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STAHL UN EISEN ZEITSCHRIFT FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN Nr. 31. 30. Jahrgang. 3. August 1910 23 Leiter des technischen Teiles Dr.-Jng. E. Schrödter, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisen hüttenleute. Leiter des wirtschaftlichen Teiles Generalsekretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl industrieller. Verlag Stahleisen m. b.B., Düsseldorf. Abb. I. Thomasstahl erzeugung in den Jahren 1883, 1896, 1900. W erke es vorgezogen haben, phosphor haltige Erze zu verhütten, obwohl ihnen Hämatiterze zu gleichen Bedingungen zur Verfügung gestanden hätten. Einen kräftigen Anstoß zur Bevorzugung des basischen Windfrisch- Verfahrens lieferte die Möglichkeit der Schlackenverwer tung, die seine Gestehungskosten so günstig beeinflußte, daß es in Deutsch land in allen Fällen den Wettbewerb mit den anderen Verfahren siegreich bestehen konnte. W’ie ungeheuer der Aufschwung der Thomas-Stahlproduktion in den 30 Jah- XXXI30 7Ö36 jooteool W83 328.9031 ZC 7BS8S931 ren seines Bestehens gewesen ist, erhellt am besten, wenn man die Produktionszahlender Jahre 1883, 1896 und 1909, die in der Abb. 1 durch Stahlblöcke entsprechender Größe veranschaulicht sind, nebeneinanderstellt. Die Produktion stieg danach von 328 909 t im Jahre 1883 auf 3004600 t im Jahre 1896 und 7 668 599 t im Jahre 1909. Wie sich hiermit die Größe der Stahlwerks-Anlagen steigerte, sieht man in Abb. 2 durch den Faktor aus der Anzahl und dem Chargengewicht der deutschen 1 homas-Birnen dargestellt. Dieser betrug im Jahre 1883 367, stieg im Jahre 1896 auf 854, um im Jahre 1909 die Höhe von 1784 zu erreichen. Die Anzahl der Birnen betrug zu denselben Zeiten 41, 70 und 108 und demnach ihr durchschnittlicher Fassungsraum 9, 12 und 17 t. Solange es sich nur um geringe Produktionen handelte, behielt man das beim Bessemer- Verfahren bewährte 2-Konvertersystembei, wieesauf Abb. 3 dargestellt ist. Es ist dies die älteste Anordnung, wie sie von England übernommen wurde, bei der die Kupolöfen zum Einschmelzen des * Vortrag, gehalten auf dem V. Internationalen Kongreß für Bergbau, Hüttenwesen, angewandte Mechanik und praktische Geologie, 19. bis 23. Juni 1910, zu Düsseldorf. Zum heutigen Stande des basischen Windfrischverfahrens in Deutschland.* Von Betriebschef Esser in Differdingen. | er Grundstein für die heutige großartige Entwicklung der deutschen Eisenindustrie ist bekannt- — lieh gelegt worden durch die Erfindung der Engländer Thomas und Gilchrist, denen es gelang, das Bessemerverfahren so zu modifizieren, daß man aus hochphosphorhaltigem Roheisen Stahl erblasen konnte, der nur noch geringe, unschädliche Beimengen dieses Elementes enthält. Die Ursache der raschen Entwicklung des Windfrischverfahrens im basischen Konverter beruht vorwiegend auf der für die Herstellung von Thomas-Roheisen außerordentlich geeigneten Zusammensetzung der großen Erzvorkommen im Südwesten Deutschlands. ' Außerdem kann man sie darauf zurückführen, daß bei den hohen Transport kosten für inländische Erze höchstens solche Werke, die günstig an Wasser straßen gelegen waren, es in Erwägung ziehen konnten, ob es für sie vor teilhafter wäre, basisch oder sauer zu arbeiten. Der Umstand, daß in Deutschland der Thomasprozeß seine wissenschaftliche Aufklärung und prak tische Durchführung erfuhr, hat zweifellos bei den deutschen Hüttenleuten eine gewisse Vorliebe für dieses Verfahren hervorgerufen und dazu beige tragen, die Ausbreitung des Prozesses zu fördern. Das könnte auch erklären, warum einige für den Bezug ausländischer Erze günstig am Wasser gelegene