3. August 1910. Zum heutigen Stande des basischen Windfrischverfahrens in Deutschland. Stahl und Eisen. 1319 ergaben sich vor allem aus der Notwendigkeit, die Dimensionen zu steigern, und wurden zum andern Teile diktiert von dem Bestreben, den Abbrand durch Verringerung des Auswurfes nach Möglichkeit herabzusetzen. Als das geeignetste Mittel hierzu erwies sich die Verbreiterung der Birne in ihrem unteren Teile, den man immer mehr zylindrisch ausgeführt hat. Während man bei den lange Zeit üblichen Konvertern von 15 bis 17 t Einsatz mit einer lichten Weite im unteren Teile von etwa 3 m zu rechnen gewohnt war, ist man in den letzten Jahren dazu übergegangen, Konverter für 20 und sogar 24 t Einsatz zu bauen, bei denen man dann auf 3600 mm lichte Weite im unteren Teil heraufging. Bei den 15 t-Konvertern herrschte im allgemeinen eine Badhöhe von etwa 700 bis 750 mm vor, während bei Neuanlagen 450 bis 500 mm das Normale sein mag. Da der eingeblasenen Luft hierdurch ein sehr viel geringerer Widerstand geboten wird, so kommt zu der Verringerung des Abbrandes, die man wohl auf 1 bis 112% schätzen darf, noch hinzu, daß sich der Kraftverbrauch der Gebläsemaschinen in ganz bedeutendem Maße verringert hat. Umfassende Versuche an Dampfgebläsemaschinen haben ergeben, daß bei einer Verbreiterung der Böden von 1500 auf 1750 mm und Erhöhung der Lochzahl von 100 auf 127 unter Beibehaltung des Lochdurchmessers eine Dampfersparnis von 7,5 % erzielt wurde. Das neueste mir bekannt Abb. 7. Querschnitt der Konverterhalle in Rothe Erde. gewordene Projekt befaßt sich mit einem Konverter von ca. 30 t Einsatz, für den von der Jünke rather Gewerkschaft eine neue Form vorgeschlagen worden ist. Hierbei ergeben sich die folgenden Maße: Gesamthöhe 6800 mm, lichter Durchmesser des Windkastens 2340 mm, größter Durchmesser 3100 mm, Gewicht der Birne inkl. Tragung und Windkasten 70 000 kg, mit Aus mauerung 180 000 kg. Aus Vergleichen mit dem auf der Zeichnung des Stahlwerks der Rothen Erde in Aachen dargestellten Konverter ergibt sich also in dem um 6 Jahre später einsetzenden Neubau abermals eine Steigerung von 25 % in der Fassung, 15,3 % in der Gesamthöhe der Birne und 5,4% im unteren größten Durchmesser. Die ursprünglich ebenfalls in Birnenform gebauten Roheisenmischer, die ein Fassungsvermögen von höchstens 380 t aufwiesen, werden heutzutage durchweg nur noch als walzenförmige Rollmischer ausgeführt, bei denen man sich nicht gescheut hat, wie die von der Firma Stuckenholz mir gütigst überlassene Zeichnung angibt, Fassungsvermögen von 750 und selbst 1000 t zu wählen. Während bei den Birnenmischern durchweg die Hydraulik als Bewegungsmittel in Anwendung stand, ist man neuerdings bei den Rollmischern allgemein zur elektrischen Kraftübertragung übergegangen und hat damit gute Erfolge erzielt. Den Roheisentransport vom Hochofen zum Mischer und von diesem ins Stahlwerk besorgen neuerdings vorzugsweise elektrische Lokomotiven, da diese die Möglich-