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14. April 1909. Regelung der Umdrehungszahl elektrisch angeti-ielener Turbogehläse. Stahl und Eisen. 545 Induktionsmotor übersynchron laufen zu lassen. Man ist also nicht mehr, wie bei dem normalen Motor, an die Umdrehungszahl von rd. 3000 als äußerstes Maß gebunden, sondern man kann die selbe so weit überschreiten, als es im Interesse des Kompressors liegt. Dieser Vorteil ist be sonders für Konvertergebläse sehr wichtig. Was die Wirkungsgrade solcher Anlagen an belangt, so sind diese je nach der besonderen Schaltung und je nach der Größe der Anlagen in ziemlich weiten Grenzen verschieden. Bei einer Regulierung von 30 °/o kann man bei voll belastetem Motor Wirkungsgrade zwischen 7 8 °/o und 88 °/o annehmen, entsprechend 90 °/o bis 92 °/o Wirkungsgrad des Hauptmotors ohne Re gulier-Aggregat, also bei annähernd synchroner Tourenzahl. Diese Wirkungsgrade beziehen sich auf die gesamte Anlage, d. h. wenn der Haupt motor 1000 PS abgibt, so ist die von der ganzen Anlage aufgenommene Leistung bei dem besseren Wirkungsgrad von 88 % 1000 — 113 7 PS 0,88 (entsprechend 1000 — 1087 PS). 0,92 Es soll noch ein Punkt betrachtet werden, der mit der Frage der Zweckmäßigkeit des elektrischen Antriebes für Turbogebläse ganz im allgemeinen eng zusammenhängt. Das ist der Belastungsausgleich bei dem elektrisch betrie benen Turbokompressor. Der elektrische An trieb eines Turbokompressors durch Strom, der in einer Gaszentrale erzeugt ist, hat den Nach- . teil, daß der Wirkungsgrad einer solchen An lage etwas sinkt, und daß sowohl in der Zen-. trale als am Kompressor je eine elektrische Maschine zur Aufstellung gelangt, die bei direktem Antriebe eines Kolbenkompressors durch einen Gasmotor wegfallen. Nimmt man z. B. den Wirkungsgrad der elektrischen Ma schinen je zu 0,92 an, was sehr gut erreichbare Werte sind, so kann man bei 5000 Volt Span nung noch eine Entfernung von rd. 5 km Über spannen, wenn man noch eine Verschlechterung des Wirkungsgrades der ganzen Anlage um 19 °/o zuläßt. Diesen beiden Nachteilen stehen die bekannten und vielfach besprochenen Vor teile der Zentralisation der Krafterzeugung und- der billigeren Beschaffung von vollkommenen Reserven für die Gebläseanlagen entgegen. Diese Vorteile gelten für jedes elektrisch an getriebene Turbogebläse. Für Gebläse mit stark intermittierendem Be triebe, also z. B. Kouvertergebläse, liegen -die Verhältnisse für den elektrischen Antrieb gün stiger. Der Antriebsmotor kann momentan über seine Normallast überlastet werden und wird daher trotz der hohen Spitzenleistung verhältnis mäßig klein. Bei dem Turbogebläse ist schon durch ge ringe Tourenänderung eine große Veränderung XV.29 in der Beanspruchung zu erreichen, was schon daraus hervorgeht, daß sich die Leistung bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen mit der dritten Potenz der Umdrehungszahl ändert. Hierdurch ist nur eine Regulierung in kleinen Grenzen notwendig. Wird der Kolbenkompressor von einer Gas maschine angetrieben, so muß diese Gasmaschine für die höchste Leistung des Kompressors be messen sein. Ist eine Zentrale groß gegen die Leistung des Kompressors, so muß diese da gegen nach Anschluß desselben für nicht viel mehr als für die Durchschnittsleistung des Kom pressors vergrößert werden, denn die Zentrale ist ohne weiteres um einige Prozente überlastbar; die Möglichkeit der Ueberlastung wird ohnehin durch den normalen Betrieb gefordert. Die Zentrale arbeitet mit einem fast konstanten Ge samtwirkungsgrad, ob ihre Belastung nun z. B. 83 oder 89 °/o der höchsten ist. Werden an die Zentrale eine Reihe von großen Motoren angeschlossen, so gleichen sich die Stöße immer mehr aus, so daß einfach durch die Größe der Zentrale allein schon die Pufferung ersetzt wird, was naturgemäß wirtschaftlicher ist, als wenn hierfür Schwungräder vorgesehen werden müssen. Die Vorgänge des Belastungsausgleiches in Zentralen sind nichts Neues, sondern durch die Entwicklung der bestehenden Kraftzentralen, an deren Netz Kleinmotoren angeschlossen sind, bekannt. Es ist nicht abzusehen, ob die Zen tralisierung, die die Elektrotechnik vorerst für kleinere und mittlere Motoren schon vollkommen ermöglicht hat, sich nicht auch für Motoren ganz großer Leistungen mit entsprechendem Vor teil durchführen läßt. Schritte auf diesem Wege sind schon getan; erstens durch den Bau von sehr großen Elektrizitätswerken, wie z. B. das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk, zwei tens dadurch, daß man schon heute u. a. eine Reihe von Trio-Walzenstraßen elektrisch betreibt. Die Vollkommenheit des Ausgleiches der Spitzenbelastungen wächst mit der Größe der Zentrale und diese wieder mit der Größe und Anzahl der angeschlossenen Motoren. Die Ent wicklung strebt der Zentralisierung zu. Es liegt auf dem Wege der Entwicklung und be deutet voraussichtlich ein billigeres Arbeiten mit geringem Betriebskapital, auch Arbeitsmaschinen, die sehr große Leistungen benötigen, an große Zentralen anzuschließen. Zentralen, die in nicht zu großer Entfernung voneinander liegen, wird man in noch ausgedehnterem Maße parallel schalten und dadurch die Möglichkeit gewinnen, größere intermittierende Leistungen anzuschließen. Es bleibt noch zu erwähnen, daß die Annahme, die Zentrale nur um die mittlere Leistung der Gebläsemotoren erweitern zu können, im all gemeinen eine zu günstige ist. Anderseits wäre es aber auch viel zu ungünstig gerechnet, wenn 64