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10. März 1909. Umschau. Stahl und Eisen. 367 in das Sehfeld. Die Wirkung dieser einfachen Ein richtung ist in der Tat sehr wertvoll. Um sich zu überzeugen, daß tatsächlich keine Reflexe vorhanden sind, die hauptsächlich bei Aufnahmen störend wirken, wird das Objekt entfernt, nachdem man die richtige Beleuchtung und Einstellung ge funden zu haben glaubt, und das Objektiv mit einem nicht reflektierenden Gegenstand bedeckt, am besten mit schwarzem Sammet. Man muß alsdann durch den Okulartubus ein dunkles Feld erblicken. Ein zweiter Uebelstand des alten Instrumentes ist die Schwierigkeit, die man bei ganz schwachen Vergrößerungen hat. Bei metallographischen Arbeiten ist es bekanntlich sehr oft erwünscht, Schliffflächen von etwa einem Quadratzentimeter Größe mit nur 5- bis 10 facher Vergrößerung der Reihe nach in einem all gemeinen Ueberblick durchzusehen oder Photogramme von einzelnen herzustellen. In diesem Falle erweist eich das System mit den beiden Prismen als unbrauch bar. Das neue Instrument gestattet nun, durch einige einfache Umschaltungen ein völlig anderes Beleuch- tungssyetem einzufügen. Die Lichtquelle wird ge hoben, so daß sie nicht mehr entlang der Geraden A B in Abb. 1 ihr Licht entsendet, sondern auf einer parallelen dazu, welche oberhalb des Objektivs zwischen diesem und dem Objekt hindurchführt. An dieser Stelle wird jetzt ein planparalleles Glas gesetzt, so daß es gegen den Lichtstrahl um 45° geneigt ist. Derselbe geht zum Teil durch das Glas hindurch, wird zum Teil aber gegen das Objekt reflektiert und von diesem zurückgeworfen. Der Lichtstrahl passiert dann das Glasplättchen zum zweitenmal, darauf das Objektiv und endlich das Prisma Pi. Das Prisma P wird bei dieser Vorrichtung ganz zur Seite geschoben. Diese Vorrichtung ermöglicht es, bei schwächeren Ver größerungen ausgezeichnete Bilder mit außerordentlich großem, gleichmäßig und scharf ausgezeichnetem Gesichtsfelde zu erhalten. Diese Beleuchtungsart ist natürlich nur soweit anwendbar, als es der Abstand zwischen Objektiv und Objekt gestattet. Die anderen vielfachen Verbesserungen sind von wenig grundsätzlicher Bedeutung. Die Montierung des ganzen Instruments auf einer einheitlichen op tischen Bank ist eine Einrichtung (Abb. 2), die sich sehr empfahl, um die Zentrierung der Lichtquelle, der Beleuchtungslinsen und der Kamera zu vereinfachen, weil man sonst hiermit viel Aerger und Zeitverlust erleben kann. Als Lichtquelle dient eine Liliput bogenlampe, die so gestellt ist, daß der leuchtende Krater als leuchtender Punkt anvisiert wird. Wegen der geringen Schwankungen in ihrer Lage, denen das Bogenlampenlicht immer unterworfen ist, sind Vorrichtungen zur vertikalen und horizontalen Re gulierung der zentralen Lage des Lichtbogens ange bracht, deren Handhabung im Gebrauch außerordent lich bequem ist. Die für die einzelnen Objektive zu verwendenden Beleuchtungslinsen finden sich in Re volverschaltung angebracht und lassen sich leicht auswechseln und ohne weiteres in die richtige Lage bringen. Auf den Objekttisch läßt sich ferner ein Kreuztisch aufsetzen, welcher eine gleichmäßige und sichere Absuchung des ganzen Versuchsobjektes er möglicht. Eine besondere Vorrichtung an demselben gestattet ferner, eine bestimmte Stelle des Unter suchungsobjektes einzustellen, um dann dasselbe zum Aetzen oder zur thermischen Behandlung vom Mikro skop zu entfernen und nachher genau in dieselbe Lage zurückzubringen, so daß eine direkte Verfolgung der Einwirkung der vorgenommenen Manipulationen möglich wird. Das Instrument ermöglicht es daher zum ersten mal, bei Verwendung aller beliebigen