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1352 Stahl und Eisen. Umschau. 30. Jahrg. Nr. 31. frage nach legierten Spezialstählen mit ganz bestimmten Anforderungen an chemische Zusammensetzung und physikalische Eigenschaften sehr lebhaft werden. Alle diese Stähle liefert der elektrische Ofen, und zwar zu mäßigen Preisen; er erfüllt dabei nicht nur die gewünschten Qualitätsbedingungen, sondern verbürgt auch die gleiche Zusammensetzung bei Nachlieferungen, eine bei Spezial stählen bisher nur außerordentlich schwer zu erfüllende Bedingung. In kurzer Zeit wird kein Stahlwerk mehr als vollkommen angesehen werden können, welches nicht mit ein oder mehreren Elektrostahlöfen zur Befriedigung der Nachfrage nach Spezialstählen ausgerüstet ist. — Von den Verwendungsgebieten sind behandelt die Erzeugung von Schienenstahl, von Stahlformguß und von (legierten) Spezialstählen. Bei weitem das bedeutendste Feld für die Verwendung von Elektrostahl wird die Schienenerzeugung werden, sobald man allgemeiner zur Elektrostahlschiene übergehen wird, in der Erkenntnis, daß die jetzigen Schienen auf Hauptstrecken für dauernde schwere Be anspruchung ungeeignet sind. Deutsche Bahnen haben damit den Anfang gemacht. Bei der Prüfung ergaben sich Festigkeiten von 83,6 kg/qmm (basische Schienen 68,2 kg/qmm). Eine für die Metropolitan Railway in London gelieferte (deutsche) Elektrostahl-Schiene (0,78 % Kohlenstoff, 0,196 % Silizium, 0,285 % Mangan, 0,035 % Schwefel, 0,022 % Phosphor) ergab bei der Prüfung auf den Clarence Steel-Works nach Brinells Methode mit einer 19 mm Kugel bei 50 t Belastung einen Eindruck von 3,7 mm Durchmesser. Bei der Schlagprobe erfolgte beim ersten Schlage mit einem Bär von 1016 kg aus 7,52 m Höhe eine Durchbiegung von 9,2 cm, beim dritten Schlage aus 11,63 m Höhe brach die Schiene.* An einer amerikanischen (80 T) Elektrostahlschiene mit 0,80 % Kohlenstoff wurden folgende Schlagresultate erhalten: Fallbär 907 kg. Auflagerabstand 1,22 m. * Vergl. auch „Stahl und Eisen“ 1908, 12. Aug., S. 1167, und 1910, 22. Juni, S. 1074. Eine graphische Darstellung der Schlagmomente für Elektrostahlschienen (für Schweizer Bahnen) und Thomasschienen (preußische Bahnen) brachte V. Engelhardt in seinem am 23. IV. 1909 im Oesterr. Ing.- und Archit.-Verein gehaltenen Vortrage. (Z. d. Oesterr. Ing.- und Arch.-Ver. 1909, S. 749, 765, 781.) Schlag Fallhöhe Gesamte Durchbiegung 1 6,10 m 6,34 cm 2 3,05 „ 8,89 „ 3 3,05 „ 10,66 „ 4 3,05 „ Bruch. Auch bei der Herstellung von Formguß ist der Elektro stahlofen infolge der Leichtigkeit und Sicherheit, mit welcher bestimmte vorgeschriebene Qualitätseigenschaften erreicht werden, der bisherigen Methode überlegen; namentlich bei derErzeugung großer Mengen hochwertigen Qualitätsmaterials. Der Stromaufwand macht nur 3 % bei flüssigem, 8 % bei kaltem Einsatz von den Gesamt produktionskosten aus; die Verwendung des elektrischen Stahlofens ist durchaus nicht an billige Wasserkräfte ge bunden. Elektrischer Stahlformguß weist eine große Deh nung (25 % bei 42,2 kg/qmm Festigkeit) auf und ist sehr schwefel- und phosphorarm. Bei Tiegelguß kostet der Einsatz an Lancashire- oder schwedischem Eisen allein f ür 11 200 «, der fertige Guß 300 bis 400 K; die Bonner Fräserfabrik erzeugt im 1-t-Stassano-Ofen gleichen Guß für 180 K einschließlich aller Kosten. Hooghwinkel neigt der Ansicht zu, daß nicht nur dem Tiegel ofen, sondern auch dem Kleinkonverter durch kleine Elektrostahlöfen Konkurrenz erwächst, so daß letztere auch in Eisenbahnreparaturwerkstätten, Schiffswerften usw. eingeführt werden sollten; selbst einen Ersatz für schmiedbaren Guß könnte der Elektrostahlofen liefern. Die Konkurrenzfähigkeit wird in den meisten Fällen da durch erreicht, daß der elektrische Ofen billigen Einsatz verarbeiten kann und von allem teuren Spezialeinsatz material absieht. — Auf die weiteren Hinweise über die mögliche Anwendbarkeit der verschiedenen Ofensysteme und die Zusammenstellung der Produktionskosten braucht hier nicht eingegangen zu werden. Letztere sind nämlich nur nach bekannten Veröffentlichungen wiedegeben und in englische Werte umgerechnet; sie sind unter sich jedoch nicht direkt vergleichbar. B. Neumann. Hobelmaschine für Panzerplatten. Der von der Firma Ernst Schieß Werkzeug maschinenfabrik A. G. in Düsseldorf in Deutsch land eingeführte Antrieb von Hobelmaschinen durch direkt umsteuerbare Motoren hat eine ganze Umwälzung im Bau dieser Maschinen hervorgerufen. Die großen Abbild. 1. Hobelmaschine für Panzerplatten.