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42'2 Stahl und Eisen. Zur Kenntnis der Festigkeitseigenschaften des Nickelstahles. 29. Jahrg. Nr. 12. Ergänzende Versuche wurden endlich noch gemacht mit einem von Fried. Krupp ge lieferten Homogeneisen, das etwa 4200 kg/qcm Festigkeit und 22 0/o Dehnung hatte. Bei allen drei Trägern aus Homogeneisen ergab sich über einstimmend die erste bleibende Durchbiegung bei 2000 kg/qcm, Grenze der Lastaufnahme bei etwa 3500 kg/qcm. Bei allen drei Trägern haben sich die Druckpartien stark gefältelt; zum Bruch kam es nicht. Wenn auch diese Versuche lange Jahrzehnte zurückliegen und seinerzeit wenig beachtet wur den, so dürfte es doch nicht zwecklos sein, nach träglich auf die Resultate zurückzukommen und die nachfolgenden Schlüsse daraus zu ziehen, die sich mit einiger Sicherheit ziehen lassen: Es läßt sich ein harter Kohlenstoffstahl her stellen, der allem Anscheine nach volle Sicherheit bei der Verarbeitung zu Eisenkonstruktionen bietet. Von gut proportionierten Trägern aus weichem und hartem Stahl kann man ein gutes Verhalten bis zu einer der Streckgrenze entsprechenden Beanspruchung erwarten. Hartes Material ist vor allem mit Vorteil bei den Druckgliedern zu verwenden, jedoch ist darauf zu achten, daß die Metallstärken möglichst dick gewählt werden müssen. Es würde z. B. ganz falsch sein, einen für Weichstahl kon struierten Trägerquerschnitt in einen solchen für Hartstahl durch Reduktion der Metallstärken im Verhältnis der Streckgrenzen der beiden Ma terialien umzuwandeln. Für Druckstäbe kann ohne Gefahr hochgekohltes Eisen von geringerer Reinheit verwendet werden; jedoch ist für dieses Material besondere Sorgfalt auf die Bearbeitung zu legen, da die Trägerversuche ergeben haben, daß phos phorreicher Stahl durch die Nietarbeit stark leidet. Für Zugstäbe sollte man bei dem weicheren Material bleiben, oder man sollte mindestens hartes Material von großer Reinheit verwenden. Die Verwendung von Nickelstahl ist wahr scheinlich nicht nötig, weil man schon heute einen Kohlenstoffstahl herstellt, der 5000 bis 6000 kg/qcm Festigkeit hat und dessen Streck grenze bei 3200 kg/qcm liegt, der also Eigen schaften besitzt, die nicht sehr weit von denen des tauglichen Nickelstahls abweichen. Dieser Spezial stahl kostet zurzeit nur 60 •K6/t mehr als Fluß eisen, ist also um mindestens 40 •6/t billiger als Nickelstahl.* Daß man auch in der Qualität des harten Kohlenstoffstahls Fortschritte machen kann, ist zweifellos; man darf dabei nur an den Werkzeugstahl denken und an die Erzeugung von Stahl im elektrischen Ofen. Die Verwendung von Hartstahl jeder Art ist für kleinere Bauwerke (Waddell will schon bei Brücken von 10 m Spannweite mit Hart stahl anfangen) unwirtschaftlich, weil man in solchen Bauwerken in der Regel die Druck partien nicht richtig proportionieren kann. Die Metallstärken werden zu dünn, und Platten und Winkel fälteln sich bei Druck allzuschnell. Unter den vomVerein Deutscher Brücken- und Eisenbau-Fabriken in uneigennütziger Weise geplanten Versuchen** sind auch solche in Aussicht genommen, die sich auf die Prüfung von Hartstahl in Brückenteilen erstrecken. Die Versuche werden aber so erhebliche Summen kosten, daß der Brückenbauverein allein die Aufgabe wohl kaum durchführen kann; er wird auf tatkräftige Beihilfe rechnen müssen, um an das Ziel zu kommen. Es handelt sich nicht nur um die Lösung theoretischer Fragen, sondern um Fragen, die mit dem Geldbeutel eng Zu sammenhängen. L. Seifert. * Die in diesem Absatz enthaltene Annahme dürfte in hüttenmännischen Kreisen nicht ganz ge teilt werden. Di e R e a. ** Vergl. „Stahl und Eisen“ 1908 S. 1793. Zur Kenntnis der Festigkeitseigenschaften des Nickelstahles. Mitteilung aus der Materialprüfungs - Anstalt an der Technischen Hochschule zu Darmstadt. Von Dr.-Ing. E. Preuß in Darmstadt. N achstehende Untersuchungen wurden aus Anlaß umfangreicher Versuche über die Festigkeit und den Gleitwiderstand von Nickel stahlnietverbindungen angestellt. Es wurden bei denselben 93 Nietverbindungen verschie denster Art geprüft. Ueber die Ergebnisse der Untersuchungen soll demnächst berichtet wer den, es sei an dieser Stelle nur darauf hin gewiesen, daß die Festigkeit von Nickelstahl nietverbindungen das 2- bis 2 1/4 fache gewöhn licher Nietverbindungen beträgt, und daß auch hinsichtlich des Gleitwiderstandes Nickelstahl nietverbindungen den bisher üblichen Niet verbindungen nicht nachstehen. Die in Zahlentafel 1 angegebenen Nickel stahlsorten* wurden auf ihre Eignung als Niet material untersucht. Zahlentafel 2 gibt die bei zweischnittiger Scherung mit Rundstäben von 19 mm Durch- * Der untersuchte Nickelstahl wurde in entgegen kommendster Weise von folgenden Firmen zur Ver fügung gestellt: Friedrich Krupp, A.-G., Essen; Ber gische Stahlindustrie, G. m. b. H., Remscheid; Röch- lingeche Eisen- und Stahlwerke, Völklingen (Saar).