Vergrößerungen von fünffacher bis zu 1200 facher Vergrößerung (mit Oel-Immersion) vollkommene Bilder von großem und vollständig ausgezeichnetem Gesichtsfelde zu erhalten. So dürfte in der Tat dieses Instrument jedweden Ansprüchen des modernen Metallographen in weit gehendem Maße gerecht werden und einem Bedürfnis, das trotz der großen Vorzüge des Le Chatelierschen Instrumentes manchem Metallographen recht fühlbar geworden sein mag, in befriedigender Weise abhelfen. Dr. W. Guertler, Boston, Massachusetts Institute of Technology. Zur Entwicklung der Elektrostahlanlagen. Aus Nordamerika kommt die Mitteilung,* daß die United States Steel Corporation sich nach langen Studien entschlossen hat, auf den Süd-Chicago-Werken der «Illinois Steel Company sowie auf den Werken der American Steel & Wire Company in Worcester je einen 15t-Heroultofen aufzustellen, während die Er richtung eines solchen in Homestead wahrscheinlich ist. In Süd-Chicago, wo Drehstrom zur Verfügung steht, beabsichtigt man vom Bessemer-Konverter ent nommenes vorgeblasenes Metall im elektrischen Ofen zu raffinieren zur Herstellung eines hochwertigen Stahlschienenmaterials. Die Leistungsfähigkeit dieses Elektroofens soll etwa 500 t (?) in 24 Stunden be tragen. In Worcester soll der Heroultofen von zwei 50 t-Martinöfen bedient werden. Er wird vornehmlich zum Fertigmachen von Material herangezogen werden, das dieses Werk für seine mannigfachen besonderen Drahterzeugnisse benötigt. Die Entwürfe für die beiden Anlagen sind schon weit vorgeschritten und der Bau derselben dürfte so gefördert werden, daß beide noch im Laufe dieses Sommers in Betrieb kommen können. Wenn diese Nachrichten zutreffen, so wird der Stahltrust mit einem Schlage die Vereinigten Staaten in die Reihe der Länder bringen, die dem Elektro ofen schon eine nicht mehr zu übersehende Stellung in den metallurgischen Prozessen gegeben haben. Bisher hatte sich Amerika merkwürdig zurückhaltend gegenüber dem Elektrostahlofen gezeigt, von dem es eigentlich nur einige Versuchsöfen besaß.** Gleich zeitig benutzt der Stahltrust wohl auch als erster Elektrostahlöfen von so großem Fassungsraum zur Erzeugung von Schienen und Draht im Großbetrieb, wenn man davon absieht, daß ein deutsches Werk mit der Herstellung von Schienenstahl im Elektroofen schon früher vorangegangen ist. *** Die Frage der Schienenstahlqualität hat ja be sonders in den Vereinigten Staaten in den letzten Jahren eine außerordentliche Rolle gespielt,! und die Absicht, ein Schienenmaterial zu erzeugen, das in seiner Güte einem Werkzeugstahl gleichwertig ist, läßt für die Zukunft die Erfüllung noch mancher Hoffnungen er warten. Man könnte sogar zu der Ansicht kommen, ob das Urteil, das man in den letzten Jahren so häufig zu gunsten der Entwicklung des Martinverfahrens aus gesprochen hat, nicht wieder umschlagen könnte, und ob der Bessemer-Konverter, unterstützt durch Elektro- stahlöfen, nicht wieder ein weiteres Feld der Tätig keit sich erobern könne, zumal damit die Möglichkeit geboten wäre, unreinere Erze zu verarbeiten. Es liegt selbst in den Grenzen der Möglichkeit, daß für der artige Kombinationsverfahren der 15 t-Elektrostahlofen noch nicht die größtmögliche Ofeneinheit darstellt, sondern daß noch Oefen von größerem Fassungsraum sich als praktisch verwendbar erzeigen können. Deutschlands Beteiligung an den Eisenbahnen in China. Wie wir aus einer von der „Verkehrs-Korrespon denz“ ff veröffentlichten Zusammenstellung ersehen, * „The Iron Age“, 18. Februar 1909, S. 560. ** Vergl. „Stahl und Eisen“ 1908 S. 1471. *** Vergl. „Stahl und Eisen“ 1908 S. 1166. f Vergl. „Stahl und Eisen“ 1907 S. 1217. ff 1909, Nr. 8.