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und nach erfolgter Sinterung durch eine einheitliche Summenformel darstellen kann, deren Grenzen die Grenzen der Zusammensetzung der verschiedenen Ze mente sind. Auf die spezielle Frage, „woraus besteht Porlandzement?", gibt Dr. Michaelis eine vierfache Antwort, nämlich: 1. aus Alit allein, wofern die Roh masse kein Eisen enthält; 2. aus Alit und Celit; aber meist 3. aus Alit, Celit, Belit, Felit und einem glasigen Rest; 4. er kann auch nach S. B. Newberry lediglich aus sogenanntem Trikalziumsilikat bestehen. Bei der Besprechung der einzelnen Klinkermine ralien bestreitet Dr. Michaelis die viel erörterte Mög lichkeit der Existenz eines Trikalziumsilikates und erklärt Alit für eine bei Weißglut entstehende und bei der Abkühlung zunächst auskristallisierende iso morphe Mischung von Kalk, Kalkaluminat und Kalk silikat. Der Celit, welcher nach Dr. Michaelis rötlich braun aussieht und meist nicht völlig aus der Mutter lauge — dem glasigen Rest — auskristallisiert ist, wird als eine Dikalziumverbindung angesprochen. Was Belit ist, ist zweifelhaft. Dr. Michaelis hält ihn mit großer Wahrscheinlichkeit für Trikalziumdialuminat. Felit, ein sehr unerwünschter Bestandteil, der sich bei langsamer Abkühlung oder lang anhaltender Nachglut bildet und die Ursache des Zerrieselns eines Klinkers sein kann, wird als inaktives Dikalzium- silikat aufgefaßt. Um einen Einblick in den Erhärtungsvorgang zu gewinnen, hat Dr. Michaelis die Hydrate der Magne sium- und Kalksilikate eingehend studiert, wie sie teils in der Natur vorkommen, teils sich im Labo ratorium unter geeigneten Bedingungen bilden. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die Hydrosilikate in den hydraulischen Mörtelbildnern niemals kristallisiert sind, und daß die Kieselsäure auf nassem Wege nie mehr als anderthalb Moleküle Kalk zu binden vermag und somit das Kalksalz der Diorthokieselsäure bildet. Diese kalkreichste Verbindung nennt Dr. Michaelis „Vicatit"; sie entsteht vorzugsweise bei dem Abbau der mit Kalk übersättigten Bindemittel, während das Salz der Tetraorthokieselsäure, von Dr. Michaelis „Smeatonit" genannt, durch Kalkaufnahme aus den Puzzolanmörteln entsteht. Dr. Michaelis zeigt sodann, daß die Magnesia den Kalk nie zu ersetzen vermag, noch auch in freiem Zustande, wie bisher angenommen, vorhanden sein kann, dieselbe ist vielmehr zunächst als Dimagnesium- Ferrit, dann als Magnesiumaluminat und erst in größerer Menge zum Teil frei vorhanden. Dr. Michaelis zeigt an fünf Zementen, welche 1,12 bis 5,29 0/o Magnesia enthielten, daß dieselben während 10 Jahren völlig volumbeständig blieben, während zwei Zemente mit 16 und 30 0/ Magnesia bei langer Dauer teils sehr geringe Festigkeitszunahme oder gar Rückgang, teils Treibrisse zeigten. Wäre in diesen Zementen die Magnesia dem Kalk gleichwertig, so wäre das Ver hältnis von Kalk zu Kieselsäure ein ganz abnorm hohes, und es hätte sofort Treiben eintreten müssen. Die beim Abbinden bezw. Erhärten entstehenden Verbindungen studiert Dr. Michaelis an dem Verhalten des Zementes zu mehr oder minder gesättigtem Kalk wasser bei langer Einwirkung desselben. Durch die Zersetzung des Alites bildet sich hauptsächlich neben freiem Kalkhydrat Vicatit: 2SiOa, 3 CaO, 3H:0 und Kalkhydroaluminat. Zuweilen entstehen auch Smeatonit: 4SiOs, 5 CaO, 5H:0 und Winklerit: SiO2, CaO, H>0. Der Celit wird erst durch die entstandene Kalk lösung angegriffen, und die Ferrite werden erst ganz spät