Volltext Seite (XML)
.eiter des technischen Teiles Dr.-On . E. Schrödter, Geschäftsfü irer des Vereins deutschier Eisen hüttenleute. Verlag Stahleisen m. b.H., Düsseldorf. STAHL UN EISEN ZEITSCHRIFT Leiter des wirtschaftlichen Teiles Generalsekretär Dr. W. Beumer, Geschäfstführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl industrieller. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Nr. 10. 10. März 1909. 29. Jahrgang. Zur Geschichte des Eisens in Inner-Oesterreich. Von Professor Dr. L. Beck in Biebrich a. Rh. Drofessor Alfons Müllner in Wien hat - unter dem Titel „Geschichte des Eisens in Inner-Oesterreich von der Urzeit bis zum Anfang des XIX. Jahrhunderts“* ein großangelegtes Werk begonnen, von dem jetzt die erste Abteilung in einem Bande von 764 Seiten, Krain, Küstenland und Istrien umfassend, vollendet vor uns liegt. Die zweite Abteilung soll Kärnten in einem Band, die dritte Steier mark, Ober- und Niederösterreich in drei Bänden von ähnlicher Stärke behandeln. Eine so umfang reiche, ausführliche Geschichte des Eisens eines Einzelgebietes ist bis jetzt noch nicht geschrieben worden, und wenn auch wohl kein anderes wie das österreichische Alpenland eine so eingehende Schilderung verdient, so mußte doch die Liebe zu dem Gegenstand sich mit der wissenschaft lichen Bildung und den archäologischen und historischen Kenntnissen des Verfassers verbinden, um eine solche Riesenarbeit zu unternehmen. Professor Alfons Müllner ist ein Kind des österreichischen Alpenlandes. 1843 in Völker markt in Steiermark als Sohn eines Arztes geboren, verlebte er seine Jünglingsjahre in Radmannsdorf in Oberkrain, wohin sein Vater als Bezirksarzt versetzt worden war. In diesen beiden Zentren des Eisenhandels und des Eisen gewerbes erwachte in ihm das Interesse für die Geschichte derselben, das ihn bei seinen natur wissenschaftlichen Studien und bei seinem Lehr beruf stets begleitete und das für ihn später zu einer Lebensaufgabe wurde, als deren reife Frucht wir das vorliegende Werk begrüßen. Es enthält einen Schatz von Ergebnissen archäologischer und archivaler Studien und die Darstellung wird getragen durch die warme Liebe zu der schönen Heimat und ihren Bewohnern. Wir halten es deshalb für eine dankenswerte Aufgabe, wenn wir die Leser von „Stahl und Eisen“ mit dem Inhalt des erschienenen ersten Bandes, der Krain und das südliche Nachbar * Verlag von Halm & Goldmann, Wien und Leipzig 1908. X .29 gebiet behandelt, bekannt machen, um so mehr, als das Studium des Werkes durch seine Gründ lichkeit, Ausführlichkeit und auch durch das österreichische Idiom, das noch mit vielen slowenischen und italienischen Wörtern und Be zeichnungen beschwert ist, nicht so ganz leicht fällt. Die Geschichte des Eisenwesens in Krain wird eingeleitet durch eine Betrachtung der Urgeschichte des Eisens und seiner Ver breitung durch die ältesten Kulturvölker, der Aegypter, Chaldäer, Phöniker, Pelasger, Hellenen, Italiker und besonders der Etrusker. Die bevor zugte Lage von Krain, welches am Nordende des Adriatischen Meeres durch vortreffliche Häfen, wie Fiume (Tarsaticum), Triest (Tergeste) und Aquileja dem Seeverkehr zugänglich war, während sein Küstengebiet nur durch eine schmale Berg kette von dem Stromgebiet der Donau mit der schiffbaren Save und ihren Nebenflüssen getrennt war, bedingte, daß es schon in altersgrauer Vor zeit mit den Kulturvölkern des Ostens in Be rührung kam. Auch von Italien aus war Krain leicht zugänglich, und Herodian von Alexandria bezeugt es, daß schon die alten Italiker vor der Gründung Roms durch dieses Land mit großer Mühe Straßen über die Alpen anlegten. Müllners Ausgrabungen haben die Aufeinander folge von Pfahlbauern, von einem Volk der Hall stadtzeit, von Kelten (Galliern) der La Tne- Periode, von Römern, Slawen und Germanen erwiesen. Diese alle waren mit dem Eisen be kannt. Von hervorragendem Interesse sind die Ergebnisse von Müllners Ausgrabungen im Lai bacher Moor. Sie beweisen, daß hier in vor römischer Zeit ein See war, der von Pfahl bauern bewohnt und mit Handelsschiffen befahren wurde. Dann entstand durch Versumpfung des Sees ein Torflager, über welches die Römer eine 9 m breite Straße anlegten. Unter dem Torf in einer Lehmschicht, welche den blauen Schneckenlehm des Seebodens überlagert, fanden sich mit Artefakten der Pfahlbauern zwei uralte 38