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1246 Stahl und Eisen. Fortschritte in der Gewinnung der Nebenprodukte beim Kokereibetriebe. 30. Jahrg. Nr. 29. falls nach bisheriger Weise bei der Teerscheidung ammoniakhaltiges Wasser kondensiert ist, soll nach F e 1 d ’ s DRP 208 288 v. 6.1. 05 dieses Wasser unter Erwärmung dem entteerten Gase im Gegenstrom ausgesetzt werden, damit das Ammoniak dem Gase trotz der Wasserentziehung wieder ein verleibt wird. K. K ub i er sc hky verfolgt ähnliche Ziele. Es sollen aus den Koksofengasen aufeinanderfolgend Pech, schweres und leichtes Teeröl, Leichtöl und konzentriertes Ammoniakwasser abgeschieden werden, wobei die fraktionierte Kühlung durch die im Betriebe selbst gewonnenen Kondensate bewirkt wird, indem stets ein Teil des im folgenden Kühler gewonnenen Produktes als Kühlflüssigkeit für den vorhergehenden Kühler benutzt wird, welche wieder mit verdunstet, so daß Wasser als Kühlmittel nur für den letzten Kühler Verwendung findet. Der erste von 5 Waschern wird mit schwerem Teeröl aus dem zweiten berieselt; es fließt Pech, nach Belieben hart oder weich, ab, und das Gas tritt mit 100 bis 180® in den folgenden Wascher, in dem leichtes Teeröl aus dem dritten Wascher als Wasch flüssigkeit dient; es fließt schweres Teeröl ab. Mit 70 bis 1200 tritt das Gas in den dritten Wascher, der mit Leichtöl aus dem vierten berieselt wird; man erhält leichtes Teeröl. Das mit 50 bis 900 aus tretende Gas tritt in den vierten Wascher, auf den man teils schweres Teeröl aus II, teils Gaswasser aus V gibt; es fließt Benzolwaschöl ab, welches nach Abtreibung des Benzols als schweres Teeröl auf IV zurückgeht, sowie Gaswasser. Letzteres geht nach Kühlung auf die untere Hälfte von Wascher V, während die obere mit Wasser berieselt wird; es fließt konzentriertes Ammoniakwasser ab. Ob es gelingen wird, die bisherige bewährte, wenn auch gewiß verbesserungsfähige Kondensation durch die beschriebenen Verfahren zu ersetzen, muß die Zukunft lehren. Kubierschky empfiehlt als Wascher einen Kolonnenapparat, (DRP 194567 v. 13. 12. 06,) in welchem die Gase in jeder Abteilung mit der Waschflüssigkeit in gleicher Richtung strömen, die Abteilungen aber in entgegengesetzter Reihenfolge wie die Flüssigkeit durchziehen (Pilgerschritt, wie beim Reutterkühler). Diese Einrichtung ist ursprünglich für die Abtreibung von Brom mit Wasser dampf konstruiert und hat sich dabei bewährt, weil Bromdampf 9 mal schwerer als Wasserdampf ist. Der Erfinder empfiehlt sie auch zum Abtreiben von Benzol und Ammoniak. E. Hülsbruch (DRP 122 154 v. 11. 5. 00) will die Gaswärme dadurch nutzbar machen, daß er statt mit Wasser mit niedrig siedenden Flüssigkeiten kühlt und die Spannkraft der Dämpfe in einer Kaltdampfmaschine verwertet. Von sonstigen Neuerungen in der Kondensation ist noch der Wascher der Akt.-Ges. für Kohlendestillation (DRP 202 432 v. 19. 2. 07) zu erwähnen, bei dem das Waschmittel über eine glatte geschlitzte Schraubenfläche herabfließt, sowie das Verfahren von E. Bremer und F. J. Collin (DRP 161343 v - 22. II. 03) zur Bewegung der Destillationsgase durch Entnahme eines Teils derselben durch ein Gebläse und Wiedereinführung unter Druck. H. Koppers (DRP 212 332 v. 7. 12. 05) leitet einen Teil der von den Nebenprodukten befreiten Gase in die Verkokungskammern zurück, um die Nebenprodukte so beliebig schnell aus dem Ofen zu schaffen, was durch Absaugen wegen der Undichtheiten nur begrenzt möglich ist; die Zersetzung der Nebenprodukte wird durch die kürzere Berührungszeit und die Abkühlung vermindert, ohne daß die Zusammensetzung des Gases (abgesehen von der Verdünnung der Nebenprodukte) eine Aenderung erfährt. (Schluß folgt.) Literatur. (Zu den Abschnitten I bis VI.) I. Schriften. Anderson, W. C., The chemistry of Coke: founded on the „Grundlagen der Kokschemie" of O. Simmersbach. 2nd ed. Glasgow 1904. Annual Reports on Alkali etc. Works, by the Chief Inspector. London 1900—1909. Baum, Die Verwertung des Koksofengases, insbesondere seine Verwendung zum Gasmotorenbetriebe. Berlin 1904. Bertelsmann, W., Der Stickstoff der Steinkohle, Stuttgart 1904. Byrom, T. H., and Christopher, J. E., Modern Coking Practice including the analysis of materials and products, London 1910. Butterfield, W. J. A., The chemistry of gas manufacture, 4th ed. London 1907. Friz, W. G., Koksowalnija peci etc. (Nebenproduktegewinnung in Westfalen), Odessa 1905. Fulton, J., Coke, a treatise on the manufacture of coke and the saving of by-products, 2nd ed., Scranton 1905. Geschäftsberichte der Deutschen Ammoniak-Verkaufsvereinigung, Bochum 1897—1909. Großmann, J., Ammonia and its Compounds, London 1906. Haarmann, O., Ueber die Nebenproduktenindustrie der Steinkohle, Dresden 1906. Junge, F. E., Die rationelle Auswertung der Kohlen, Berlin 1909. Loze, E., Les Industries du coke et des briquettes aux Etats-Unis d’Amerique, Bruxelles 1909. Mengelberg, Die Kohlenaufbereitung und Verkokung im Saarrevier, Berlin 1904. Royle, H. M., The chemistry of gas manufacture, London 1907. Simmersbach, Die deutsche Koksindustrie in den letzten 10 Jahren (S. A.), Düsseldorf 1904. Spilker, A., Kokerei und Teerprodukte der Steinkohle, Halle 1908. United Coke and Gas Co., A short treatise on the destructive distillation of bituminous coal, New York 1906. Vincent, C., Ammonia and its compounds, London 1901.