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1150 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 26. Jahrg. Nr. 18. leuchtet bei genauer Prüfung ohne weiteres ein, da ja jeder selbstverständlich mit oder ohne ministerielle Befürwortung derartige Versuche sich von allen öffent lichen Aemtern nach seinem Belieben machen lassen kann. Es hat aber fast den Anschein, als sollten die offenbar zu Reklamezwecken gedruckten Resultate dem Urteil der vom Ministerium eingesetzten Kom mission vorgreifen. In dem Schriftstück des Königl. Materialprüfungsamtes sind auch die geprüften Zement marken und die Art der Probenahme angegeben, die, wie ich bemerkte, im Protokoll fehlten. Während als Portlandzemente vier der anerkannt besten Marken gewählt sind, wurden ihnen vier Eisenportlandzement- marken gegenübergestellt, von denen zwei nicht zum Verein deutscher Eisenportlandzement - Fabrikanten gehören und die eine nicht einmal ein deutsches Fabrikat ist. Der nicht eingeweihte Konsument er hält also ein vollständig falsches Bild der - wirklichen Tatsachen; ihm sollen Vorurteile eingeimpft werden. Dr. Hermann Passow. Internationaler Materialprüfungskongreß. In den Tagen vom 3. bis 8. September d. J. fand in Brüssel der 4. Kongreß des „Internationalen Ver bandes für die Materialprüfungen der Technik“ statt. * Die Feierlichkeiten, über die wir später die zusammen hängenden Mitteilungen unseres Berichterstatters ver öffentlichen werden, nahmen einen allseitig befriedi genden Verlauf. Von den zahlreichen vorgelegten Berichten und Abhandlungen dürften die nachstehend im Auszug wiedergegebenen für unsere Leser von einigem Interesse sein. Pierre Breuil lieferte einen Beitrag zur Diskussion über das Schweißen. Verfasser beschäftigt sich mit der selbsttätigen (auto genen) Schweißung und unterscheidet dabei zwei Ab arten : eine, bei welcher das Metall nicht flüssig wird, und jene, bei welcher die Vereinigung der Teilstücke durch Schmelzen derselben herbeigeführt wird. Die erstere Schweißung, genannt Schweißung bei Glut hitze, ist vorzüglich bei Schmiedeisen und Flußeisen in Anwendung; die zweitangeführte Art wird mit Hilfe von besonderen Wasserstolfgas-, Sauerstoffgas-, Azetylen- oder auch einfach mit Hilfe von gewöhn lichen Kohlengas-Blasrohren durchgeführt. Der Gold- schmidtsche Schweißprozeß mittels der Aluminium- thermie ist ein Spezialverfahren. Bei erstgenanntem Verfahren zeigten die Zerreißstäbe, welche die Schweiß stellen enthielten, genau dieselben Festigkeitszahlen und Dehnungen wie die Stäbe des gleichen Metalles ohne Schweißstelle; die geschweißten Stellen wurden im vollen Querschnitt an den Schweißstellen gebogen und zeigten keine Brüchigkeit! Und trotzdem waren die Stäbe miteinander nicht ver schweißt. Ein Versuch bestand nun darin, daß der geschweißte Stab zwischen die beiden Backen eines Schraubstockes eingespannt und sodann verdreht wurde, und zwar so, daß das freie Ende des Stabes um eine halbe Umdrehung in einem Sinne gedreht, hierauf gleichfalls um eine halbe Umdrehung im ent gegengesetzten Sinne und so fort, bald in dem einen, bald in dem andern Sinne hin und her gedreht wurde, bis der Bruch eintrat. Ein der Schweißung nicht unterzogener Stahl wird bei Durchführung der erwähnten Probe nach einer großen Anzahl von Verdrehungen und Rückdrehungen brechen, und zwar unter Bildung einer Bruchfläche, die senkrecht auf die Stabachse und die Einspannflächen der Schraubstockbacken steht. Die der Schweißung unterzogenen Stäbe dagegen öffneten * „Stahl und