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Bleche sollen mindestens 10 Stunden hindurch ab kühlen. Werden die Bleche zu lange und zu heiß geglüht, so kleben sie zusammen. Es ist dies zwar bei den jetzigen Flußeisenblechen nicht so leicht der Fall, wie bei den Schweißeisenblechen, nichtsdesto weniger kommt es bei dünnen Blechen (0,2 mm) doch öfter vor. Wenn das verwendete Material weich ist, und die Bleche nicht über 0,4 mm stark sind, wenn weiter kein besonderer Verwendungs zweck ein außerordentlich weiches Blech erfordert, kann vom zweiten Glühen ohne Nachteil auch ab gesehen werden. Sind die Bleche gehörig abgekühlt, so kommen sie nach einer sorgfältigen Sortierung zur Weiß- beize. Zum Weißbeizen können ebenso Maschinen verwendet werden, wie zum Schwarzbeizen, meistens eignen sich die Beizmaschinen für beide Zwecke. In manchen Werken wird sogar nur eine Maschine für beide Zwecke verwendet. So wird z. B. in einem englischen Werk eine Millbrook-Beizmaschine* für beide Zwecke verwendet. Von 6 Uhr früh bis 8 1/2 Uhr wird weiß gebeizt, hierauf frische Schwefelsäure nachgegossen und von 9 bis 11 Uhr schwarz gebeizt; nachdem nun das Bad wieder aufgefrischt ist, wird von 11 bis 1 und 1 1/, bis 2 1/, Uhr weiß gebeizt, endlich von 2 1/9 bis 4 1/2 Uhr schwarz gebeizt. Man findet aber auch noch oft das Handbeizen mit Hand körben aus Kupfer in Betrieb, besonders bei Werken, die Bleche von sehr verschiedener Dicke verzinnen, da sich diese ältere Methode den verschiedenen Blech qualitäten besser anpassen läßt als das Maschinen beizen. Bei der Weißbeize ist es von Wichtigkeit, daß die Bleche nicht zu lange der Beize ausgesetzt sind, da sonst der Dressurglanz abgebeizt wird, und die Bleche mehr Zinn brauchen. Daher kommt es auch, daß Fehler, die bei dem Schwarzbeizen oder Glühen begangen worden sind, hier nicht mehr gut zumachen sind, selbst wenn man die Beize stärker machen wollte. In der Regel wird Schwefelsäure verwendet, trotzdem sich zur Weißbeize die Salz säure besser eignet, besonders wenn das Schwarz blech empfindlich ist und zur Blasenbildung neigt. Da aber die Salzsäuredämpfe gesundheitsschädlich sind, so wird meistens behördlicherseits Schwefel säure vorgeschrieben. Der Schwefelsäureverbrauch ist hier naturgemäß bedeutend geringer als bei der Schwarzbeize; er beträgt ungefähr 3 kg auf 100 kg fertige Ware. Der Beizverlust ist ungefähr 0,4 bis 1 kg für 100 kg oder 12 bis 13 g f. d. qm beiderseits. Wenn die Bleche eine gleichmäßige lichtgraue Farbe bekommen, ist das Weißbeizen zu beenden. Die gut gewaschenen Bleche kommen in die Z i n n e r e i, wo sie in gußeiserne mit Wasser gefüllte Kasten gestellt werden, die neben den Ver zinnapparaten stehen. Das Wasser in diesen Kasten muß öfter erneuert werden, es empfiehlt sich auch, einige Handvoll Soda dazu zu geben. Was die Anlage der Zinnerei betrifft, so ist es zweckmäßig, jeden * Siche „Stahl und Eisen“ 1908 Nr. 27 S. 940. Apparat unter einen besonderen Kamin zu stellen. Diese Anordnung ermöglicht es, jeden Apparat gut zu lüften, und die Arbeiter haben dann nicht soviel von den Talgdämpfen zu leiden. Ein Vorteil ist auch der, daß, falls sich die Talg- oder Palmölfüllung in folge Ueberhitzens oder Löchrigwerdens einer Pfanne entzündet, das Feuer leicht zu dämpfen ist. Abb. 6 zeigt die Zeichnung einer solchen Anlage. A ist die Verzinnpfanne, deren Feuerung unter der Hüttensohle liegt. Die Rauchgase münden durch Kanäle K K, in die eigentliche Esse E, welche sich unten erweitert und durch die Wand W einen gehörig großen Raum schafft so, daß die Dünste abgesaugt werden und nicht in die Zinnerei strömen. Eine Esse, wie in der Abbildung 6. Anordnung der Zinnerei. Abbildung angegeben, saugt bei etwa 0,64 qm Quer schnitt, wenn der Apparat geheizt wird, ungefähr 100 cbm Luft in der Minute ab. Gaertner urteilt in seinem schon öfter er wähnten Werke sehr ungünstig über die verschiedenen Verzinnungsapparate; trotz alledem wird es wohl sehr wenig Werke geben, bei denen noch die alte Bürst methode im Betrieb ist; sie wurde überall durch die Maschinenverzinnung verdrängt. Man kann übrigens auch mittels der Apparate viel Zinn auf die Bleche bringen, und am Kontinent, wo die Schwarz bleche nicht so sorgfältig vorbereitet werden, wie in England, muß es auch geschehen, um dem Blech ein dem englischen gleiches oder noch schöneres Aussehen zu geben. Wie bereits ein gangs betont wurde, ist bei sorgfältiger Vor bereitung des Schwarzbleches auch mit relativ weniger Zinn eine haltbare und gute Verzinnung zu erreichen, ganz abgesehen von der Gleich mäßigkeit des Zinnüberzuges, die hier besser ist als bei der früheren Bürstmethode.