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664 Stahl und Eisen. Neues über Härteöfen. 29. Jahrg. Nr. 18. Die Muffel hat nun durchaus nicht immer nur den Zweck, das Härtestück zu erwärmen, um es unmittelbar für das Ablöschen vorzu bereiten, sondern dient auch, wenn auch meist in etwas veränderter Form, zur Behandlung des Kohlenstoffes, der dem Eisen bezw. dem Stahl seine Sondereigenschaft verleiht. Es be zieht sich dies sowohl auf die Verminderung als auch auf die Vermehrung des Kohlenstoff gehaltes. Zur Verminderung schreitet man bekanntlich, wenn es sich darum handelt, aus Gußeisen schmiedbares Eisen herzustellen, wobei in den allermeisten Fällen die Stahlstufe übersprungen Abbildung 8. Muffelofen für Generatorgasbetrieb. wird. Zu diesem Behufe weiden die meist form fertig gegossenen Gegenstände in sauerstoffhaltige Materialien, namentlich Roteisenstein, Hammer schlag oder Walzschlacke oder auch Zinkoxyd, eingepackt und darin längere Zeit geglüht. Man nennt diesen Vorgang bekanntlich „Tempern“. Hier erhalten die Muffeln gewaltige Dimensionen und werden zu Retorten oder Oefen. Technisch genau derselbe Vorgang, nur mit Kohle statt Packmaterial, führt zum Zementieren oder Einsetzen. Handelt es sich dabei um Roh stahl — Zementstahl — so ergeben sich ähn liche große Ofenanlagen wie beim Tempern. Der Prozeß wird jedoch sehr viel, wie das Tempern, für fertige Ware, manchmal sogar für sehr feine Gegenstände, wie Schrauben usw., ver wendet und führt dann naturgemäß zu kleineren Verhältnissen. Die Heizung wird bei großen Oefen meist mit Kohle durchgeführt. Die Gasmotorenfabrik Deutz hat, wie Ab- Abbildung 9. Muffelofen mit Schüttfeuerung und Vorwärmkammer. bildung 11 zeigt, auch Oefen für Gasbetrieb ge schaffen, die übrigens natürlich ebensogut zum Glühen anderer Objekte verwendet werden können. Eine sehr interessante Neuerung auf diesem Gebiete ist von A. W. Machlet, American Gas- Abbildung 10. Muffelofen mit elektrischer Heizung. Furnace Company, Elizabeth, New Jersey,* durchgeführt worden, indem nicht Kohlenklein, sondern Gas als Kohlenstoff abgebender Körper verwendet wird. Abbildung 12 zeigt den Schnitt dieses Ofens.. In einem gemauerten Ofen von liegend zylindrischer Form, der mit Gas beheizt wird, bewegt sich, auf Rollen gelagert, langsam ein gußeiserner Zylinder, welcher durch zwei verschiebbare Kolben in drei Kammern geteilt * „Engineering“ 9. Oktober 1908, S. 473.