21. April 1909. Moderne Tempergießerei. Stahl und Eisen. 593 Moderne Tempergießerei. Von Ingenieur E. Schoemann in Leipzig. | Jank der regen Mitarbeit der Wissenschaft, —— welche in vollem Umfang aufklärend wirkte und mancherlei streng bewahrte Fabrikations geheimnisse zum Allgemeingut machte, haben den zu können, so daß an Stelle des harten Zementits (Karbids) reines Eisen (Ferrit) und Kohlenstoff (Temperkohle) treten, wodurch der Guß weich und biegsam wird. Es dürfte heute unbestritten Abbildung 1. Blick in die Gießhalle. sein, daß die Vorgänge zur Darstellung des Tempergusses scharf in zwei Perioden zer fallen, deren erste die Spaltung des Zementits, d. i. das Aus fallen der Temperkohle nach bestimmter Zeit und bei ge wisser Temperatur, ist, und daß darauf erst die Entfernung des Kohlenstoffs, der eigent liche Frischprozeß, beginnt. Schon der erste Vorgang ge nügt, um den Guß weich und biegsam zu machen (ameri kanischer „black heart“-Guß). Die Spaltung des Karbides er folgt um so schneller und bei niedrigeren Temperaturen, je geeigneter die chemische Zu sammensetzung des Gusses ist. Ein Mangangehalt von über 0,4 °/o verzögert den Ausfall der Temperkohle, noch viel sich fast sämtliche Zweige des Gießereiwesens heute zu beachtenswerten Industrien entwickelt. Verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit schenkte man allein lange Zeit hindurch der Herstellung energischer wirkt, wenn auch nur in geringen Men gen anwesend, der Schwefel dem Ausfall entgegen. Dagegen ist ein Siliziumgehalt günstig, und nimmt die zur Spaltung des Karbides notwendige Zeit und des Tempergusses. Aber auch dieses Gebiet des Gießerei wesens ist in den letzten Jahren eingehend durchforscht worden, und es sei mir gestattet, einige Ergebnisse dieser Forschungen kurz zu erwähnen, soweit sie für die vorliegende Abhand lung Bedeutung haben. Weißes Gußeisen, in welchem der Kohlenstoff nicht als Graphit ausgeschieden ist, was durch die Zusammensetzung oder durch schnelle Abkühlung bedingt sein kann, enthält den Kohlen stoff in der Hauptmenge als ein Eisenkarbid von der Zusam mensetzung Fe 3 C, metallo- graphisch Zementit genannt. Dieses hat die Eigenschaft, durch längeres Glühen bei entsprechender Temperatur in seine Bestandteile zerlegt wer- Abbildung 2. Sandaufbereitung. XVI.29 70