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Schwarze und blaue Eisenhochofenschlacken.* Von Ing.-Chem. Hans Fleißner in Przibram. D ie Ansichten über die Ursache der Blau färbung mancher Eisenhochofenschlacken sind ungemein zersplittert. Eine ausführliche Literaturzusammenstellung über diese Frage ist in einer Arbeit über „Blaue Eisenhochofenschlacken“ von August Harpf, Max Langer und Hans Fleißner** niedergelegt. Auf Grund der Er gebnisse dieser Arbeit konnte als wahrschein lichste Ursache die Bildung von Ultramarinblau in den Schlacken angenommen werden. Es wurde daher zunächst versucht, Ultramarin in den blauen Schlacken nachzuweisen. Dabei ist von der Vor aussetzung ausgegangen worden, daß auch die nichtblauen Schlacken die ultramarinbildende Substanz, Ultramarinmutter, enthalten könnten, daß es jedoch hier infolge der herrschenden Um stände zur Bildung von Ultramarinblau nicht gekommen ist. Bei solchen Schlacken wurde daher versucht, durch Bläuungsmittel die blaue Farbe zu erzeugen. Mit jenen Schlacken, welche bereits blau waren, wurden diese Versuche auch angestellt, um möglicherweise eine stärkere Bläu- ung zu erzielen; außerdem wurden noch andere in folgendem angegebene Versuche vorgenommen, um auf die für Ultramarinblau charakteristischen Farbenänderungen zu prüfen. EntfärbungsversuchemitSalzsäure. Ultramarinblau wird bekanntlich durch Salzsäure zersetzt unter Schwefelwasserstoffentwicklung und Abscheidung von Kieselgallerte; dabei ver schwindet die blaue Farbe. Dieser Ultramarin reaktion leisteten einige Schlacken deutlich Folge. Bläuungsversuche mit trockenem Chlorwasserstoffgas. Zu diesem Zwecke wurden die Schlackenpulver in einem Schiffchen, welches in ein Verbrennungsrohr aus schwer schmelzbarem Glase eingeschoben war, zwei Stunden lang im trockenen Chlorwasserstoffgas strome erhitzt. Nach dem Erkalten im Gas strom wurde das Pulver mit Wasser ausgewaschen und getrocknet. Im Laugewasser waren immer Kalzium, Natrium und Chlor vorhanden. Eine Bläuung der nichtblauen Pulver, oder ein Inten- siverwerden der bereits vorhandenen blauen Farbe konnte in keinem Falle beobachtet werden. Alle Proben waren bloß deutlich dunkler ge worden. Auch Versuche, die blauen Schlacken teile in violette zu überführen oder aus * Auszug aus der „Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen“ 1910, 12. Febr., S. 75; 19. Febr., 8. 91; 26. Febr., 8. 104; 5. März, 8. 122; 12. März, S. 140; 19. März, 8. 158; 26. März, 8. 159; 2. April, 8. 186. ** „Oesterr. Zeitschr. f. Berg-u. Hüttenwesen“ 1909, 20. Nov., 8. 709; 27. Nov., S. 727 ; 4. Dez., 8. 746; 11. Dez., 8. 762. den blauen Teilchen gelbes Silberultra marin herzustellen, waren ergebnislos. DieEntfärbungsversuche derblauen Schlackenteilchen durch Glühen an der Luft ergaben nur bei einer Schlacke ein posi tives Resultat. Aus diesen Versuchsergebnissen mußte ge schlossen werden, daß dieBlaufärbung nicht durch Ultramarinblau bedingt sein kann, sondern eine andere Ursache haben muß. Die einzige Reaktion, welche auf Ultramarin hindeuten würde, ist die Entfärbung einiger Schlacken durch Salzsäure, unter gleichzeitiger Entwicklung von Schwefelwasserstoff. Wenn die Blaufärbung eine andere Ursache hat, ist dies nichts anderes, als eine Folge der Zersetzbarkeit und Löslichkeit dieser Schlacken in Salzsäure. Das gleichzeitige Auftreten von Schwefelwasser stoff ist auf den in den Schlacken vorhandenen Sulfidschwefel zurückzuführen. * * * Die blaue Farbe der Schlacken erscheint nur im auffallenden Lichte. Im durchfallenden Lichte sind die Schlacken, je nach der Dicke des Split ters, bräunlich oder gelb. Man erhält dieselben Farbenerscheinungen leicht bei Versuchen mit wässerigen Lösungen. Wenn man aus einer Wasserglaslösung durch Zusatz von Salzsäure die Kieselsäure zur Ab scheidung bringt, so erscheint diese vor einem lichten Hintergründe weiß, vor einem schwarzen und in dünnen Schichten bläulich. Versetzt man nun den schwarzen Hintergrund in die Flüssig keit selbst, indem man der Lösung vor der Fäl lung feingepulverte Holzkohle zusetzt und durch Umrühren für deren gleichmäßige Verteilung sorgt, so ist die abgeschiedene Kieselsäure deut lich blau gefärbt. Die blaue Farbe tritt nur im auffallenden Lichte auf, im durchfallenden sind gelbe und rötlichgelbe Farbentöne zu bemerken. Sehr schön läßt sich diese Erscheinung zei gen, wenn man eine Zinkchloridlösung mit Holz kohlenpulver versetzt und aus dieser Lösung das Schwefelzink mit Natriumsulfid ausfällt. Je nach der Menge des zugesetzten Holzkohlenpulvers erhält man Abstufungen von hellblau bis zu dunkelblaugrau, Farbentöne, welche mit denen der blauen Schlacken eigentümlich übereinstim- men. Diese Farbenerscheinungen lassen sich mit Hilfe der „trüben Medien“ erklären. Trübe Medien erscheinen vor einem schwarzen Hinter grund blau, im durchfallenden Lichte gelb oder rot, d. h. sie zerlegen das weiße Licht, indem die Strahlen kurzer Wellenlänge, d. s. die blauen, reflektiert, während jene mit langer Wellenlänge, die roten und gelben, hindurchgelassen werden.