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Tätigkeit und gewinnreichen Export nach Italien schließen. Die Leichen waren teils bestattet, teils verbrannt, unter ersteren ist für uns die einer Frau von besonderer Bedeutung, weil sie mit ihren reichen Beigaben von Schmuck und ihrem perlenbesetzten Gewand mit Eisen schlacken überdeckt wurde, ehe man die Erde über die Leiche türmte. Ein interessantes Seitenstück zum Mann von Sagor, der die Eisen schlacken in die beiden Fäuste mitbekam. Die Volkssage erzählt, daß hier einst eine große Stadt gestanden habe, welche Attila zerstörte.“ Am Kucer bei Podsemel fand sich ein prä historischer Ringwall mit vielen Eisenschlacken, darunter eine zusammüngeschmolzene Masse, 45 cm lang, 40 cm breit und 18 cm dick, die noch die Form des Schmelzherdes zeigte. Kucer bedeutet Hüttenplatz. In der Nähe lagen Grab hügel mit Funden italischer Herkunft, darunter ein schönes Bronzeschwert griechischer Form, die Müllner nach 800 v. Chr. setzt, während 20 in dem großen Tumulus gefundene Gräber sich als Nachbestattungen aus der La-Tene-Zeit nach 400 v. Chr. erwiesen. Eine eigenartige Schmelzstätte wurde bei Döblitsch am Abhang der Gotscheer Berge auf gedeckt, ein langer schmaler Herd mit gegen überliegenden Tondüsen, der an ein Feineisen feuer oder einen Saigerherd erinnert. In Oberkrain liegt in der W och ein das berühmte „Heidenschloß“, das schon 1849 von Morlot und später von Professor Sprung als ein antikes Eisenschmelzwerk erkannt und im ersten Jahrgang des Jahrbuches der k. k. Geologischen Reichsanstalt beschrieben wurde. Zahlreiche römische Münzen von Kaiser Augustus bis Valen- tinian II. beweisen lebhaften Handelsverkehr mit den Römern während fast vier Jahrhunderten. Die Schmelzöfen waren Luppenfeuer, die mit Blasebälgen betrieben wurden. Die große Zahl der Schmelzstätten aus der etruskischen oder Hallstadtzeit legt Zeugnis ab für den blühenden Zustand der Eisenindustrie von Krain in jener fernen Zeit von etwa 1000 bis 400 v. Chr. DieKelten oder Gallier, die um 400 v. Chr. das Land eroberten, setzten zum Teil den Betrieb der Eisenwerke fort, wie die allerdings spär licheren Funde aus der La-Tene-Zeit beweisen. Eine neue Anlage aus jener Periode dürfte die zu Weinberg (Vini verh) bei Weißkirchen auf gedeckte sein, wo nur gallische Funde, nament lich schöne La-Tene-Schwerter, gefunden wurden. Noch kleiner ist die Zahl römischerUeberreste. Es scheint, daß die Römer die Gewinnung des Eisens den Eingeborenen überließen, denen sie ihre Erzeugnisse abkauften. Ein in der Kirche von Untergamling eingemauerter Grabstein eines Decurio der Schmiede belehrt uns, daß damals die Eisenschmiede schon zu einer Zunft ver einigt waren. Auf die inhaltsvolle Schilderung prähisto rischer Eisenschmelzstätten in Krain folgt ein Kapitel, „Rückblicke“ überschrieben, welches von dem hohen Alter der Kenntnis des Eisens und dem Schmelzverfahren bei Aegyptern, den Natur völkern Afrikas, Griechen und Römern handelt. Unter der Aufschrift „Kunstwerke aus Eisen“ entwickelt der Verfasser aber Ansichten, die nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Er nimmt an, die alten Griechen hätten große Bildwerke aus Eisen gegossen, obgleich Pausanias, der hierüber berichtet, ausdrücklich sagt, daß diese aus Eisen getrieben waren und zwar in Teilen, die früher durch Stifte oder Nieten, später durch Lötung (KhkqGs) verbunden wurden. Die einzige Stelle des Pausanias, die für Eisenguß sprechen könnte und die auch meist so übersetzt wird, bezieht sich auf den 700 Jahre vor Pausanias lebenden Bildner Theodoros „6? ttptos taxet oqpov". Diese Stelle besagt aber nicht „der zuerst das Eisen goß“, sondern „der zuerst das Eisen ausbreitete d. h austrieb“. Diese Ueber- Setzung entspricht dem Zusammenhang sowie dem Stand der hellenischen Technik.* Ebenso halte ich nach wie vor die Behauptung des Hrn. Dr. Wankel, der einen ganz verrosteten kleinen Hohlring von 43 mm äußerem, 20 mm innerem Durchmesser und 2 mm Wandstärke für Eisen guß erklärt hat,** trotz D. A. Gurlts Zu stimmung, für unmöglich.*** Es würde aber zu weit führen, diese Angaben kritisch zu beleuchten, und verweise ich auf meine früheren Aus führungen, auch hoffe ich bald eine Gelegenheit zu finden, diese Frage noch einmal eingehend zu erörtern. Meine Ansicht ist, daß der Eisenguß in Europa erst erfunden wurde, nachdem man im 13. oder 14. Jahrhundert dazu übergegangen war, die Blasebälge der Eisenschmelzöfen mit Wasserrädern zu treiben. Auch die Behauptung Müllners S. 52, daß in prähistorischen Eisenschmelzen Massen von 250 kg Gewicht bei einer Schmelzung erblasen wurden, ist unerwiesen und steht in Widerspruch mit den Ergebnissen der Altertumskunde. Die Luppen der alten Rennfeuer wogen nur 5 bis 10 kg. Unter der Aufschrift „Die fremden Kulturen in Krain“ teilt der Verfasser als Ergebnis seiner archäologischen Studien in Krain folgende Periodeneinteilung mit: 1. die Urzeit mit der Pfahlbaubevölkerung, 2. die Bronzezeit, die er mit den Pelasgern (Argonauten) verbindet, und 3. die Zeit der italischen Eisen- und Metall arbeiter, die er „Chalkeuten“ nennt und denen er die Anlage der Eisenwerke in den Burg stätten zuschreibt. Diese trieben Handel mit * Vergl. Beck: „Geschichte des Eisens“ I, 430. ** „Archiv für Anthropologie“ XII, S. 92 u. 271. Vergl. „Stahl und Eisen“ 1907 8. 1692. *** a. a. 0. 8. 419.