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6. Juli 1910. Ueber Weißblecherzeugung. Stahl und Eisen. 1159 Die Hauptursache, weshalb die Maschinen- Verzinnung anfangs in Ungnade geraten sein dürfte, sind die öfter am Bleche auftretenden schwarzen Punkte. Diese Punkte bilden sich, wenn die Bleche nach der Weißbeize nicht gehörig ab gewaschen werden, was bei dem Handbeizen öfter vorkommt; wenn die Kiste, in der die Bleche vor dem Apparat stehen, nicht rein oder stark säure haltig ist, wenn ferner das Chlorzink, welches bei allen Apparaten verwendet wird, das sogenannte „Flux“, nicht rein oder säurehaltig ist. Die Bleche werden zuerst durch eine Schicht Chlorzink hin durchgeführt, da dieses an der Einführungsstelle im sogenannten Flux- oder Chlorkasten das geschmol zene Metall bedeckt. Stereken gibt nach H. T. Taylor und G. Leyshon die Erzeugungsart des Chlorzinkes wie folgt an: „Zur Herstellung des ,Flux‘ empfehlen die Erfinder (nach dem eng lischen Patent Nr. 2012 vom Jahre 1883) 1 1/, Ge wichtsteile Zink in 5 Gewichtsteilen Salzsäure von 25° Twadell zu lösen, dann die Lösung mit einem Abbildung 7. Girard-Apparat. Karbonat von Kalk oder Magnesia (1/2 Gewichtsteil) und Holzkohle (3/. Gewichtsteile) zu neutralisieren und absetzen zu lassen. Dieses Mittel (im wesent lichen säurefreies Chlorzink) wird von den Erfindern als notwendig für eine gute Verzinnung gehalten und verhältnismäßig teuer nach dem Kontinent verkauft.“ — Es genügt in der Praxis vollkommen, in gewöhnliche Salzsäure, wie sie im Handel in Glas ballons geliefert wird, granuliertes Zink zu geben und, wenn die Reaktion eintritt, das sich bildende Wasserstoffgas anzuzünden, damit der stark stechende Dampf der mitgerissenen Salzsäure sich etwas vermindert. Man gibt nun so lange schaufelweise granuliertes Zink dazu, bis etwas davon ungelöst am Boden des Gefäßes liegen bleibt; damit hat man die Sicherheit, daß das Chlorzink säurefrei ist. Man läßt nun die Flüssigkeit sich setzen und klären und sieht den zweiten und dritten Tag nach, ob noch Zink am Boden liegt, bezw. ob keine Wasserstoff bildung mehr auftritt. Ist dies der Fall, so schüttet man 30 bis 50 % Wasser dazu und schöpft die Flüssig keit aus. Selbstverständlich muß der Blei- oder noch besser Steinkasten, in welchem das Chlorzink auf diese Art erzeugt wurde, bevor er wieder ge braucht wird, gründlich ausgewaschen werden. Es ist kostspielig und daher unzweckmäßig, das Chlor zink von auswärts zu beziehen, und zwar um so mehr, als es meistens säurehaltig ist, indem bei seiner Herstellung mit Zink gespart wird. Einer der ältesten Apparate, welcher jedoch stellenweise auch jetzt noch, besonders zur Er zeugung von Blechen großer Dimensionen, Ver wendung findet, ist der G i r a r d - A p p a r a t. Gaertner hat auf Seite 54 seines Werkes eine ein gehende Beschreibung dieses Apparates gegeben, so daß wir uns hier auf die Wiedergabe einer Ab bildung beschränken (Abb. 7). An der Stelle, wo die Bleche eingeführt werden, wird Chlorzink ver wendet, während das Zinn an den Walzen mit Kolo phonium bedeckt wird. Wie aus der Abb. 7 ersicht lich ist, laufen die Walzen nur zum Teil in Zinn, es wird also viel Zinn oxydiert, und die Walzen selbst haben keine reine Oberfläche. Die mit diesem Apparat verzinnten Bleche werden entweder noch einmal in reinem Zinn „gewaschen“ und zum Aus gleichen der Zinnschicht durch einen Fettkessel mit fünf Walzen gelassen, oder gleich als Fertig ware behandelt. Im letzteren Falle werden die Bleche, da sie nicht durch Fett gehen, nicht ge putzt. Der Girard-Apparat ist nicht viel wert, da der Zinnverbrauch sehr groß ist (170 bis 180 g f. d. qm beiderseits), und das Aussehen der Bleche überdies sehr viel zu wünschen übrig läßt. Be sonders die untere Seite der Bleche ist voll von Flecken und Zinnkrätze. Die Produktion ist gering. Die Bleche zeigen sehr viele schwarze Punkte. Gaertner sagt von diesem Apparat: „Jedesmal, wenn sich in den so hergestellten Weißblechen oder Ternblechen Flecken irgend welcher Art oder feine unverzinnte Poren an der Oberfläche zeigen, ist die Manipulation als schlecht zu verwerfen, so wie wir überhaupt von der Verzinnung nach dieser Methode, selbst wenn zur Vollendung noch ein Fettwalzenkessel angewendet wird, gänzlich abraten.“ Ein bedeutend besserer und noch viel verwen deter Apparat ist der Apparat von H. T. Taylor und G. Leyshon, welchen Stercken in seinem Werke Seite 371 bis 373 eingehend beschreibt. Wir können dieser Beschreibung noch hinzufügen, daß der Apparat sich zum Verzinnen von Blechen von 0,3 bis 11/2 mm Dicke gut eignet; Bleche unter 0,3 mm Dicke machen Schwierigkeiten, da sie im Zinn schwimmen und gern im Apparate stecken bleiben. Das größte in diesem Apparate verzinnbare Blech ist ungefähr 500 x 800 mm, größer kann _ man den Apparat nicht bauen, da sonst der Hebel mit den Umwerffingern sehr schwer zu bedienen wäre. Der Apparat muß zweimal wöchentlich gehoben und gründlich ausgeputzt werden. Der Apparat, wie ihn Stercken beschreibt (mit zwei Walzenpaaren), gibt, allein verwendet, keine schönen Bleche, so daß ein Repassierkessel, welcher mit reinem Zinn gefüllt ist, und ein Fettkessel mit fünf Walzen unbedingt mit verwendet werden muß.