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21. April 1909. Hauptversammlung der Nordwestlichen Gruppe. Stahl und Eisen. 585 gewerblichen und nur 13,6 Mill. Mark auf die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften. Ueber die Ergebnisse der Invalidenver sicherung im Rechnungsjahr 1907 haben wir in „Stahl und Eisen“ vom 30. Dezember 1908 eingehend berichtet. Die vorläufigen Ergebnisse der Be triebszählung von 1907 sind gegen Ende des Berichtsjahres auch veröffentlicht worden. Sie zeigen für Preußen eine außerordentlich be deutende Entwicklung der gewerblichen Tätig keit seit der letzten Zählung vom Jahre 1895, da sowohl in der Zahl der Betriebe wie in der Zahl der gewerblich tätigen Personen eine starke Zunahme eingetreten ist. Es betrug: Zahl der Zahl der be- Betriebe schäft. Personen 1895 1 990 250 5 815 543 1907 2 201 366 8 332 912 Die Steigerung der Betriebe beträgt also 10,60 °/o und die der gewerblichen Tätigkeit 43,29 °/o. Sie übertrifft bei weitem die Steige rung bei dem letzten Vergleichsabschnitt 1882 bis 1895. Während dieser Zeit vermehrten sich die Betriebe um 1,7 9 °/o, die beschäftigten Personen nur um 37,67 °/o. Es ist bezeichnend, daß in der Zeit von 1895 bis 1907 die Zunahme der gewerb lich beschäftigten Personen gegenüber der Zunahme der Bevölkerung um etwa 19% stärker war. Naturgemäß ist die Entwicklung innerhalb der verschiedenen Gruppen der Bevölkerung auch verschieden. In bezug auf die Industrie hat die stärkste Steigerung der beschäftigten Per sonen, um fast das Zweifache, die Maschinen industrie mit 99,l°/o. Bergbau und Hüttenwesen verzeichnen eine Zunahme von 61%, die che mische Industrie 59%, die Metallverarbeitung 49%, Industrie der Leuchtstoffe, Fette 6O°/o, Industrie der Steine und Erden 42%, Papier industrie 54%, das Baugewerbe 54 °/o. Auf fallend ist die geringe Steigerung innerhalb des Textilgewerbes, die nur 0,81% beträgt. In der Hauptsache wird dies auf die intensivere Betriebsweise, d. h. die stärkere Einführung des Maschinensystems, zurückzuführen sein, wobei allerdings die tatsächlich sehr ungünstige Lage einzelner Zweige sowie die gerade hier 1907 am stärksten herrschende Arbeiternot mit in Betracht zu ziehen sind. Das Versicherungsgewerbe hat eine Steige rung von 190 %, das Verkehrsgewerbe von 78 °/o und das Handelsgewerbe eine solche von 57% aufzuweisen. Recht kennzeichnend ist die weit stärkere Zunahme der Frauen am Erwerbsleben. Sie betrug nämlich in der Zeit von 1895 bis 1907 54,25%, während sich die Zunahme der männ lichen Personen nur auf 38,75 °/o belief. Die All ein betriebe, d. h. die Betriebe ohne Motoren und ohne Hilfskräfte, verminderten sich XVI.2S um 17,6 °/o, die anderen Betriebe stiegen um 40,37 °/o. Die Verminderung der Alleinbetriebe liegt wohl zum Teil daran, daß das Klein gewerbe und Handwerk überhaupt einen Rück gang erlitten haben, zum andern Teil daran, daß viele Kleingewerbetreibende durch An schaffung von Motoren ihr Gewerbe ertragreicher zu gestalten suchten. Die Nebenbetriebe, d. h. diejenigen Be triebe, die an andere angegliedert sind, haben im Gegensatz zu der Steigerung der Haupt betriebe von 8,73 °/o eine solche von 23,88% erfahren. Diese auffallend größere Zunahme hat mehrere, hier nicht zu untersuchende for malistische wie sachliche Gründe. Endlich sei noch an der Hand der Zahlen auf die zu nehmende Vergrößerung der gewerblichen Be triebe hingewiesen. Die Betriebe, die bis zu fünf Personen beschäftigten, vermehrten sich um 6,10 °/o, die Zahl der in ihnen beschäftigten Personen stieg um 12,21°/o; dagegen erhöhte sich die Zahl aller gewerblichen Betriebe von mehr als fünf beschäftigten Personen um 44,43 % und die Zahl der in ihnen beschäftigten Per sonen um 66,43 °/o. Betriebe mit mehr als 1000 beschäftigten Personen bestanden 1907 371 gegen 191 im Jahre 1895; von diesen 371 Großbetrieben des Jahres 1907 entfielen auf die eigentliche Industrie 358, auf Handel und Verkehr 13. Im Jahre 1895 entfielen auf die Industrie 189 derartige Betriebe. Der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung, hat eine getrennte Behandlung erfahren. Ein Teil des selben ist aus Rücksicht auf den Berner Ver trag bereits vom Reichstage durchgepeitscht worden, ohne daß den Wünschen der besonders interessierten Textilindustrie Rechnung getragen worden ist. Die XXVI. Kommission des Reichstages hat ferner unter anderem folgende wichtige Aende- rung an dem § 134ga des Regierungsentwurfs vorgenommen: § 134ga. „Für jeden Betrieb muß ein ständiger Ar beiterausschuß errichtet werden. Dieser hat außer den im § 134 b Abs. 3 und § 134d be zeichneten Obliegenheiten insbesondere die Auf gabe, Anträge, Wünsche und Beschwerden der Arbeiter, die sich auf die Betriebs- und Arbeits verhältnisse, Arbeitsbedingungen und Wohlfahrts einrichtungen im Betriebe beziehen, zur Kenntnis des Betriebsinhabers zu bringen und sich dar über zu äußern. Durch die Arbeitsordnung oder die Satzung können dem ständigen Ar- beiterausschusse noch weitere Aufgaben zuge wiesen werden. Anträge auf Gewährung von Ausnahmen be züglich der Arbeitszeit (§§ 138a, 139) und der Sonntagsruhe (§ 105f) sind dem ständigen Ar- 69