hydratisiert. So ist das Abbinden durch die Bildung der Hy drosilikate, die einen mineralischen Leim darstellen, in welchem sich Kristalle von Kalkhydrat, Kalkhydro aluminat und Kalksulfoaluminat entwickeln können, erklärt, während die Nacherhärtung im wesentlichen XVIII.28 durch Abgabe des Quellungswassers aus diesem Mine ralleim und weitere Kristallentwicklung zustande kommt. Da die gelatinösen Kalkhydrosilikate völlig wasserundurchlässig sind, so schützen sie die ein gebetteten, noch unveränderten Zementteilchen vor weiterer Zersetzung, und so kommt es, daß ein jahre lang unter Wasser gelagerter reiner Zementmörtel, aufs neue gepulvert, noch einmal abbindet und er härtet. Es ließe sich noch manche interessante Mitteilung dem vorliegenden Protokoll entnehmen. So z. B. würde der Vortrag von Ingenieur Timm über Rotierer um so mehr einer eingehenden Erwähnung wert sein, als derselbe gerade die Nützlichkeit des Drehofens für die Eisenportlandzementwerke hervorhebt. Es läßt sich manches dafür, manches dagegen sagen. Deshalb ist es sehr wohl möglich, daß ich an anderer Stelle darauf zurückkomme. * * * Während des Druckes erhielt ich vom Verein deutscher Portlandzement-Fabrikanten einen Sonder abdruck des Dr. Dyckerhoffschen Vortrages, dem die vergleichenden Resultate des Königl. Ma terialprüfungsamtes mit Portlandzement und Eisen- portlandzement beigegeben sind. Um dem Inhalt des materialamtlichen Dokumentes gewissermaßen durch eine Art ministerieller Sanktion eine größere Trag weite zu erteilen, ist den beiden Schriftstücken das folgende, sehr bezeichnende Begleitschreiben angefügt: Verein deutscher Portland zement-Fabrikanten (E. V.). Heidelberg, den 30. August 1906. An die Herren Ausschußmitglieder für die Prüfung von Eisenportlandzement. Hrn. Dr. H. Passow, Hamburg. In der Ausschußsitzung vom 2. Juli 1902 wurde von Seiten der Vertreter des Vereins deutscher Port landzement-Fabrikanten darauf hingewiesen, daß durch Zusätze feinpulveriger Stoffe, wie Traß, Sand, Kalk stein, Hochofenschlacke usw., zum Portlandzement Mischprodukte hergestellt werden können, welche bei der Prüfung nach dem jetzigen Normenverfahren die darin vorgeschriebene Minimalfestigkeit sehr wohl er reichen, sich jedoch bei der praktischen Verarbeitung abweichend vom reinen Portlandzement verhalten, und der Vorbehalt gemacht, Versuche mit derartigen Mischungen beim Ausschuß zu beantragen. Dem er folgten Antrag hat der Herr Minister nicht statt gegeben, sondern mit Schreiben vom 12. November 1902 erwidert: „daß, falls der Verein solche Versuche für erforderlich halte, es genüge, deren Ausführung durch die Mechanisch-Technische Versuchsanstalt vor nehmen zu lassen, um ihre Ergebnisse als zuverlässig zu kennzeichnen und sie mit denen der Eisenzement- versuche vergleichbar zu machen.“ Wir haben dem zufolge das Königliche Materialprüfungsamt Groß- Lichterfelde beauftragt, solche Versuche anzustellen, und beehren uns, Ihnen anbei die erhaltenen Resultate nebst einem Sonderabdruck aus dem von Hrn. Dr.-Ing. Rudolf Dyckerhoff auf der Hauptversammlung des Vereins deutscher Portlandzement-Fabrikanten im Februar 1906 erstatteten Berichte über die Schlacken- mischfrage zur gefl. Kenntnisnahme ergebenst zu über senden. Hochachtungsvoll Der Vorstand des Vereins deutscher Portlandzement- Fabrikanten (E. V.). F. Schott, Vorsitzender. Daß die Antwort des Herrn Ministers auf das Gesuch des Portlandzement-Fabrikanten-Vereins die gewünschte Sanktion in Wirklichkeit nicht enthält, 4