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1364 Stahl und Eisen. Hartguß. 30. Jahrg. Nr. 32. 15 bis 20% anderen Gußbruches gesetzt. Kenn zeichnend für Holzkohlenroheisen ist die eigenartige Graphitausscheidung, die viel feinkörniger ausfällt als bei Koksroheisen. Holzkohlenroheisen ist auch kohlenstoffreicher, d. h. es würde ein Koksroheisen bei dem gleichen geringen Siliziumgehalte viel ge ringeren Kohlenstoff haben. Abgesehen davon spielt der geringe Schwefel gehalt eine Rolle. Daß es bei der Graphitausschei dung anders zugeht, als bei Koksroheisen, wird da durch bestätigt, daß der Garschaum, der aus über sättigtem Holzkohlenroheisen abgeschieden wird, wie Sahne auf der Milch schwimmt. Bei Koksroheisen wird er in großen Kristallen gewaltsam heraus gedrängt und abgeschleudert. Ein Hartgußkenner sieht einer Bruchfläche sogleich an, ob viel oder wenig Holzkohlenroheisen verwendet ist. Das grob kristallinische Aussehen des Graphits im letzteren Abbildung 1. Bruchflächen von Hartguß. Falle ist gar nicht zu verkennen; namentlich die Graphitnester im Inneren des Bruchstückes weisen große Kristalle auf. Abbildung 1 zeigt links die Bruchfläche bei starkem Holzkohleneisenzusatz, rechts bei geringerem Holzkohleneisenzusatz. Der Einfluß auf die Oberflächenhärte wird da durch gekennzeichnet, daß Hartgußkörper für Braun kohlenbrikettpressen, ohne Holzkohlenroheisen ge gossen, ungenügende Härte besaßen. Sie klebten an der Braunkohle. Man bringt die Intensität der Oberflächenhärte mit hohem Kohlenstoffgehalt zusammen, so daß die Wirkung des Holzkohlenroheisenzusatzes in dieser Richtung erklärt werden kann. Daß diese Ansicht zum mindesten viel Berechti gung hat, geht daraus hervor, daß amerikanische Eisenbahnwagenräder und auch die meisten hoch beanspruchten Walzen der Zahlentafel einen verhält nismäßig hohen Kohlenstoffgehalt aufweisen. Ein hoher Kohlenstoffgehalt gibt eine dünne, aber sehr harte, weiße Schale, ein niedriger Kohlenstoffgehalt eine dicke, aber weiche Schale. In welcher Weise der Siliziumgehalt einwirkt, zeigen die nachfolgenden Zahlen, die auf Versuchen beim Guß von amerikanischen Eisenbahnwagen rädern beruhen: 0,3 0,4 0,52 0,7 1,0% Silizium 38 25 16 6 3 mm Abschreckung Beim Gattieren verwendet man auch den Guß bruch der Walzen und sondert diesen von vornherein nach Maßgabe der Härtetiefe (5,10, 20, 30, 40, 50 mm Härtetiefe). Schmilzt man solchen Gußbruch für sich, so fällt das Gußstück mit geringerer Härtetiefe, als es dem Einsatz entspricht. Man muß zum Aus gleich manganreiches Roheisen einsetzen, um den Mangangehalt zu heben. Guter Hartguß zeigt einen ganz allmählichen Ueber- gang des weißen Gefüges in das graue, indem sich zuerst kleine, graue Punkte zeigen, die dann immer größer werden und schließlich zusammenlaufen, um einem geschlossenen grauen Gefüge Platz zu machen. Bei weniger gutem Hartguß vollzieht sich der Ueber- gang schneller, und bei schlechtem Hartguß, der zu hohen Siliziumgehalt besitzt, kann man eine scharfe Trennung ohne jeden üebergang wahrnehmen. Nester grobblättrigen Graphits im Kern der Gußstücke sind ein schlechtes Zeichen und deuten meist auf geringen Holzkohlenroheisensatz. Der Graphit des Holzkohlenroheisens ist viel feinkörniger und heller. Jeder Fachmann kennt die Unterschiede; jedoch ist es bisher nicht gelungen, auch nicht mit Hilfe der Metallographie, Aufschlüsse über dieses verschiedenartige Verhalten zu erlangen. Daß der Phosphorgehalt nicht besonders niedrig zu sein braucht, geht aus den mitgeteilten Analysen hervor. Der Schwefelgehalt darf nicht hoch sein, schon weil schwefelreiches Eisen im Zusammenhang mit Seigerungserscheinungen zur Bildung von Spritz kugeln neigt. Der Wert des Holzkohlenroheisens liegt also auch auf diesem Gebiete. Diese Spritz kugeln heften sich in der Kokille an und sind bereits mit Eisenoxydoxydul überzogen, wenn das nach folgende Eisen sie einschließt. Es entsteht eine Gasschicht am Umfange der Kugel, die Löcher zurückläßt, welche in vielen Fällen, namentlich bei Walzen für Blech- und Papierzwecke, das Gußstück unbrauchbar macht. Möglicherweise wird auch die Widerstandsfähigkeit gegen Reißen geringer. Schwefel begünstigt offenbar die Kugelbildung, wie die schwefelreichen Eisenkugeln, die sich in der Mischerschlacke vorfinden, beweisen. Man denke auch daran, daß Blei einen Arsenzusatz erhält, wenn man die Kugelbildung bei der Fabrikation von Jagd gewehrschrot begünstigen will. Nun treten beim Guß von Hartgußkörpern Schwierigkeiten auf, welche in den hohen Schwin dungsziffern (1,4 % bei 13 mm Abschreckung, 2,1% bei 55 mm Abschreckung) und der Sprödig keit der Kruste ihre Ursache haben. Am besten lassen sich diese Schwierigkeiten beim Guß von Hartgußwalzen erläutern. Man hat hierbei zu kämpfen mit Querrissen a und Längsrissen b (Abb. 2). Erstere sind darauf