Eisen“ 1906 Nr. 10 S. 629. sich regelmäßig längs der Berührungsflächen der ver schweißten Enden, und zwar schon nach einer viel geringeren Zahl von Verdrehungen bezw. Rück drehungen als im Falle wirklich verschweißter Stäbe. Diese losgegangenen Berührungsflächen der Enden waren glatt, ohne hakenförmige Erhöhungen und ohne kristallinischen Bruch; die Schweißung war nicht durchgeführt. Sollen Stäbe geschweißt werden, so werden im allgemeinen die zu verschweißenden Enden geneigt hergerichtet, ohne Rücksicht auf den Einfluß, den die Länge dieser Endflächen auf das Ergebnis der Zer reißprobe nimmt; denn, wenn die Berührungsfläche der geschweißten Enden genügend groß ist und die Adhäsion zwischen diesen beiden Flächen auch stark genug ist, so kann es sehr leicht geschehen, daß die Kraft, welche zur Trennung der beiden nur schein bar verschweißten Stabteile notwendig wird, höher ist als das Maximum jener Kraft, welche der von der Schweißung freie Teil des Stabes bei der Zerreißprobe ertragen kann. Dieser Umstand allein erklärt die glänzenden Ergebnisse der Zerreiß- und Biegeproben von geschweißten Stäben, die sich ohne Mühe bei Torsionsbeanspruchung an der Schweißstelle öffnen. Die chemische Zusammensetzung des Stahles hat auf die Durchführung des Schweißens Einfluß, indem das Flußeisen nicht mehr als 0,10 bis 0,12 0/o Kohlen stoff, 0,05 bis 0,06 °/o Schwefel, 0,05 bis 0,06 0/o Phos phor, jedoch mindestens 0,3 bis 0,4 0/o Mangan ent halten soll. Das Sch w’e ißen von Flußeisen bezw. Flußstahl durch Schmelzungist derzeit häufig in Anwendung, hauptsächlich zur Verbindung von Kesselblechen oder Platten; im allgemeinen zeigen die Zerreißproben zur Genüge, daß die Bindestellen weniger widerstandsfähig sind als der übrige Teil des Stückes; die Bruchfestigkeit ist wohl im allgemeinen nur wenig, die Dehnung dagegen bedeutend geringer. Man kann das Gefüge des Materials an der Schweiß stelle, wo dasselbe den Eindruck eines überhitzten Flußeisens bezw. Flußstahls macht, durch rasch durch geführtes Ausglühen verbessern; man gewinnt hier durch an Dehnung. Schweißungen mittels der Knallgas- und Azetylen- gasflamme sind gleichwertig, vorausgesetzt, daß bei der Durchführung in richtiger Weise vorgegangen wird. Einige Untersuchungen des Kleingefüges haben gezeigt, daß das Metall, wenn man sich der Knall gasflamme zum Schweißen bediente, im allgemeinen etwas entkohlt war; in allen Fällen jedoch ließ sich die Schweißlinie leicht an den in derselben enthaltenen Unreinlichkeiten wieder erkennen. Bei dem Schweißen von Flußeisen oder Flußstahl durch Vermittlung eines fremden Metalls hat der Verfasser die Tatsache bestätigt gefunden, daß man den Borax mit Erfolg durch andere, ähnliche Produkte ersetzen kann. Borax hat die schlechte Eigenschaft, zu schwellen und eine harte Kruste zu geben; ein „Brasoline“ genanntes Produkt leistet ebenso gute Dienste wie Borax, schwellt hierbei aber nicht und läßt nur eine leicht zu ent fernende Kruste zurück. Ein neues Untersuchungsverfahren magnetischer Metalle von L. Fraichet, Puteaux, beruht auf der Beob achtung der magnetischen Widerstandsänderungen eines Probestabes aus Stahl im Verlaufe seiner Zer reißprobe. Der Probestab wird mit konstanter Ge schwindigkeit der Zerreißprobe unterzogen und bildet hierbei den Kern einer Induktionsspule, welche aus zwei übereinander gelagerten Wicklungen gebildet ist. Die erste (primäre) Wicklung aus starkem Draht ist an die Klemmen eines Akkumulators angeschlossen; die zweite (sekundäre) Wicklung aus dünnem Draht