Volltext Seite (XML)
10. August 1910. Veber Schlagproben mit Gußeisen. Stahl und Eisen. 1367 Ueber Schlagproben mit Gußeisen. Von Dr. techn. A. Gessner, Ingenieur der Skodawerke A. G., in Pilsen. I jie Durchführung von Schlagproben zum Zwecke —— der Güteprüfung von Gußeisen ist in letzter Zeit von verschiedenen Fachleuten angeregt und dem näheren Studium empfohlen worden. In der an den Vortrag Dr. Moldenkes in der Gruppe Branden burg des Vereins deutscher Eisengießereien anschließenden Erörterung * nimmt die Besprechung der genanntenFrage einen breiten Raum ein; es wird unteranderem auch der Vorschlag gemacht, derartige Schlagversuche auf dem Pendelschlagwerk vorzuneh men. Nun hat der Verfasser vor mehreren Jahren eine sehr umfangreiche Arbeit durchgeführt und deren Er gebnisse unter dem Titel: „Ueber die Beanspruchung frei auf liegen der Träger durch Stoß mit Berücksichti gung der Schlagbiegeprobe für Gußeisen“** veröffent licht. Die Versuche wurden auf einem Amslerschen Vertikalfallwerk unter gleichzeitiger Aufnahme von Schlagdiagrammen, weicheneben der Bestimmung der Bruchschlagarbeit auch die Ermittlung der erzielten Bruchdurchbiegung gestatten, an Stäben von rundem und quadratischem Querschnitt vorgenommen. Die Ergebnisse verdienen insofern Beachtung, als die Ver suche einerseits mit großer Sorgfalt angestellt, ander seits sehr zahlreich waren, da einschließlich der Vor versuche über 300 Versuchstäbe zur Erprobung ge langten; sie mögen daher in Kürze wiedergegeben werden: 1. Die Werte für die Bruchschlagarbeit und Bruch durchbiegung weichen bei ruhender und stoßweiser Belastung nur wenig voneinander ab, so daß sie sich, praktisch genommen, gleichkommen. 2. Der in der statischen Probe erzielte Unterschied in den das Material kennzeichnenden Gütewerten tritt in der Schlagprobe mit gleicher Klarheit hervor. 3. Die Bruchschlagarbeit und Bruchdurchbiegung werden in der Schlagprobe nur dann richtig ermittelt, wenn die aufgewendete Schlagarbeit dem zur Zer störung des Probestabes notwendigen Energiever brauch möglichst genau entspricht. Durch über mäßig heftige Schläge werden ganz falsche, völlig verschiedene Ergeb nisse erzielt, da in solchen Fällen der unver meidliche Energie Verlust eine Größe erreicht, welche den gesuchten Wert völlig verdeckt. Die dem Hammer nach dem Schlage verbleibende Energie soll daher 30 % der aufgewendeten Schlagarbeit tunlichst nicht übersteigen; dabei soll das Gewicht des Hammers mindestens viermal soviel betragen wie das Gewicht des Probestabes. Es handelte sich nun darum, festzustellen, inwie weit diese Ergebnisse auf Schlagproben mit dem Pen delhammer, bei denen Probestäbe von geringer Länge * „Stahl und Eisen“ 1910, 27. April, S. 715. ** „Zeitschrift des Oesterr. Ingenieur- u. Architekten- Vereins“ 1906, 30. Novbr.. S. 665. zur Erprobung gelangen, übertragbar sind, und wie sich anderseits die Ergebnisse der letztgenannten Prüfungsart zu den zurzeit üblichen statischen Proben verhalten. Bei den laufenden Betriebsproben habe ich sehr häufig die Erfahrung gemacht, daß einzeln gegossene Probestäbe in ihren Gütewerten nicht unwesentlich voneinander abweichen, selbst wenn sie in gleich artig hergestellten Formen aus derselben Handpfanne gegossen werden. Um diese Differenzen nach Mög lichkeit zu verringern, wurde folgender Weg einge schlagen: Es wurden massive Zylinder von 260 mm Durchmesser und 650 mm Höhe mit entsprechend großen Aufgüssen abgegossen. Nach Entfernung der Aufgüsse wurden die Zylinder zunächst auf einen Durchmesser von 240 mm abgedreht und die Proben der Randzone entnommen. Die Herstellungskosten verteuerten sich hierdurch außerordentlich, doch zeig ten die Ergebnisse der Parallelproben tatsächlich sehr befriedigende Uebereinstimmung. Die Zerreißproben hatten einen Durchmesser von 8 mm, die Druck proben einen solchen von 20 mm bei 30 mm Höhe; die Biegeproben hatten die vom Deutschen Material prüfungsverband normalisierte Form mit 30 mm Durchmesser und 650 mm Länge bei 600 mm Auf lagerweite; die Schlagproben hatten bei gleichem Durchmesser eine Länge von 160 mm bei 120 mm Auflagerweite. Die beiden letztgenannten Proben formen wurden auf einer Präzisions - Rundschleif maschine geschliffen; die Abweichungen vom genauen Maß blieben bei sämtlichen Stäben unter 0,03 mm. Die Untersuchung erstreckte sich auf sechs Guß eisensorten, die mit den Nummern 1 bis 6 bezeich net wurden; die Sorten 1 bis 4 sind aus dem Kupol ofen, die Spezialgußeisensorten 5 und 6 aus dem Flammofen gegossen. In Zahlentafel 1 sind sämt liche Ergebnisse der statischen Proben zusammen gestellt. Die Schlagproben wurden auf einem Normal- Pendelschlagwerk von 75 mkg Arbeitsleistung, ge liefert von der Firma Mohr& Federhaff in Mannheim, durchgeführt, wobei die aufgewendete Schlagarbeit 7500, 1000 und 500 cmkg betrug; der Wert von 500 cmkg Schlagarbeit ist dem tatsäch lichen Bruchwiderstand der Sorten 1, 2, 3 und 6 an- gepaßt. Die Ergebnisse der Schlagproben enthält Zahlentafel 2. Wie man sofort erkennt, ergeben sich völlig verschiedene Werte für die Bruch schlagarbeit je nach der Größe der aufgewendeten Schlagarbeit. In allen Fällen ergeben die heftigen Schläge von 7500 cmkg die größten, die dem tatsächlichen Verbrauch an Schlagarbeit angepaßten Schläge die kleinsten Werte. Dieses Ergebnis ist höchst unwahrscheinlich, da kaum anzunehmen ist, daß ein an sich sprödes Material wie