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1146 Stahl und Eisen. Das Walzen von Fein- und Weißblechen. 30. Jahrg. Nr. 27. sind dies Biege-, Zug- und Druckproben. Zur Ausführung der Biegeproben wird ein Blechstreifen von etwa 80 mm Länge und 20 mm Breite zwischen zwei Backen gespannt und ein Hebel, an dem sich zwei Schneiden befinden, mit der Hand hin und her bewegt (Abbildung 1). Die zwei Schneiden biegen den Blechstreifen vor- und rückwärts, bis derselbe bricht. So soll gutes Blech nach der Glühung aushalten: bei 0,3 mm Stärke mindestens . . 15 Biegungen Tiefstanzproben werden auf sogenannten Ziehpressen, wie solche die Firmen Schuler in Göppingen, Erdmann & Kircheis in Aue (Sachsen) usw. bauen, ausgeführt. Die auf den Ziehpresen Abbildung 1. Apparat zur Blechprüfung. vorgenommenen Proben haben die bekannten Formen nach Abbild. 2. Ist man nicht im Be sitze einer Ziehpresse, so kann man auf einer schnellaufenden Dreh bank Druckproben ausführen. Es gehört jedoch zur Anfertigung der Proben auf der Druckbank eine ge schickte Hand, da ein Ungeübter das beste Blech entzweidrücken kann. Die auf der Druck bank ausgeführten Pro ben haben die Form von Gefäßen nach Abbil dung 3. In welch komplizierten Drücken solche Proben ausgeführt werden können, zeigt uns der in Abbildung 4 skizzierte Kaffeekannendeckel, der aus einer Blechronde von 0,45 mm Dicke mit dem Handdrücker ohne Nachglühung angefertigt ist. Der eingezogene Hals ist die am stärksten beanspruchte Stelle, und gelten Bleche, welche diese Proben aushalten, als gute Geschirrbleche. Für Weiß- und Geschirrbleche wird fast aus schließlich Martineisen benutzt, und zwar sollen die Oefen für solche Spezialbleche kleine Fas sungen haben, um gare Chargen wie auch ein besseres Durcharbeiten zu erzielen. Aus Oefen von 15 bis 20 t Inhalt dürften die besten Char gen für Weiß- und Geschirrbleche fallen. Eine Reihe von Versuchen, um Material aus großen Oefen für Weiß- und Geschirrbleche benutzen zu können, ergaben einen Blasenausschuß bis 40 °/o. Der gleich hohe Ausschuß entstand bei der Ver arbeitung von Thomaseisen, und sollte letzteres infolge seines hohen Phosphorgehaltes, der bis 0,08 °/o beträgt, von vornherein für solche Bleche gänzlich ausgeschlossen werden. Um den Unter schied in der Qualität von Blechen aus kleinen und großen Martinöfen feststellen zu können, wurden während eines Zeitraumes von vier Monaten Untersuchungen angestellt, welche einen Blasen ausschuß von nur 0,7 °/o bei Material aus Oefen von 20 t Inhalt aufweisen gegenüber 20 °/o bei 40 t-Oefen. In Zukunft wird der Elektroofen gewiß auch seinen Platz im Stahlwerk der Weiß blechfabriken finden, zwecks Erreichung einer besonders guten Qualität und Herabminderung des noch sehr hohen Materialausschusses. Ein österreichisches Feinblechwerk* wird in diesem Frühjahr einen Elektroofen in Betrieb nehmen; das betreffende Werk hat durch große und gut abgebaute Wasserkraft Gelegenheit, den elek trischen Strom billig zu erhalten. Abbildung 3. Druckproben. Die zu Platinen bestimmten Blöcke haben ein Gewicht von 300 bis 500 kg; sie werden meistens auf Triowalzwerken mit einem Vor-, Fertig- und Poliergerüst ausgewalzt. Die Pla tinenbreite ist verschieden ; auf den neueren Walz werken walzt man mit Vorteil eine Breite von 250 mm statt 180 bis 200 mm. Um den Ma terialfehlerausschuß wie auch die Blasenbildung etwas zu verringern, ist es nötig, die Blöcke schweißwarm zu verwalzen. Neben der Bedingung, glatte und zunderfreie Platinen anzuliefern, stellt das Blechwalz werk noch die Anfor derung, das vorge schriebene Platinen gewicht und die ge naue Länge der Pla tinen einzuhalten, wie auch rechtwinkeligen Schnitt auszuführen. Das Entzundern der Platinen geschieht auf ver schiedene Weise; das älteste und noch gebräuch lichste Verfahren dürfte das sein, die Entzunde rung erst beim Blechwalzen vorzunehmen, wobei die Platinen auf in Wasser laufenden Blechwalzen verarbeitet werden. Diese Art der Entzunde rung ist wohl eine sehr gründliche, hat jedoch den Nachteil, daß nicht nur ein großer Abbrand entsteht, sondern auch die Blechstürze sehr schnell von dem auffließenden Wasser und der * Gebr. Lapp in Rottenmann, Steiermark. Kaffeekannendeckel. Generoforen