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bei den deutschen Verbrauchern zu erhalten suchen, so kann man doch anderseits auf die großen Erfolge hinweisen, die der deutsche Maschinenbau auf dem Weltmärkte im Wettbewerb mit ausländischen Fabriken bei den gleichen Maschinen erzielt hat, die einzelne deutsche Abnehmer aus dem Auslande noch beziehen. Wenn die verbrauchen den Industriegruppen mit dem gleichen Verständnis, mit dem der deutsche Maschinenbau früher verwendetes aus ländisches Rohmaterial immer mehr durch deutsches ersetzt, die Maschinenindustrie unterstützen, und wenn die Handelspolitik der Regierung seinen Bedürfnissen nicht direkt entgegentritt, kann es nur eine Frage relativ kurzer Zeit sein, daß die heute noch bestehende Ma schineneinfuhr auf ein verschwindendes Maß zurück geht. Daß die Erreichung dieses Zieles möglich, und das Streben danach berechtigt ist, beweist die Stellung, welche die deutsche Maschinenausfuhr auf dem Weltmärkte sich errungen hat. Der Redner bewies an kennzeichnenden Beispielen, welch große Bedeutung die deutschen Maschinen auf dem Weltmärkte haben. Nicht nur in denjenigen Ländern, die Maschinen selbst nicht erzeugen, ist der deutsche Maschi nenbau ein mächtiger Faktor, es ist ihm auch gelungen, seine Erzeugnisse in Länder einzuführen und dauernd abzu setzen, die eine einheimische, gut entwickelte und zum Teil erheblich ältere Maschinenindustrie besitzen; Frankreich und Belgien sind heute unsere guten Abnehmer, auch Groß britannien bezieht in großem Umfange deutsche Maschinen, und selbst die Vereinigten Staaten können trotz ihrer durch ihre Höhe nahezu prohibitiv wirkenden Zollsätze die deut schen Maschinen nicht ganz von ihrem Markte ausschließen. Diese Erfolge verdankt die Maschinenindustrie neben der eigenen unermüdlichen Tätigkeit der tatkräftigen Un terstützung durch den deutschen Kaufmann und der von wissenschaftlichem Geist durchdrungenen Schulung der deutschen Ingenieure sowie den regen Beziehungen zwi schen technisch wissenschaftlicher Forschung und indu strieller Praxis, deren Pflege sich der Verein deutscher Ingenieure zu einer Hauptaufgabe gestellt hat. Gegen über der stolzen Entwicklung der deutschen Maschinen industrie muß mit Bedauern festgestellt werden, daß sie vielfach nicht ihrer Bedeutung entsprechend gewür digt wird, und daß ihre wirtschaftlichen Ergebnisse hinter denen der ihr verwandten Industriezweige Zurück bleiben; sie stehen nicht im richtigen Verhältnis zu der auf- gewendeten Intelligenz und Arbeit. Jeder wirtschaftliche Rückgang macht sich am frühe sten im Maschinenbau geltend, und die steigende Konjunk tur kann bei der Eigenart des Maschinengeschäftes nicht genügend ausgenutzt werden. Ein wesentlicher Grund für diese ungünstigen Verhältnisse ist zweifellos in dem weit gehenden Zusammenschluß in der Berg- und Hütten industrie zu suchen, die so die Wirkung der ungünstigen Wirtschaftslage von sich abzulenken oder für sich auszu nutzen und gleichzeitig einen Druck auf die Lieferer auszu üben vermögen. Diese bei maßvoller Handhabung ihrer Macht im Interesse des Ganzen zu begrüßenden Zusammen schlüsse auch auf die Maschinenindustrie anzu wenden, ist bislang daran gescheitert, daß die Schwierigkeiten des Zu sammenschlusses in dem Maße wachsen, wie die Erzeug nisse der zu vereinigenden Industrie zusammengesetzter werden und wie für die Beurteilung ihres Verkaufswertes die Rohstoffkosten zurücktreten gegenüber der aufgewen deten geistigen und physischen Arbeit. Die Schwierig keiten werden zu überwinden sein, wenn die Zerrissenheit im deutschen Maschinenbau beseitigt wird, und wenn das Streben aufhören wird, in wildem Wettkampf sich eine möglichst große Auftragsmenge gegebenenfalls zu Verlust preisen zu sichern, und wenn an seine Stelle eine verstän digere Einsicht tritt, die unter Umständen einen schein baren Vorteil im Interesse des Ganzen preisgibt, um sich so schließlich selbst wieder zu nützen. Zum Schluß wendet sich der Redner mit einem doppel ten Appell an die Industrie, daß sie die Bedeutung des Ma