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584 Stahl and Eisen. Hauptversammlung der Nordwestlichen Gruppe. 29. Jahrg. Nr. 16. betrachteten 1000 t-Schiff die Möglichkeit des Befahrens überhaupt geboten würde. Dieser For derung müssen wir uns durchaus anschließen. Dem Abgeordnetenhause ist inzwischen ein Antrag unterbreitet worden, demzufolge das Wasserstraßengesetz von 1905 dahin abge ändert werden soll, daß das Enteignungsrecht für den Grunderwerb amRhein-Weserkanalund am Großschiffahrtswege Berlin—Stettinbiszum 1. Juli 1912 verlängert wird. Bezüglich der Lippe kanalisierung soll es bei der festgesetzten Frist verbleiben. Mit der Inbetriebnahme der Kanäle soll das staatliche Schleppmonopol eingeführt werden, und zwar ist zunächst Dampf betrieb vorgesehen. Wir sind nach wie vor Gegner dieses Monopols, denn im Westen hat der Privatbetrieb in ganzem Umfange den an ihn gestellten Ansprüchen genügt; ein staat licher Schleppbetrieb aber wird wahrscheinlich, von allen anderen Bedenken abgesehen, eine Verteuerung der Güterbewegung bedeuten. Die neue Reichsversicherungsordnung ist der öffentlichen Kritik unterbreitet worden. Sie bringt folgende Neuerungen: 1. Einheitliche Kodifikation der bisherigen sieben verschiedenen Versicherungsgesetze unter Verbesserung des Aufbaues nach Anordnung, Sprache und Form. 2. Gemeinschaftlichen Unterbau für alle Ver sicherungszweige, um einen leichteren Geschäfts gang und ein besseres Hand in Hand-Arbeiten zu erzielen. 3. Einheitlichen Instanzenzug für alle drei Zweige der Reichsarbeiterversicherung. 4. Entlastung des überlasteten Reichs-Ver- Sicherungsamtes. 5. Beseitigung der allzu weit getriebenen Zersplitterung im Krankenkassenwesen. 6. Halbierung der Beiträge und der Ver waltung bei den Krankenkassen, wie dies bei den Innungs-Krankenkassen schon heute mög lich ist. 7. Erhebliche Ausdehnung des Kreises der gegen Krankheit versicherten Personen. 8. Regelung des Verhältnisses zwischen Kassen und Aerzten oder Apotheken. 9. Beteiligung der Arbeiterschaft an dem Rentenbewilligungsverfahren. 10. Witwen- und Waisenversorgung auf Grund von Beiträgen mit Reichszuschüssen. Die Statistik der Krankenkassenver sicherung für 1907 ist bereits veröffentlicht worden. Danach gab es im Jahre 1907 im Deut schen Reiche 23 232 Krankenkassen, 18 mehr als 1906. Die Anzahl der Mitglieder im Durchschnitt des Jahres beträgt 12 138 966, der Zuwachs an Mitgliedern gegen das Vorjahr rund 450 000. Hauptsächlich sind es die Ortskrankenkassen, die mit einer Zunahme von 244 000 Mitgliedern das größte Wachstum zu verzeichnen haben. Die Betriebskrankenkassen hatten einen Zu wachs gegen das Vorjahr von 165 000 Mitglie dern. Die Zahl der Erkrankungsfälle mit Er werbsunfähigkeit stellt sich auf 4 956 388 mit 97 148 780 Krankheitstagen; auf ein Mitglied entfallen durchschnittlich 0,41 Erkrankungsfälle und 8,0 Krankheitstage. Die ordentlichen Ein nahmen betrugen 319 592 187 66, darunter Beiträge (einschl. Zusatzbeiträge) 298 394 892 .X6. Die ordentlichen Ausgaben beliefen sich auf 299 094 756 66, davon waren Krankheits kosten 273 887 506 •6. Auf ein Mitglied kamen durchschnittlich 22,56 % Krankheitskosten. Die Verwaltungskosten, ohne die für die Invalidenversicherung, betrugen 16 692 900.; auf ein Mitglied entfielen davon durchschnittlich 1,38 JG. Das Gesamtvermögen belief sich auf rund 245 Millionen Mark (1906 auf 230 Mill. Mark). Davon kommen auf die Ortskranken kassen 112,8, auf die Betriebskrankenkassen 103,8 Millionen Mark. Auffallend ist der große Vermögensbestand der Betriebskrankenkassen im Verhältnis zu dem der Ortskrankenkassen, ein treffender Beweis für ihre gesunde Fundierung. Im Jahre 1907 bestanden nach den dem Reichstage zugegangenen Rechnungsberichten 66 gewerbliche und 48 landwirtschaftliche Be ruf s gen o ss enschaft en, 206 staatliche und 329 Provinzial- und Kommunal-Ausführungs- behörden. Ferner beteiligten sich noch 14 Ver sicherungsanstalten, die Berufsgenossenschaften angegliedert waren, an der Erhebung. Die Zahl der durchschnittlich versicherten Personen stellt sich bei den gewerblichen und landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften zu sammen auf 20 207 438, bei den Ausführungs behörden auf 964 589, so daß bei Berufs genossenschaften und Ausführungsbehörden zu sammen 21 172027 versichert waren. Auf Doppelzählung entfallen davon etwa 11/2 Mill. Personen. An Entschädigungsbeiträgen, ohne die Kosten der Fürsorge während der gesetzlichen Wartezeit, sind 1907 von den Berufsgenossen schaften 136425688 gegen 129169585 . im Vorjahre gezahlt worden. Die Summe der der Beitragsberechnung zugrunde gelegten Löhne, die sich, was besonders hervorgehoben werden muß, mit den wirklich verdienten Löhnen nicht deckt, stellt sich bei den gewerblichen Berufs genossenschaften auf 8 410 136 305 .%6, also nahezu 81/2 Milliarden Mark. Die gewerblichen Berufsgenossenschaften verausgabten 1907 ins gesamt 140547 597 JG gegen 133030554 . im Jahre 1906. Die Reservefonds bezifferten sich bei den Berufsgenossenschaften auf 254,2 Mill. Mark; davon kamen 240,6 Mill. Mark auf die