Volltext Seite (XML)
1451 Stahl und Eisen. Zur Frage der Wirtschajtlichke.it des Eisenbetonbaues. 30. Jahrg. Nr. 34. diese Weise erhält man einen langen Stahl- zylinder, der am Ende noch geschlossen ist. Um kleinere Wandstärken zu erhalten, wieder holt man dieses Verfahren nach dem Erhitzen des Rohres. Auf diese Weise werden auch die Kohlensäure - Gasflaschen erzeugt. Die warm gezogenen Rohre, in Größen unter 81/, Zoll, können auf Kaltziehbänken auf die genaue Wand stärke und den genauen Durchmesser gebracht werden. * Karl Gruber, Düsseldorf. * Nach dem Mannesmann- und Briede-Verfahren können Rohre bis 13 Zoll in Längen bis 15 m her gestellt werden, während nach obigen Preßverfahren nur Längen von allerhöchstens 6 m erzeugt werden. Dabei gestaltet sich der Walzprozeß vermutlich billiger als der oben beschriebene Preßprozeß. Zur Frage der Wirtschaftlichkeit des Eisenbetonbaues. Von Zivilingenieur Fr. Baumann in Mannheim. I n den Ausführungen des Herrn Oberingenieurs - F ischmann in Düsseldorf gelegentlich der Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisen hüttenleute* haben die im Hochbau in neuerer Zeit in Anwendung befindlichen Bauweisen eine ein gehende Behandlung erfahren. Es ist in denselben der Nachweis geführt worden, daß der Eisenbeton bau in den letzten Jahren eine Verbreitung gefunden hat, die ihm, auch bei gerechter Würdigung aller seiner Vorzüge, nicht zukommt, daß er gewisser maßen „in Mode“ gekommen ist und häufig von Architekten und Bauherren zum Nachteil anderer Baustoffe gewählt wird, um nicht als rückständig zu gelten, in der stillschweigenden Voraussetzung, daß das, was die Mehrzahl tut, schon das Richtige sein wird, über das man sich nicht erst den Kopf zerbrechen muß. Zweifellos gibt es zahlreiche Anwendungsgebiete, besonders im Tiefbau, in denen der Eisenbeton ge rechterweise ohne Wettbewerb geworden ist; ja es gibt sogar Neuerungen, die sich ohne die Erfindung des Eisenbetons nicht so leicht Bahn gebrochen hätten, wie z. B. die Untergrundbahnen, mit ihren oft ver wickelten Tunnelröhrenanordnungen mit Stationen, Treppen, Aufzügen ganz oder teilweise im Grund wasser liegend, sich unter Straßen, Flüssen, Häusern hinziehend, dem Erd- und Wasserdruck wie auch chemischen Einflüssen mit gleichem Erfolg wider stehend! Die außerordentliche Anwendungs fähig- k e i t des Eisenbetons in technischer Hinsicht mag viel schuld daran sein, daß die Anschauung immer mehr um sich greift, derselbe sei auch in wirt schaftlicher Hinsicht stets überlegen. Die Spezialfirmen verfallen aus leicht begreiflichen Gründen fortgesetzt auf neue Anwendungsformen, gewöhnlich zunächst für die eigenen Anlagen und Betriebe, und haben es bisher vorzüglich verstanden, für ihre Neuerungen Propaganda zu machen. Gegen die Verwendung von Eisenbeton z. B. für Kamine spricht, bei normalen Baugrundverhältnissen wenig stens, so ziemlich alles und doch finden sich schon Ausführungen bis zu den größten Abmessungen, obwohl die Erfahrungen gering sind und die Wirt schaftlichkeit daher in keiner Weise erwiesen ist. „Stahl und Eisen“ 1910, 11. Mai, S. 782 u. f. Auch im Hochbau wird in vielen Fällen der Eisen beton angewendet, wo aus wirtschaftlichen Gründen andere Baustoffe am Platze wären, so besonders bei Geschäftshäusern, Wohnhäusern in Straßenzügen mit wachsendem Verkehr, industriellen Anlagen, Fabri ken, Bauten, die lediglich dem Verkehr dienen, kurz allen denjenigen Bauwerken, die einem Zweck dienen, von dem sich mit einiger Bestimmtheit annehmen läßt, daß das Ende der Entwicklung noch nicht er reicht ist. Nachdem die Zweifel, die vor wenigen Jahren noch über die Haltbarkeit in statischer und chemischer Hinsicht bestanden, durch zahllose Versuche zu gunsten der neuen Bauweise entschieden waren, mögen es vor allen anderen zwei Vorzüge gewesen sein, die dem Eisenbeton die Einführung in den Hochbau erleichterten: die Feuersicherheit und die geringen Unterhaltungskosten. Die absolut billigste Bauweise ist der Beton- und Eisenbetonbau wohl nie, insofern nur die Neubaukosten ins Auge gefaßt werden. Doch kommt es darauf allein ja nicht an, wenn von Gebäuden, die nur einem vorübergehenden Bedürfnis entsprechen, abgesehen wird. Für solche Bauwerke kommt auch heute noch fast nur das Holz in Betracht. Die Frage, welche Baustoffe zu wählen sind, ist eine wirtschaftliche im weiteren Sinne des Wortes: Neubau- und Unterhaltungskosten sollen ein Minimum werden, die Sicherheit gegen Feuer und andere Einflüsse ein Maximum (in der Rentabilitätsberechnung tritt dieser Faktor z. B. in Gestalt der Versicherungsprämien usw. in die Erscheinung) und ferner soll die Anpassungs fähigkeit der Gebäude an die Wechselfälle des wirtschaftlichen Lebens (bei Fabrikanlagen z. B. besonders an die Fortschritte der Technik) ein Maxi mum werden. Der letztere Faktor wird sehr oft zu gering angeschlagen, bei Wohn- und Geschäfts häusern meist ganz übersehen. Es hat dies seinen Hauptgrund wohl darin, daß sich bei der alten Bau weise diese Frage ganz von selbst regelte, da man bei baulichen Aenderungen und Umbauten selten auf erhebliche, wohl nie auf unüberwindliche Schwierig keiten stoßen konnte. Die Auswechslung einer Stütze oder eines Balkens aus irgend einem Grunde, sei es, um einer erhöhten Belastung Rechnung zu tragen,