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Umschau. Abbildung 1. Walzenstraße der Röch- lingschen Eisen-u. Stahl ¬ werke mit gemischtem Antrieb. Eine Walzenstraße mit kombiniertem Antrieb. Auf den Rö c h lingsch en Eisen- und Stahl werken in Völklingen ist seit kurzem an einer zur Fa- brikation von Draht und Stabeisen dienenden Walzen- straße, die bisher allein von einem Gasmotor von 2000 PS und 100 Umdr./Min. angetrieben wurde, eine bemerkenswerte Abänderung des Antriebes vorgenom men worden.* Der Gasmotor war für eine Leistung der Draht- straße von etwa 50 bis 60 t i. d. Schicht bestellt worden. Es zeigte sich aber sehr bald, daß er, wie dies im Die Anordnung der Walzenstraße, die ebenso wie der Antriebs-Gasmotor von der Maschinenbau-Act.-Ges. vorm. Gebr. Klein in Dahlbruch geliefert ist, geht ans Abbildung 1 hervor. Sie besitzt eine aus drei Gerüsten bestehende Vorstraße mit 450 mm Ballendurchmesser, sowie eine dreigeteilte Fertigstraße mit insgesamt 11 Gerüsten. Der erste Teil der Fertigstraße hat einen Ballendurchmesser von 350 mm, der zweite und dritte einen solchen von 280 bezw. 250 mm. Die beiden Motoren sind mit der Vorstraße und mit einer Seil scheibe von 7 m Durchmesser und rund 70 t Kranz- bezw. 100 t Gesamtgewicht unmittelbar gekuppelt. Von dieser als Schwungrad wirkenden und mit 100 Um dr./Min. laufenden Seilscheibe wird die erste Fertigetraße durch neun Seile von 50 mm mit 250 Umdr./Min. betrieben, während die zweite und dritte Fertig straße durch 12 bezw. 15 Seile ebenfalls von der Seilscheibe aus angetrieben werden und mit 400 bezw. 500 Umdr./Min. laufen. Auf der Straße kommen vorge- walzteBlöcke von 100 X 100 mm Querschnitt und rd. 130 kg Ge wicht zur Auswalzung auf Draht von 4,9 mm Durchmesser, dicke res Rundeisen und Bandeisen. Anfänge bei der Wahl von Gasmotoren für Antriebe fast stets der Fall war, zu klein gewählt worden war, und daß selbst die Leistung von 50 bis 60 t nicht erreicht wurde. Eine Verstärkung der Maschine war nicht möglich, und so entschloß man sich, um die Leistung der Straße auf wenigstens 100 t f. d. Schicht zu bringen, einen Elektromotor einzubauen, welcher den Gasmotor unterstützen sollte. Der Elektromotor wurde auf der verlängerten Kurbelwelle des Gasmotors angeordnet und sollte mit letzterem parallel laufen. Ferner wurde der Elektromotor so stark gewählt, daß er auch bei einem größeren Defekt der Gas maschine für kurze Zeit den Betrieb der Drahtstraße, wenn auch mit entsprechend verminderter Leistung, allein übernehmen könnte. * „Elektrotechnische Zeitschrift“ 1908 S. 1140; vergl. auch „Zeitschr. d. Vereines deutscherlngenieure“ 1909 S. 355. — Die Angaben sind wesentlich ergänzt nach frdl. Mitteilungen von maßgebender Stelle in Völklingen. Um über den Energiebedarf des Walzwerkes ein genaues Bild zu gewinnen, wurden bei normalem Walzbetrieb Diagramme an dem Gasmotor genommen, die ergaben, daß der Elektromotor rd. 2000 PS nor mal leisten und vorübergehend um 100 °/o steigerungs fähig sein müßte. Wie aus dem Lageplan Abbil dung 1 hervorgeht, ist der Elektromotor zwischen die mit dem Gasmotor gekuppelte Seilscheibe und die Vorstraße eingebaut worden. Die Anordnung ist dabei so getroffen, daß der Gasmotor nur abgekuppelt zu werden braucht, wenn der Elektromotor den Be trieb allein führen soll. Die konstruktive Durchbil dung des Antriebes und dessen Montage war insofern mit Schwierigkeiten verknüpft, als der Elektromotor sich in eine vorhandene Anordnung einfügen mußte und daher nur ein verhältnismäßig geringer Raum in achsialer Richtung für ihn zur Verfügung stand. Anderseits mußte die Maschine, um den im Walz werksbetrieb auftretenden Stößen gewachsen zu sein, besonders kräftig gebaut werden. Dabei war auf eine leichte Reparaturfähigkeit Rücksicht zu nehmen,