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zunächst einen vorläufigen und später einen endgül tigen Vertrag (vom 14. März 1904) mit einer als Socit d’Etudes d’Ouenza zusammengetretenen Gruppe von sechzehn Industriellen, unter denen vor allem Schneider & Cie. in Creusot, die Compangie des Forges de Chätillon, Commentry et Neuves-Maisons, die Socit Anonyme John Cockerill in Seraing, die Consett Iron Co., Ltd. in Consett, Charles Canimell Laird & Co., Ltd. in Sheffield, Guest, Keen & Nettle- folds, Ltd. in Birmingham, die Firmen Fried. Krupp A. - G. und Thyssen & Co., die Gelsenkirchener Bergwerks - A. - G. (Schalker Verein) zu nennen sind, abgeschlossen und auf diese Weise die Pläne der Socit Concessionnaire gestört. Der Pachtvertrag wurde der Genehmigung des französischen Staatsrates unterbreitet, und vor diesem spielte sich ein langer Kampf zwischen den beiden vorgenannten Gesell schaften ab. Die Socit Concessionnaire erhob Ein wendungen gegen die Verpachtung der Oberfläche und beanspruchte den Vorzug bei gleichen oder günsti geren Bedingungen. Trotzdem gelang es der Socit d’Etudes, die Zustimmung des Staatsrates zu der Ver- absichtigte die Regierung, das Gesetz im Dezember v. J. wieder einzubringen, und der Gouverneur von Algier kam persönlich nach Paris, um die Vorlage vor der Kammer zu vertreten. Da aber die Beratung über die Reorganisation der französischen Artillerie längere Zeit in Anspruch nahm als man dachte, so mußte die Beratung abermals ausgesetzt werden. Vor einigen Tagen hat nun unter dem Vorsitze des Ministerpräsidenten Clemenceau ein französischer Ministerrat, dem auch der algerische Generalgouver neur Jonnart und der tunesische Generalresident Alapetite beiwohnten, auf Antrag des letzteren be schlossen, die Vorlage des Bahnbaues von Ouenza nach Böne aufrecht zu erhalten, aber im Interesse des Hafens von Biserta gleichzeitig eine weitere Bahn linie zu bauen, die eine Verbindung von Ouenza nach dem genannten Hafen herstellen soll, und zwar handelt es sich um die Teilstrecke bis Nebeur; von diesem Platze aus ist bereits eine Linie nach Mateur, das wiederum Anschluß nach Biserta hat, im Bau. Man will dann, indem man die Frachten von Ouenza nach Böne und Biserta gleich hoch bemißt, der Bahn Pachtung der Oberfläche zu erwirken, weil, wie der Staatsrat noch besonders ausführte, die der Gesell schaft von der algerischen Regierung erteilte Kon zession als solche der Genehmigung des Staatsrates nicht bedürfe. Indessen war und ist dieser Vertrag, obgleich er endgültig abgeschlossen wurde, insofern nur bedingt gültig, als sein schließliches Inkrafttreten davon abhängt, ob eine für die Verfrachtung der ge förderten Erze geplante Bahn vom Djebe Ouenza nach dem Hafen von Böne (etwa 190 km) genehmigt wird. Eine solche Erlaubnis wird durch Gesetz geschaffen und bedarf somit der Zustimmung der Kammer. Ohne Zweifel hätte sich der Kampf zwischen den beiden Gruppen bis in die Kammer hinein fortgesetzt, wenn nicht eine Verständigung zwischen der Socit Con- cessionnaire und der Socit d’Etudes in dem Sinne stattgefunden hätte, daß der Socit Concessionnaire ein Drittel Anteil an dem Kapital der Grubengesell schaft eingeräumt wird; sie erhält zudem einen Anteil in der Förderung und mehrere Sitze im Aufsichtsrate. Das Gesetz zur Genehmigung des Bahnbaues kam im vergangenen Sommer vor die Kammer, fand aber unerwarteterweise eine starke Gegnerschaft bei den Rationalisten, die „französisches Erz für deutsche Ka nonen“ nicht freigeben wollten, und den Sozialisten, die eine „Verschleuderung des nationalen Eigentums an eine internationale Kapitalistengruppe und die Be förderung der Herstellung von Kriegsmaterial“ heftig bekämpften, so daß die Beratung mit großer Mehrheit auf unbestimmte Zeit vertagt wurde. Dennoch be- Ouenza—Nebeur—Mateur—Biserta einen Teil der Erz verladungen von Ouenza und außerdem diejenigen der 20 km südlich von Ouenza gelegenen Bou-Kadra- Grube, bis zu der die geplante Linie Böne—Ouenza eventuell verlängert werden sollte, zuführen. Damit hofft man Biserta einen Verkehr von jährlich 700000 bis 800 000 t Erz zu sichern, d. h. wesentlich mehr, als notwendig ist, um den Schiffen, die Kohlen für die französische Kriegsmarine nach Biserta zu bringen haben, Rückfracht an Erzen zu verschaffen. Damit dürfte den tunesischen Interessen Genüge getan sein. Dem Widerstande der Sozialisten gegen die Vorlage, die augenblicklich nach den Beschlüssen des Minister rates umgestaltet wird, dürfte dadurch ein Grund ent zogen werden, daß, wie Generalgouverneur Jonnart dem „Figaro“ mitgeteilt hat, die Firma Krupp von dem Unternehmen zurückgetreten ist. Was den wei teren Einwand der Partei, bei dem Abkommen zwischen der Socit d’Etudes und der algerischen Regierung seien die finanziellen Interessen des Staates nicht genügend gewahrt, anlangt, so bleibt darüber noch folgendes zu sagen: Die von der algerischen Regierung bedingten Ab gaben sollen darin bestehen, daß die Konzessions- Erwerberin, die Socit d’Etudes d’Ouenza, zunächst den Bahnbau auf ihre Kosten auszuführen hätte, so dann wäre sie verpflichtet, dem algerischen Budget von dem Werte der geförderten Erze, deren Menge, nebenbei bemerkt, auf jährlich 11/2 Millionen Tonnen geschätzt wird, eine Mindestabgabe von 150 000 Fr.