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14. April 1909. Wirtschaffliehe Rundschati. Stahl und Eisen. 569 Auf dem Grobblech markte änderten sich die äußerst traurigen Verhältnisse in keiner Weise, während der F e in b lech markt etwas mehr Leben zeigte, aber auch keine lohnenden Preise aufwies. Der Stahlwerks-Verband berichtet uns: „In Halbzeug hatten die Verbraucher im Januar den Bedarf für das erste Vierteljahr größtenteils ge deckt. Im Februar und März gingen noch größere Nachtragbestellungen für diesen Zeitraum ein. Mitte März wurde der Verkauf für das zweite Vierteljahr zu den seitherigen Preisen und Bedingungen frei gegeben. — Der Auslandmarkt lag aus den eingangs erwähnten Gründen im ganzen ruhig; nur in einigen Ländern wurde zeitweise eine bessere Stimmung be obachtet. — In schwerem Eisenbahn-Oberbau- material wurden weitere Bedarfsmengen von deut schen Bahnen aufgegeben ; ferner ging der Auftrag auf den Hauptbedarf der Reichseisenbahnen ein. Die auf gegebenen Mengen blieben jedoch durchweg hinter den vorjährigen erheblich zurück, und die Lieferfristen sind im Gegensatz zu früher ziemlich weit hinausgerückt. Das Rillenschienengeschäft zeigte gegenüber dem Früh jahr vorigen Jahres eine merkbare Besserung; umfang reiche Abschlüsse wurden mit einer Anzahl Stadtver waltungen getätigt. Das Grubenschienengeschäft war zu Anfang des Jahres etwas besser, wurde jedoch im März wieder ruhiger. — Im Auslandgeschäft von schweren Schienen war im abgelaufenen Vierteljahre mehr Lebhaftigkeit zu verzeichnen; die Anfragen liefen häufiger ein und führten zu umfangreichen Abschlüssen. Auch das Rillen- und Grubenschienen geschäft im Auslande besserte sich gegenüber dem letzten Vierteljahre 1908 dem Umfange nach; hin sichtlich der Preise jedoch trat der fremde, beson ders belgische Wettbewerb mit Unterbietungen auf; — Das Inlandgeschäft in Formeisen erhielt zu Jahresbeginn infolge des Preisnachlasses für Winter bezüge eine lebhafte Anregung'. Von einer ganzen Reihe von Abnehmern wurde nicht nur der Anteil auf die zur Verfügung gestellten 200 000 t mit Preisnachlaß abgerufen, sondern es wurden auch weitere Mengen ohne diesen Rabatt hinzugekauft. Die richtige Frühjahrs belebung im Baugeschäfte konnte jedoch infolge der ungünstigen Witterung noch nicht Platz greifen; nach Norddeutschland war zudem der Versand infolge der geschlossenen Schiffahrt nicht möglich. In einer ganzen Anzahl größerer Städte liegen aber erheblich mehr Baugesuche vor als im Vorjahre. — Das Aus- landgeschäft war aus den gleichen Gründen ebenfalls im ganzen ruhig und wurde zum Teil infolge Still liegens des Formeisengeschäftes in Großbritannien durch den englischen Wettbewerb umstritten.“ — Die Versandzahlendes Stahlwerks-Verbandes in den Monaten Dezember 1908 bis Februar 1909 (März ziffern lagen noch nicht vor) haben wir bereits mit geteilt. * In den Maschinenfabriken nahm der Auf tragsbestand immer mehr ab, da in allen Industrie zweigen die Aufträge zurückgehalten wurden; nur dringend notwendige Anschaffungen wurden gemacht, für die ein großer Wettbewerb vorhanden war, so daß die erzielten Preise sich verlustbringend gestalteten. Von einzelnen Betrieben wird uns jedoch gemeldet, daß gegen Schluß der Berichtszeit Nachfrage und Bestellungen zugenommen haben. In Brücken- und Eisenkonstruktionen wurde der Arbeitsmarkt nicht besser, da noch immer ein erheblicher Arbeitemangel vorlag. Die staatlichen Behörden waren weiter be müht, Aufträge