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1264 Stahl und Eisen. Aus Fachvereinen. 30. Jahrg. Nr. 29. des Messers ausübe. Denn bekanntlich ist der Druck des Spanes auf das/Messer für alle Schnittgeschwin digkeiten gleich groß. Trotzdem eine Erklärung für diesen Mangel bis jetzt noch nicht bestehe, müsse das oben ausgedrückte Gesetz, bis eine bessere Formel gefunden werde, als geltend angesehen werden. Zur weiteren Begründung seiner Theorie machte Ver fasser darauf Versuche, den Drehstahl ohne jede Wasserkühlung schneiden zu lassen. Auch hier war hei niedrigen Geschwindigkeiten die Schneidhaltigkeit des ungekühlten Messers bedeutend größer als die des gekühlten. Gewisse Erfahrungen der Werkstatt- praxis bestätigen ebenfalls die genannte lheorie. Zum Beispiel ist be ¬ kannt, daß ein Werk zeug besser schnei det, wenn man es vor Beginn der Arbeit anwärmt, oder wenn man es mit einer sonst kaum bevor zugten Geschwindig keit arbeiten läßt. Eine bemerkenswer te Erscheinung, die Verfasser in mehre ren Kurven beobach tete, ist ferner die, daß ein Messer bei zwei verschiedenen Geschwindigkeiten Höhepunkte der Schneidhältigkeit aufwies, eine Tat sache, die große prak tische Bedeutung hat. Das rasche Versagen eines Messers erfährt oft eine Mißdeutung durch die Annahme, daß entweder die Geschwindigkeit zu hoch gewesen oder daß das Werkzeug weich geworden sei, während keiner der beiden Fälle vorlie ge, sondern die Ge schwindigkeit noch hätte gesteigert wer den können, um das Abbildung 7. Schneidhältigkeit. Werkzeug auf die beste Schneidhältig- keit zu bringen. Hier ¬ her gehören die oft vorkominendon unerklärlichen Versager unter den Werkzeugstählen. Auch die bis weilen zu beobachtende Tatsache, daß eich ein Werk ¬ zeug, welches augenscheinlich Schaden an der Schneid kante genommen hat, allmählich wieder herstellt, ist nur dadurch zu erklären, daß es durch die fortgesetzte Schneidarbeit eine höhere Temperatur, und damit auch den Höhepunkt der Schneidhältigkeit erlange. Eine weitere Reibe von Versuchen galt der Unter ¬ suchung der Frage, wie die Schneidhältigkeit durch das Anlassen der Werkzeuge beeinflußt werde. Zwei Kohlenstoffstähle mit 1,33 bezw. 1,25"/« Kohlenstoff wurden zu dem Zweck nach der Härtung bei ver schiedenen Temperaturen zwischen 100 und 275 0 C angelassen und erprobt. Die Kurven sind in einem Anhang gegeben, ebenso die Kurven einer Reihe von unangelassenen Stählen mit verschiedenem Kohlen- stoffgehalt, die in dem Abfall der Schneidhältigkeit bei geringem Kohlenstoffgehalt den Kurven der an gelassenen Kohlenstoffstähle, die mit wachsender An laßtemperatur ebenfalls einen Abfall der Schneid hältigkeit aufweisen, sehr ähnlich sind. Schließlich wurde eine Reihe von Drehmessern aus Schnelldrehstahl nach Härtung von 1275° C in verschiedenen Härtemitteln erprobt. Die sehr inter essanten Kurven (siehe Abbildung 7) besitzen alle zwei Höhepunkte der Schneidhältigkeit bei verschie denen Geschwindigkeiten. Besonders bemerkenswert ist die Kurve des bei 668 0 C in flüssigem Salz ge härteten Messers. Sie zeigt die höchste Schneid hältigkeit bei sehr großen Geschwindigkeiten. Die Ver suchsreihe zeigt, daß auch für Schnelldrehstähle die Art der Härtung die Schneidhältigkeit des Dreh- messers sehr wesentlich beeinflußt. Eine letzte Ver suchsreihe hatte die Prüfung des Einflusses verschie dener Härtetemperaturen auf die Schneidhältigkeit des Schnelldrehstahles zum Gegenstand. Allein hier konnten bestimmte Schlüsse noch nicht gewonnen werden. Verfasser hofft, daß ähnliche Geschwindig- keitskurven, wie er sie mit der beschriebenen Prü- fungsmaschine für Werkzeugstahl erhalten hat, bald mit der Drehbank gewonnen werden mögen. Mars. V. Internationaler Kongreß für Bergbau, Hüttenwesen, angewandte Mechanik und praktische Geologie. Im Anschluß an den von uns im letzten Heft * gegebenen kurzen Bericht über den Verlauf der Tagung im allgemeinen, sollen im Nachstehenden diejenigen Vorträge der Abteilung II, welche im Wortlaut zu ver öffentlichen, uns nicht möglich ist, in gedrängter Form zur Kenntnis unserer Leser gebracht werden. Ingenieur G. Arnou (Paris) sprach über das Thema: Einiges über Elektrostahl, Vortragender machte Mitteilungen über Versuchs ergebnisse, welche auf den Forges d’Allevard (Chaplet- Ofen) und in den Stahlwerken P. Girod** erzielt worden sind. An einigen Zahlen zeigte er die außerordent liche Reinheit des Materials sowie den niedrigen Mangan gehalt der trotzdem gut desoxydierten Stähle, endlich die auffallend hohen Dehnungen bei Zugproben. Ver fasser besprach alsdann kurz eine Reihe Verwendungs möglichkeiten von halbharten und harten Stählen für Artillerie, Messerschmiedewaren u sw., Federstahl, Magnetstahl (bei gleicher che mischer Zusammensetzung und gleicher Behandlung wurde die anfängliche Magnetisierung 5 bis 6% höher ermittelt, ohne daß die Permanenz abnahm), G e - schoß stahl (die oben erwähnten Werke haben mit Erfolg Elektrostahlgeschosse verfeuern lassen; ins besondere hat P. Girod ganz bedeutende Aufträge an Sprenggranaten und Halbsprenggranaten verschiedener Kaliber) und Geschützstahl. Versuche auf den Stahlwerken P. Girod mit letzterer Stahlsorte haben eine große Querfestigkeit ergeben: Zugfestig- Elastizitäts- p . keit grenze kg/qmm kg/qmm % Längs ... 130 121 11 Quer ... 121 111 9 Analysen und Festigkeitsergebnisse von Elektrostahlguß: Schlagprobe (Gulllery) 9 13 c % 0,08 0,17 0,24 0,31 0,36 0,36 Sl % 0,05 0,32 0,21 0,22 0,31 0,20 Mn % 0,37 0,43 0,45 0,48 0,44 0,41 s % 0,022 0,022 0,024 0,018 0,024 0,022 P 0,017 I 0,017 0,020 0,018 0,010 0,009 36,5 40,7 44 48,1 49 50,2 24 32 25 27 28 25 28,7 24 30,7 I 23 32,6 21 * „Stahl und Eisen“ 1910, 13. Juli S. 1212. ** Vgl. „Stahl und Eisen“ 1909,10 November, S. 1761.