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sondern entweder nach einem Vorversuch dem tat sächlichen Bruchwiderstand möglichst angepaßt oder ein für allemal festgelegt werden muß, wenn anders die Ergebnisse vergleichbar sein sollen. Da sich bis her ein wesentlicher Unterschied zwischen den stati schen Proben und den Schlagproben nicht ergeben hat, so muß es vorderhand dahingestellt bleiben, ob die Schlagprobe überhaupt geeignet ist, neue Gesichts punkte für die Bewertung der Beschaffenheit von Gußeisen zu erbringen. Eine Kerbung der Stäbe erscheint nicht zweckmäßig, da dieselben auch ohne Kerbe zum Bruch gelangen und die Verringerung des Bruchwiderstandes den Einfluß der Schlagintensität auf das Ergebnis vergrößert. Die Kernstützen in früherer und neuerer Zeit. Von Gießerei-Ingenieur H. Vetter in Breslau. B is in die kleinsten Einzelheiten hinein reichen die Verbesserungen, die dem Gießereiwesen in den letzten Jahren zu hoher Leistungsfähigkeit verholten haben; ist doch jedes Ding, auch das kleinste, wert beachtet zu werden, und hängt ja häufig genug von der Güte der kleinsten Bestandteile einer Sache das Gelingen des Großen und Gewollten ab. Wenn nun auch die Kernstütze in früheren Zeiten, wo sie von Hand durch den Fabrikschlosser, den jeweiligen Anforderungen in bezug auf Größe und Stärke entsprechend, angefertigt wurde, ihrem Zwecke genügte, so haben sich doch mit der Zeit Spezial fabriken herausgebildet, die den Gießereien durch Massenfabrikation so große Vorteile bieten, daß der auf Wirtschaftlichkeit Bedacht nehmende Gießerei besitzer sich nur noch dieser Kernstützen bedient. Bei solider und sauberer Ausführungsweise sind solche Kernstützen in allen erdenklichen, von Millimeter zu Millimeter abstufenden Größenverhältnissen und dazu bedeutend billiger als von Hand hergestellte erhältlich. Daher sollte das Materiallager eines jeden Gießereibetriebes mit allen Kernstützengrößen in ge nügender Anzahl ausgestattet sein, damit der Former stets und schnell die gewünschte Größe zur Hand hat. Andernfalls wird der Former gezwungen, zu hohe Kernstützen mittels Hammerstauchung in ihrer Höhe zu verändern, was ihre Zuverlässigkeit sehr gefährden kann, oder es müßte der Fabrikschlosser in solchen Fällen wieder zu der so unrationellen Handarbeit seine Zuflucht nehmen. Im Gegensatz zu den heutigen, dem jeweiligen Verwendungszwecke genau angepaßten Kernstützen hat Duhamel um die Mitte des 18. Jahrhunderts zwischen Kern- und Formwand Kugeln aus einer Blei-Zinnlegierung eingelegt. Später bediente man sich gußeiserner Brocken als Kernstützen, ehe man dazu überging, je nach Bedarf im eigenen Betriebe aus dem Abfalleisen Kernstützen herzustellen. An Stelle der heute gebräuchlichen Verzinnung der Kernstützen hat man in früheren Zeiten als Mittel gegen Rostbildung einen Teer- bezw. Mennige überzug angewendet. Daß man bei Verwendung von Bleikugeln und Guß- brocken nur Gußstücke untergeordneter Art herstellen konnte, die auf große Dichtigkeit Anspruch nicht er hoben, darf ohne weiteres vorausgesetzt werden. Heute verlangt man von jeder Kernstütze, daß sie vor allen Dingen, nach dem geläufigen Ausdrucke, gut verschweißt, d. h. sich bestens mit dem sie um hüllenden Guß verbindet, sowie stabil und hinsicht lich ihrer Tragfähigkeit so bemessen ist, daß sie dem Auftrieb auch dann noch genügend zu widerstehen vermag, wenn sie durch das sie umspülende flüssige Eisen vor Erstarrung desselben in den Rotglut zustand versetzt worden ist. Für Gußstücke, bei denen nur kleine Kerne ver wendet werden, kam neben den von Duhamel ge schilderten und eingangs schon erwähnten Kugeln als Kernstütze in früheren Zeiten der einfache Zimmermannsnagel, Abb. 1, in Betracht, der bis auf die verlangte Eisenstärke in den Sand der nassen oder trockenen Form eingedrückt wurde. Die Wirkung derartiger Nägel Abb. 1 u. 2. gegen den Kerndruck besteht in der Reibung, welche die parallel zuein ander laufenden Längsflächen mit dem Sande erzeugen. Diese Nägel dürften als das ursprünglichste praktische Hilfsmittel anzusehen sein. Der kleine Kopf dieser Nägel, der sich naturgemäß gern in die Kernwandung einbohrte, wie auch der geringe Widerstand der Längs flächen konnten indes nur geringen Anforderungen entsprechen, weshalb sich später die Hausindustrie (Nagelschmiede) auf die Anfertigung der heute noch gebräuchlichen sogenannten „handgeschmiedeten Kernnägel“, Abb. 2, legte. Mit der Kegel- bezw. keilförmigen Ausbildung des Nagelschaftes war schon ein wesentlicher Fortschritt eingetreten; es leuchtet ohne weiteres ein, daß ein keilförmiger Nagelschaft beim Eindrücken in den Sand einen größeren Wider stand als einer mit parallelen Längsflächen bietet, und daß demzufolge auch die Belastung eine größere sein kann, abgesehen von dem Vorteile, den der vergrößerte Kopf durch bessere Widerstandsfähig keit gegen das Eindringen in den Kern mit sich brachte.