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Leiter des technischen Teiles Dr.-Jng. E. Schrödter, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisen hüttenleute. Verlag Stahleisen m. b.H., Düsseldorf. STAHL UN EISEN ZEITSCHRIFT Leiter des wirtschaftlichen Teiles Generalsekretär Dr. W. Beumer, Geschtäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl industrieller. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Nr, 32. 10. August 1910. 30. Jahrgang. Die Gießereianlagen der Akt.-Ges. R. Ph. Waagner, L. & J. Biro und A. Kurz in Wien. Von Oberingenieur Gustav Simon in Oberhausen (Rhld.). (Hierzu Tafel XXVI.) )ie Aktiengesellschaft R. Ph. Waagner, L. & — J. Biro und A. Kurz in Wien hat sich im Jahre 1906 aus den genannten Firmen gebildet. Die ur sprüngliche Gründung der Firma R. Ph. Waagner befand sich in Meidling, dem XII. Bezirke Wiens, und ist im Laufe der Jahre zu einem angesehenen Werke emporgeblüht. Sie bestand aus einem Trägerlager, einer Brückenbauanstalt, Schmiede, Schlosserei, Dreherei, Expandetwerkstätte, einer Röhrengießerei, Baugießerei, Emaillierwerkstätte und Modelltisch lerei. Außerdem war eine Kesselschmiede in Graz, früheres Eigentum der Alpinen Montangesellschaft, durch Ankauf in den Besitz der Firma R. Ph. Waagner übergegangen. Die Hauptverwaltung der Firma, in der die Generaldirektion, die technischen und kauf männischen Bureaus, das Verkaufsbureau mit einer eigenen Niederlage untergebracht waren, befand sich in Wien in einer der verkehrreichsten Straßen des V. Bezirks. Sie bildet auch heute nach Gründung der Aktiengesellschaft die technische und kauf männische Oberleitung der Werke. L. & J. Bird und A. K urz, erstere durch ihre Kunstschlosserarbeiten in Wien bekannt, wäh rend der letztere die Firma Albert Milde durch Kauf an sich gebracht hatte, gründeten gemein sam in Hirschstetten im XXL Bezirke Wiens unter Auflassung ihrer ins Zentrum der Stadt gerückten Werkstätten eine Brückenbauanstalt, Schmiede, Schlosserei und Dreherei und erwarben anschließend an dieses Werk ein freies Gelände von ungefähr 35 000 qm zu Spekulationszwecken. Es lag nach der Verschmelzung mit der Firma R. Ph. Waagner nahe, die dem heutigen Zeitgeiste nicht mehr entsprechenden Meidlinger Werke nach Hirsch stetten zu verlegen. Schon im Jahre 1906 wurde zu einer wesentlichen Erweiterung der Brückenbau anstalt, Schlosserei, des Kessel-, Maschinen- und Pumpenhauses geschritten; dieExpandetwerkstätte, in der ein englisches Patent ausgenützt wird, wurde übertragen, während das Trägerlager und die Gießerei XXXII., auf dem noch im Besitze der Aktiengesellschaft be findlichen freien Gelände aufgebaut werden sollte. Nach Vollendung sämtlicher Neubauten beschäftigt die Aktiengesellschaft in Wien und Graz ungefähr 200 Beamte und 1600 Arbeiter. Abbildung 1 veranschaulicht die Werke in Hirschstetten nach dem Ausbau. Sie sind durch die Stadlauer Hauptstraße getrennt und haben zusammen ein ungefähres Flächenausmaß von 70 000 qm. Die Abteilung Brückenbau hat eine belegte Fläche von ungefähr 17 000 qm, die Gießerei von 10 000 qm und das Trägerlager von 4000 qm. Die Werke besitzen ein Anschlußgleis an die österreichisch-ungarische Staatseisenbahn, mit dem durch Drehscheiben ein weiteres Normalspurgleisnetz verbunden ist. Für den Entwurf der Gießerei war die Fabrikation des Meidlinger Unternehmens maßgebend. Es sollten in dem neuen Werke ungefähr 5000 t Bau-, Kunstguß und emaillierte Gußware hergestellt werden können; ferner sollte Maschinenguß bis zu Stückgewichten von 10 000 kg neu eingeführt werden. Die Erzeugung von Gas- und Wasserleitungsröhren wurde aufgegeben und von dem Plan einer Röhrengießerei Abstand ge nommen. Auf Grund dieser Angaben ist der in der Tafel XXVI wiedergegebene Ausführungsplan ent standen. Das Normalspurgleis als direkte Verbin dung mit der österreichisch-ungarischen Staats eisenbahn wurde vom Brückenbauwerke verlängert. Der eine durch Drehscheiben verbundene Gleis strang dient als Zufuhrgleis für Rohstoffe, während das zweite Parallelgleis zum Versand fertiger Guß waren bestimmt ist. Das Werk besteht in der Hauptsache aus dem Rohstoff- und Modell-Lagerschuppen, der Gießerei, Gußputzerei, Bearbeitungswerkstätte, Emaillierraum, Teererei, dem Fertigmaterialschuppen, der Modell tischlerei, dem Arbeiter-Wasch- und Ankleideraume mit Wasserturm, dem Lichtpause- und photogra phischen Atelier und dem Bureaugebäude. Die Anordnung der einzelnen Baulichkeiten zu einem ge- 28