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vorzunehmen; bei Fabriksverlegungen werden sich, wenn solche in absehbarer Zeit eintreten, die Mängel •der monolithen Bauweise in vollem Umfang zeigen. Fabriken, die in ihrer Gesamtanlage unwirtschaft lich geworden sind oder einer Stadterweiterung weichen müssen, oder deren Gebäude aus irgend einem Grunde einen solchen Wertzuwachs erfahren haben, daß eine Verlegung des ganzen Betriebes geboten erscheint, können infolge der großen Abbruchs- und Neubaukosten der Betongebäude gegenüber Eisen bauten große Einbußen erleiden; ja es ist sehr wohl denkbar, daß in besonders ungünstigen Fällen, wenn z. B. armierte, für Neubauten nicht verwendbare Fundamente vorhanden sind, oder stark armierte Stützen und Unterzüge, dicke weitgespannte Decken platten zu beseitigen sind, eine direkte Entwer tung des Baugeländes zu erwarten ist. Häufiger dürfte dieser Fall bei Wohn- und Geschäfts häusern eintreten. In den größeren Städten werden alljährlich ältere Gebäude in großer Zahl bis auf die Fundamentsohle beseitigt, um Neubauten von größerer Rentabilität Platz zu machen. Dies erfolgt vorwiegend in Straßenzügen mit wachsendem Verkehr: Wohn häuser machen Geschäftshäusern Platz, im weiteren Verlauf der Entwicklung fallen auch diese wieder, um noch größeren Bauten, Hotels, Warenhäusern das Feld zu überlassen. Der moderne Städtebau legt den späteren Cha rakter eines Straßenzuges als Wohn- oder Verkehrs und Geschäftsstraße von vornherein fest. Auf diese Weise wird für die Zukunft in höherem Maße, als es seither möglich war, vermieden, daß an die Stelle von Wohnhäusern Geschäftshäuser treten. Das Bedürfnis, Umbauten und Neubauten vorzunehmen, wird in dieser Hinsicht nicht mehr so häufig wie in den letzten Jahren eintreten. Was sich jedoch nicht vermeiden läßt, das ist, daß sich die Verkehrs straßen im Laufe der Zeit zu solchen höherer Ordnung entwickeln. Mit dem Ausbau der weiteren Umgebung wächst der Verkehr in diesen Straßen, und damit macht sich das Bedürfnis geltend, an die Stelle der ursprünglichen kleineren Geschäftshäuser größere Bauten, Restaurants, Hotels, Warenhäuser, eventuell auch öffentliche Gebäude treten zu lassen. Diese Entwicklung ist eine Folge der City-Bildung, die man überall beobachten kann, und die oft ungeheuer schnell voranschreitet. In den Weltstädten ist es eine häufige Erscheinung, daß große Bauten, die erst vor wenigen Jahren errichtet worden waren, wieder niedergelegt werden, um den Bauplatz für noch größere Anlagen freizumachen. Wegen des Zinsausfalles müssen solche Bauten mit größter Be schleunigung vorgenommen werden, und man hat es seither auch meist vorgezogen, in Eisen statt in Eisen beton zu bauen, um die Abbindezeit zu vermeiden. Mit derselben Hast werden natürlich auch die alten Gebäude niedergelegt, was keine Schwierigkeiten hat, wenn sie aus Holz, Stein und Eisen bestehen. Eisen betongebäude werden der Neubebauung ungeheure Schwierigkeiten entgegensetzen, und es ist zu er warten, daß die Spekulation diese Gebäude meidet. Das hat zur natürlichen Folge, daß, wenn man erst einmal einige Zeit hindurch Erfahrungen gesammelt hat, in gewissem Sinne eine Grundstücksentwertung eintritt. Es ist eben für die Wertbemessung der artiger Grundstücke von Wichtigkeit, daß sie leicht und schnell wieder bebaut werden können. Das Nieder legen eines Eisenbetongebäudes wirkt rechnerisch ungünstig, wie z. B. schlechter Baugrund. Wie hoch die Kosten des Niederlegens sein werden, läßt sich zurzeit noch schlecht sagen. Bei Versuchen (Probe belastungen) hilft man sich oft in der Weise, daß man die riesigen Trümmer an Ort und Stelle vergräbt. Beim Abtragen mangelhaft ausgeführter Bauten hat man es meist mit schlechtem und frischem Beton zu tun gehabt. Daß die Kosten bei gutem altem Beton besonders bei starker Armierung sehr hoch sein werden, liegt auf der Hand. Sehr ungünstig dürfte dabei noch ins Gewicht fallen, daß die großen Trümmer (eine weitgehende Zerkleinerung ist zu kost spielig) schlecht zu verladen und zu transportieren sind, daß das Abbruchmaterial zu Auffüllungszwecken nicht zu gebrauchen ist und daher unter Umständen auf große Entfernungen wird weggefahren werden müssen. In dieser Hinsicht dürften auch die Brand versicherungen noch ihre unliebsamen Erfahrungen machen, die die Wegräumung des Schuttes vergüten. Eisenbeton gilt zwar als feuersicher; er ist dies jedoch nur in dem Sinne vollständig, als er nicht selbst brennt und die Einsturzgefahr verringert. Inwie weit die Druckfestigkeit bei längerer Erhitzung leidet, hängt von der Temperatur, welcher der Beton ausge setzt war, der Zeitdauer der Hitzeeinwirkung und ganz besonders von dem Material ab. Kalksteinbeton ist naturgemäß nur in geringem Maße hitzebeständig aber auch die übrigen Betonarten gehen in der Druck festigkeit bei Temperaturen über 1000° so beträcht lich herunter, daß für die bei der Errichtung fest gesetzte Nutzlast keine genügende Sicherheit mehr verbleibt. Letzteres mag nur nebenbei erwähnt werden; von der weitaus größten Wichtigkeit bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit eines Baustoffes ist die voraus sichtliche Lebensdauer des betreffenden Bauwerkes. Der Eisenbeton mag der ideale Baustoff sein für Ge bäude, die in unveränderter Form für alle Zeiten be stehen sollen. Tatsache ist jedoch, daß er heute auch in gewaltigem Umfang für Bauwerke verwendet wird, von denen nicht anzunehmen ist, daß sie von ewigem Bestand sind. Von den Bauten, die heute fallen, sind die wenigsten baufällig; die wenigsten sterben sozu sagen an Altersschwäche, obwohl sie aus zum Teil wenig beständigen Stoffen wie Holz usw. errichtet wurden. Die Erscheinungen unseres Wirtschafts lebens, denen sie zum Opfer fallen, werden in keiner Weise von dem Aufkommen einer neuen Bauweis e verändert. Die Mißstände, die durch die Schwierigkei t der Beseitigung oder Aenderung monolither Bau- konstruktionen kommen und kommen müssen, werde n wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen; wahr-