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1370 Stahl und Eisen. Die Kernstützen in früherer und neuerer Zeit. 30. Jahrg. Nr. 32. Trotz aller Sympathie, die dem handgeschmie- deten Kemnagel früher und noch heute mit Recht entgegengebracht wird, verzeichnet er doch den Uebelstand einer etwas kegelförmigen Kopfbildung, die ihn für die ebenen Flächen der Kerne nicht so begehrenswert erscheinen ließ. Auch war der Preis dieses Kemnagels infolge seiner Anfertigung von Hand hoch; aus dieser Ursache heraus kann wohl gefolgert werden, daß man auf den Gedanken kam, Kemnägel ähnlicher Art maschinell herzustellen. Damit erreichte man eine neue Form, wie sie Abb. 3 darstellt, mit dem erwünschten flachen Kopf, aber wieder dem Runddraht eigenen parallelen Schaftflächen. Nichtsdestoweniger dürfen aber diese beiden Arten Kemnägel bis auf den heutigen Tag den weitgehenden Anspruch auf Vollkommenheit erheben, wie man auch allenthalben die Wahr nehmung machen wird, daß diese beiden Arten den neueren Kemnägeltypen in der Verwendung vor gezogen werden. Bei den „Spreiz-Kernnägeln", Abb. 4, wird den beschriebenen beiden Hauptübelständen durch ihre den runden Kernformen sich anpassende, entspre- Abb. 6. chend gebogene Kopfform wie auch durch einen größe ren Widerstand im Sande, infolge des eigenartig konstruierten Spreizschaftes, wirkungsvoll begegnet. Die Tragfähigkeit dieses Nagels ist naturgemäß den anderen erwähnten Kernnägeln bei weitem über legen, und seine Verwendung ist stets bei den Guß stücken vorzuziehen, bei welchen die Kemnägel im allgemeinen keine Veranlassung zu Ausschuß durch Undichtigkeit bieten, und keine höheren Anforde rungen auf Tragfähigkeit gestellt werden. Bei Guß stücken indessen, die unter ständigem Druck arbeiten müssen, ist zum Abstützen der Kerne der handge schmiedete Kernnagel entschieden vorzuziehen, weil der schwächere Schaft mit dem flüssigen Eisen sich besser verbindet und bezüglich Undichtigkeit des Gußstücks bisher selten zu Klagen Anlaß gegeben hat. Die erste Abbildung zeigt den Spreiznagel in dem Zustande, wie er im Handel zu kaufen ist; die zweite stellt ihn nach dem Einstechen in die Sandform dar; damit soll veranschaulicht werden, wie der geteilte Schaft des Nagels sich auseinander spreizt und so dem Kerndrucke einen größeren Widerstand entgegensetzt. Neuerdings werden in Fachblättern Drahtkern stützen nach Abb. 5 angepriesen, deren Konstruktion wohl etwas Neues darstellt und in bezug auf Stabilität sowie Tragfähigkeit den anderen allen mindestens Abbildung 8 und 9. gleichkommt; wieweit sich diese Stütze im Gießerei betriebe einbürgern wird, bleibt abzuwarten, denn die durch die eingerollte Drahtspirale hervorgerufene unglatte Kernstützfläche innerhalb der Wandung eines Gußstückes kann leicht ihrer Verwendung Einhalt tun. Im Gießereibetriebe verwendet man des öfteren Kernnägel zum Einstecken in solche starke F ormstellen mit gutem Erfolge, wo Lunkerstellen zu erwarten sind. Man erreicht da durch, daß die Nagel köpfe eine schnellere Erstarrung des flüssigen Eisens an der betref fenden Stelle herbei führen. In derartigen Fällen dürfte sich der Spiral-Kernnagel besser eignen als alle anderen Systeme, weil infolge der im Spiralkopfe ver teilten größeren Eisen masse die Lunker in den Form verstärkungsstellen durch schnelleres Ab leiten der im flüssigen Eisen enthaltenen Wärme erfolgreicher vermieden werden können, was man sonst durch Verwendung von zwei und drei Kern nägeln anderer Systeme erreichen mußte. Im Anschluß hieran möchte ich nicht unterlassen, ergänzend anzufügen, daß bei ganz schwachwandigen Gußstücken, bei denen Köpfe der handgeschmiedeten oder maschinell angefertigten Kemnägel ein voll kommenes Umlaufen des flüssigen Eisens nicht er warten lassen, man sich der einfachen Formerstifte mit Vorliebe und sehr gutem Erfolge bedient, wenn es nicht angebracht erscheint, der Größe der Kern nägelköpfe entsprechende örtliche Verstärkungen der Wandungen durch Knöpfe, Warzen bezw. Duppen (Abb. 6) vorzunehmen. Das Gebiet der Kemnägel in engerem Sinne weist weitere Neuerungen in dem „Wandstärken- Kernnagel“, Abb. 7, auf, welchen man im eigentlichen Sinne wohl als eine Doppelstütze bezeichnen darf; er hat sich auch besonders bei Massengebrauch für Röhren- und Kleinguß seiner bequemen Verwend barkeit wegen sehr schnell eingeführt und ist heute ein viel begehrter Artikel geworden. Diese Wand-