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20. Juli 1910. Fmtwhritte in der Gewinnung der Nebenprodukte beim Kokereibetriebe. Stahl und Eisen. 1245 Das Ausbringen der Kokereien im Oberbergamtsbezirk Dortmund wird für 1908/09 zu 1,2% an gegeben. O. Simmersbach 20 gibt für Westfalen i,i bis 1,3, Saar 0,8 bis 0,9, Oberschlesien 0,7 bis 0,8 % an, O. H a a r m a n n 21 für Westfalen 1,05 bis 1,50 %. Nach L. V o 1 f 52 ist in Karwin das Ausbringen durch Stampfen der Kohle von 0,75 auf 1,1% gestiegen. Im allgemeinen besteht zwischen dem Stickstoffgehalt der Gaskohlen und dem der Kokskohlen kein großer Unterschied; beide zeigen größere Schwankungen, und sehr groß ist auch der Unterschied im Ammoniakanteil des Gesamtstickstoffs innerhalb der Gaskohlengruppe, wie die Versuche von Drehschmidt, Bunte u. a. zeigen, und die Kokskohlen werden wohl ähnliche Unterschiede auf weisen. Es ist daher ohne planmäßige Betriebsversuche schwierig zu entscheiden, worauf das durch schnittlich höhere Ausbringen der Kokereien zurückzuführen ist. Bertelsmann 53 nimmt an, daß der höhere Wassergehalt der Kokskohlen schützend wirke, sowie der größere Kohlenbesatz, der in der Mitte noch naß ist, wenn die Wandschicht schon glüht. Auch mag die langsamere Erhitzung im Koksofen nach Christie eine Erhöhung der Ausbeute bewirken; dafür spricht, daß die den Koksöfen nachgebildeten Kammeröfen trotz trockener Kohle eine höhere Ausbeute zeigen als die Retortenöfen. VI. Die Scheidung der Nebenprodukte. Sämtliche Destillationsprodukte treten gemischt mit etwa 250° aus den Oefen in die Vorlage. Mit den Teerdämpfen und dem Ammoniak sind also nicht nur die rund 300 cbm Reingas pro t Kohle vermischt, sondern dazu kommt noch der Dampf der 10 bis 15% Feuchtigkeit der Kohle und des durch Zersetzung gebildeten Wassers, welches etwa 7 bis 2% für Kohlen von 60 bis 85% Koks ausbeute beträgt. Ferner mischen sich den Destillationsgasen noch etwas Verbrennungsgase aus den Heizzügen bei. Der gebräuchliche Gang der Scheidung besteht in der Kühlung und Waschung der Gase. Während früher die Kokerei sich hierbei die Gasanstalt zum Muster nahm, obwohl bei dieser die Reinigung des Haupterzeugnisses, des Gases, die Richtschnur bildet, und die vollkommeneR einigung wichtiger ist als der direkte Gewinn, hat man namentlich im letzten Jahrzehnt die besonderen Verhältnisse der Kokerei mehr berücksichtigt und ist dabei zu Verfahren gelangt, die ihrerseits die Beachtung der Gasanstalten in hohem Maße verdienen, weil auch bei diesen die Frage der billigeren Herstellung des Gases um so mehr eine Rolle spielt, als andere gasförmige Energieträger, auch das Koksofengas, mehr und mehr als Konkurrenten auftreten. Vorläufig liegen die Verhältnisse noch so, daß von dem Gesamterlös der Gasanstalten Kokereien auf das Gas 75 — ,, den Koks .... 20 72 ,, ,, Teer 2 5 ,, das Ammoniak . . 3 15 ,, ,, Cyan .... 0,3 — ,, ,, Benzol . . . — 8 Prozent entfallen. Dabei beträgt der Roherlös f. d. Tonne Kohle auf den Gasanstalten mehr als das Dreifache desjenigen der Kokereien. Daher ist die Rolle der Nebenprodukte auf den Kokereien eine viel wichtigere und der wirtschaftliche Drang zur Verbesserung ihrer Gewinnung ein viel größerer als auf den Gasanstalten. Die bisherige rohe Kühlung, bei der Teer und der größere Teil des Ammoniaks zugleich abge schieden werden, will W. Feld (DRP 219310 v. 6. 3. 06 u. Zus. 219771 v. 5. 12. 06) in der Weise verfeinern, daß durch stufenweise Kühlung und Waschung sogleich eine weitergehende Trennung erzielt wird. Dazu sollen die Gase mit ihren eigenen, bereits abgeschiedenen leerbestandteilen unmittelbar nach deren Ausscheidung und möglichst ehe sie sich abgekühlt haben, bei einer Temperatur gewaschen werden, bei der die nächst niedrig siedenden Bestandteile des Gases noch gasförmig bleiben. W ä h 1 e r t 04 teilt über dieses Verfahren, welches auf den Wesselner Koks- und Kaumazitwerken bei Aussig eingerichtet ist, mit, daß das Gas zunächst bei 200 bis 230° mit heißem Teer, zur Abscheidung des Naphtalins, gewaschen, dann auf 140 bis 120° zur Abscheidung von wasserfreiem Teer abgekühlt wird. Bei weiterer Abkühlung auf 700 fallen 80% des Wassers ammoniakfrei aus. Es folgt bei 50° die Waschung mit Eisensalzlösung, wobei 97% des Cyans abgeschieden werden, und endlich bei 40 bis 30° die Waschung mit Gipsmilch, die alles Ammoniak als Sulfat entfernt. Als Wascher dienen Feldwascher (DRP 218991 v. 16.12. 04) mit rotierenden Trichtern, welche die Waschflüssigkeit zer- schleudern. Nach F e 1 d ’ s DRP 214 070 v. 30.5.07 wird nötigenfalls, um die Abscheidung von Wasser und Teerprodukten bei der Ammoniakabsorption zu verhindern, dem Gase vorher soviel anderes Gas beigemischt, daß der Taupunkt für Wasser und Teer unter die Absorptionstemperatur des Ammoniaks gedrückt wird, was nach DRP 220 067 auch zur fraktionierten Teerscheidung benutzt wird. Oder