In der Zentrale des Blockwerkes laufen zwei mit Verbundmaschinen direkt gekuppelte Drehstrom generatoren von je 290 KW bei 500 Volt 50 Perioden. Der Strom wird mittels Kabel einer rd. 12 m langen Schaltwand zugeführt, von der aus die Verteilung ebenfalls durch unterirdisch verlegte Kabel erfolgt. Ein Teil des elektrischen Stromes wird auf diese Weise an die Kran-, Aufzugs- und Rollgangmotoren sowie an die Ventilator- und Pumpenmotoren des Martin- und Blekwerkes abgegeben. Die Zahl dieser Motoren, welche auch die Antriebe für zwei Lichterzeugungsmaschinen einschließen, beträgt 93, ihre Gesamtleistung 1369 PS. Der andere Teil der in der Blockwerkzentralc abgegebenen Energie wird von 500 auf 5000 Volt transformiert, um mittels eines unterirdisch verlegten Hochspannungskabels den übrigen Verbrauchszentralen zugeführt zu werden. Eine zweite Dampfzentrale mit einem 900 PS direkt gekuppelten Drehstromgenerator befindet sich im Blechwalzwerk. Diese Station ist ebenfalls mit einer aus 12 Feldern zusammengesetzten Hoch spannungsschaltanlage ausgerüstet, über welche die Energie des vorerwähnten Generators sowie die der übrigen Erzeugerstationen zur Verteilung an die im Blechwalzwerk aufgestellten Motoren gelangt. An letzteren sind vorhanden drei Stück 400 PS- und ein 300 PS-Walzenzugmotor von 5000 Volt für den An trieb von Feinblechstraßen und des Polierwerks. Außerdem sind für die verschiedensten Kleinantriebe 73 Motoren mit einer Gesamtleistung von 985 PS aufgestellt. Hierzu kommen noch für die Beleuchtung des Blechwalzwerkes vier in besonderen Räumen untergebrachte Umformer, bestehend aus einem Drehstrommotor in direkter Kupplung mit einer Gleichstromdynamo von 110 Volt. Die Leistung dieser Maschinen beträgt 176 PS. Der Erzeugung elektri scher Energie dienen ferner noch zwei Turbinen stationen, denen das Wasser derWied und des Aubaches durch den sogenannten Hammergraben zufließt. In der oberen Wasserkraftzentrale beim Blech walzwerk laufen zwei Maschinensätze, je bestehend aus 'einer Francis-Turbine und einem 300 PS-Dreh stromgenerator, in der unterhalb etwa 1 km vom Rhein entfernt liegenden zwei Turbinensätze von je 200 PS. Alle vier Generatoren erzeugen Drehstrom von 500 Volt. Eine etwa 2 km lange unterirdisch verlegte Hochspannungskabelleitung verbindet die zwei Dampf- und die zwei Wasserkraftzentralen unter einander. Da wo das Hochspannungskabel das Säge werk passiert, wird es unterbrochen, um über einem Transformator Kraft für sieben Motoren mit einer Gesamtleistung von 124 PS für die einzelnen Betriebe des Sägewerkes abzugeben. Die statio nären Dampfmaschinen sowie die elektrischen Zentralen besitzen eine Leistung von insgesamt 2850 + 2760 = 5610 PS. Zum Schluß noch einige Worte über die vor handenen Wohlfahrts-Einrichtungen. Von jeher war Rasselstein bemüht, außer den ihm gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungen für die Arbeiter noch über diesen Rahmen hinaus weitere Fürsorge für dieselben zu schaffen. Die am 1. Juli 1828 freiwillig unter dem Namen „Rasselsteiner Ar beiter-Gesellschaft“ gegründete Krankenkasse wurde im Jahre 1884 unter den gesetzlichen Formen in die Rasselsteiner Betriebskrankenkasse umge wandelt. Sie gewährt heute neben den gesetz lichen Leistungen infolge ihres günstigen finanziellen Standes weitere Vorteile. Unter anderem erhalten die im Krankenhause untergebrachten Mitglieder das volle Krankengeld. Den Kranken stehen vom Werk eingerichtete Wasser- und Lichtbäder zur freien Verfügung. In ernsteren Fällen ist die Kasse in der Lage, Kuren in Heilbädern gewähren zu können. Aus der Unterstützungskasse, welcher jährlich rund 18 000 Mark zur Verfügung stehen, werden nach dem Ermessen des Vorstandes Unterstützungen an bedürftige Arbeiter und deren Witwen ausgezahlt. Um für diejenigen Arbeiter, welche wegen Krankheit oder Alter im Betriebe nicht mehr tätig sein können, eine Arbeitsgelegenheit zu schaffen, ist das Werk dazu übergegangen, Landwirtschaft zu betreiben. Auf Wunsch der Arbeiter wurde im Jahre 1907 eine Konsumanstalt mit Bäckerei errichtet, welche sich großen Zuspruchs erfreuen und den Konsu menten in den beiden letzten Jahren je 7 % Divi dende eingebracht haben. In der Menage können täglich 64 Mann wohnen und 100 Mann zu mäßigen Sätzen gespeist werden. Heizbare Speisentransport wagen bringen zur Mittagszeit aus den umliegen den Ortschaften für etwa 500 Arbeiter das Mit tagessen gewärmt, unentgeltlich auf das Werk. Für Bade- und Waschgelegenheit ist reichlich Sorge getragen. Diesen Sommer wird noch eine besondere Badeanstalt für die Arbeiter eingerichtet werden. — Anderthalb Jahrhunderte sind über die Arbeits stätten des mit dem Geschick der Familie Remy engverknüpften Rasselsteiner Eisenwerks dahingegangen! Nicht viele Eisenhütten aus dem 18. Jahrhundert haben dem Ansturm der Zeiten Widerstand geleistet. Wenn die Eisenwerke in Rasselstein heute in blühendem Zustand sich be finden und der ganzen Gegend zum Segen gereichen, so liegt dies daran, daß sie sich den jeweiligen Zeitverhältnissen angepaßt haben, daß die Leitung mit ebensoviel Intelligenz wie Zähigkeit neue Fa brikationszweige aufgesucht und mit Erfolg ein geführt und es überdies verstanden hat, sich eine seßhafte und gut geschulte Arbeiterschaft heran zubilden, die mit der Werksleitung zu allen Zeiten in vollster Eintracht verbunden war. Mögen die gleichen Verhältnisse auch in Zukunft stets obwalten. Dazu ein helles Glückauf! Die Redaktion.