 50,7 % N, / 10° C Lufttemperatur, bei Gastempera- 10,3%20-Dampf J tur von 0—130° C. Spez. Wärme = 0,3 f. d. cbm.