schinenbaues richtig erkennen und im wohlverstandenen eigenen Interesse ihn als einen für alle unentbehrlichen Hilfszweig fördern möge, und an den deutschen Maschinen bau, daß er sich wenigstens soweit zusammenschließen möge, um bei aller berechtigten Wahrung der Interessen des einzelnen Werkes für das Gesamtgewerbe gesunde Un terlagen zu schaffen und zum Wohle der deutschen In dustrie und des deutschen Vaterlandes seine Entwicklung auf wirtschaftlich erfolgreicher Bahn fortzusetzen. In der Begrüßungsansprache betonte der Oberpräsi dent der Provinz Westpreußen, v. J a g o w , daß er voll und ganz die Ausführungen des Hrn. Sorge über die Be deutung der einzelnen Industriegruppen und ihre Beziehun gen zueinander unterschreibe; er könne versichern, daß dieser sein persönlicher Standpunkt von der gesamten deut schen Reichs- und preußischen Staatsregierung geteilt werde. Es folgten noch zahlreiche Begrüßungen seitens der Stadt Danzig, der Technischen Hochschule, der Kgl. Eisenbahndirektion, der befreundeten Vereine usw. Im Anschluß daran verlieh die Hauptversammlung die Gras hofdenkmünze dem Geh. Kommerzienrat Dr.eIng. Carl H. Ziese, Elbing, und ernannte zum Ehr e n - m i t'glied den Wirklichen Geh. Oberbaurat Veith, Berlin. Die Technische Hochschule zu Danzig ernannte aus Anlaß der Hauptversammlung zu Doktor - Ingenieuren ehren halber: den Direktor der Siegener Maschinenbau -A.-G. Herm. Majert, Siegen, den Direktor des Werner- Werkes Prof. Dr. Raps, Charlottenburg, den Präsiden ten der Kgl. Eisenbahndirektion Danzig, R i m r o 11, und den Werftbesitzer und Schiffbauer Joseph L. Meyer, Papenburg. Direktor Linde erstattete sodann den Geschäfts bericht. Der Verein zählt23674Mitgliederund47 Bezirks vereine, sein Vermögen beträgt neben einer Grundstücks rücklage von 300 000 A rd. 1 425 000 K. Die literarischen Unternehmungen des Vereines entwickeln sich in erfreu lichem Maße, auch das Anzeigenwesen nimmt ständig zu. Die,,Beiträge zur Geschichte der Technik“* haben allseitig freundliche Aufnahme gefunden. Die im verflossenen Jahre mit so gutem Erfolge in Braunschweig abgehaltenen Fort bildungskurse für Ingenieure sind in diesem Jahre wieder holt worden Von den Arbeiten des Vereines sind zu er wähnen: die Herausgabe von Normalien zu Rohrleitungen für Dampf von hoher Spannung, die Aenderung der Normal bedingungen für die Lieferung von Eisenkonstruktionen für Brückenbau und Hochbau, die Aufstellung von Regeln für Leistungsversuche an Kompressoren und Ventilatoren, die Mitwirkung an dem Ausschuß für Einheiten und For melgrößen und die Stellungnahme zur Fragen der Sicherung richtiger Längenmaße. Der Verein hat weiter Stellung ge nommen zu dem Schutze der elektrischen Starkstrom anlagen, der Errichtung einer deutschen Akademie für Luftschiffahrt und Flugtechnik und der Frage der Sachver ständigengebühren. Besonderen Wert hat der Verein auf die Ausgestaltung des deutschen technischen Schulwesens gelegt. Der von ihm einberufene deutsche Ausschuß für technisches Schulwesen, an dessen Beratungen auch der Verein deutscher Eisenhüttenleute sich durch Vertreter beteiligt hat, hat kürzlich seine Arbeit über die staatlichen technischen Mittelschulen zu Ende geführt und das Ergeb nisineinerumfangreichen Denkschrift** der Oeffentlichkeit übergeben. Er wird demnächst die technischen Arbeiter schulen und die Technischen Hochschulen beraten. In der Frage der Verwaltungsreform hat der Verein in wieder holten Eingaben mit Bestimmtheit die Forderung gestellt, daß auch die Technischen Hochschulen als Bildungsstätten für die Beamten unserer höheren Verwaltung zugelassen werden. Das Bestreben des Vereines geht dahin, dem In genieur diejenige Stellung im öffentlichen Leben zu sichern, auf die er nach seiner Einwirkung auf das Wirtschaftsleben des Volkes Anspruch hat. Darauf sprach Major a. D. v. P a r s e v a 1 über seinen Lenkballon. Der 1902 von ihm entworfene B a 11 o n wurde 1905 fertig gestellt und 1906 vom Luftschiff erbataillon zuerst probiert. * ..Stahl und Eisen“ 1910, 30. März, S 553. * * Vergl. S. 1179.