herauszugeben, wogegen die Aufträge aus der Privatindustrie noch sehr spärlich blieben. Die Preise waren weiter derart niedrig, daß die Selbstkosten bei weitem nicht gedeckt wurden. Das * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1909 S. 412. XV.,9 Angebot von Arbeitskräften hat sich nicht nennens wert gesteigert. In gußeisernen Röhren war die Nachfrage und der Abruf ebenfalls sehr gering, eine Erscheinung, die zum Teil auf den langen Winter zurückzufübren ist, weil gußeiserne Röhren bei Frostwetter nicht verlegt werden können. Die Vorräte haben sich vermehrt. Ueber die Gestaltung der Preise während der Be richtszeit gibt die folgende Zusammenstellung Aufschluß. Zusammenstellung der Preise. Dr. W. Beumer. Monat Januar Monat Februar Monat März Kohlen und Koks: f. d. t e% f. d. t .% f. d. t 4 Flammkohlen .... 11,75—12,75 11,75—12,75 11,75—12,75 Kokskohlen, gewaschen 12,25—13,25 11.00—12,00 11,00—12,00 » melierte, z. Zerkl. — —— —— Koks für Hochofenwerke 16,50—18,50 14.50—16,50 14,50—16,50 „ „ Bessemerbetr. . — — — Erze: Rohspat 10,90 10,90 10,90 Geröst. Spateisenstein . 15,50 15,50 15,50 Somorrostro f. a. B. Rotterdam . . . — — — Roheisen : Gießereieisen 60,00-63,00 59.00-61,00 59,00 - 61,00 Preise „ir ■ ■ 58,00-62,00 57,00-60,00 57,00 — 59,00 ab Hüttel Hämatit . . 60,00 - 66,00 59,00-62.00 59.00-62,00 Bessemer ab Hütte . . 62,00-63,00 62,00—63,00 62,00 - 63,00 Siegerländer Qualitäts- Puddeleisen ab Siegen 56,00 — 58,00 56,00-58,00 56,00-58,00 Stahleisen, weißes, mit nicht über 0,1% Phos- phor, ab Siegen . . 58,00-62,00 58,00—61,00 58,00-60,00 Thomaseisen mit min- destens 1,5% Mangan, frei Verbrauchsstelle 58.00 58,00 57,00—58,00 Dasselbe ohne Mangan 54,00 54,00 53,00—54,00 Spiegeleisen, 10 bis 12% 66,00 66,00 66,00 Engi. Gießereiroheisen Nr. III, frei Ruhrort 68,00 68,00 66,00 68,00 Luxemburg. Puddeleisen ab Luxemburg . . . 50,00 50,00 46,00 50,00 Gewalztes Elsen: Stabeisen, Schweiß- . . 122,50 122,50 122,50-125,00 . Fluß- . . . 100,00-105,00 100,00-105,00 99,00—105,00 Winkel- und Formeisen zu ähnlichen Grund preisen wie Stabeisen mit Aufschlägen nach der Skala. Träger, ab Diedenhofen für Norddeutschland 110,00 110,00 110,00 für Süddeutschland 113,00 113,00 113,00 Bleche, Kessel- . . . 116,00-120,00 115,00-122,00 115,00-120,00 „ secunda . . . 105,00-112,00 105,00-112,00 105,00-110,00 „ dünne . . . . 115,00-120,00 117,50-122,50 117,50-122,50 Stahldraht, 5,3 mm,netto ab Werk — — Draht aus Schweißeisen, ge wöhnl.,abWerk etwa —- — — besondere Qualitäten — — — II. Ob ersch 1 esien. — Allgemeines. Die im vorigen Berichte bereits geschilderte ungünstige allgemeine Lage der oberschlesischen Berg- und Hüttenindustrie hat auch im ersten Viertel des lau fenden Jahres keine Besserung erfahren. Obwohl der Jahreswechsel unter verhältnismäßig günstigen An zeichen sich vollzogen hatte und eine zuversichtlichere Stimmung für eine baldige Wendung der Marktver- hältnisse aufkommen ließ, indem im ersten Monat des Berichtevierteljahres eine etwas lebhaftere Nachfrage in Walz- und Formeisen in Erscheinung trat, brachte der weitere Verlauf desselben einen erneuten Rück schlag. Die ungünstigen Meldungen aus Amerika über fortgesetzte Preisherabsetzungen, die Einwir kungen des freien Wettbewerbes auf dem Roheisen markte nach Auflösung der Verbände, die ergebnislos verlaufenen Verhandlungen behufs Gründung eines deutschen Stabeisensyndikates sowie die Unsicherheit der politischen Lage kamen in einer weiteren und 67