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1148 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 26. Jahrg. Nr. 18. demjenigen Zeitpunkt abgebunden ist, an dem er die höchste Temperaturerhöhung besitzt. — Professor Gary hat diese Versuche fortgesetzt und durch drei sehr anschauliche Bilder dargetan, daß man durch diese Apparate eine ungleich deutlichere Vorstellung von dem Abbindeverlauf bekommt, als durch die Vicatsche Nadel. Bericht über die Revision der Normen. Dr. Müller-Rüdersdorf berichtete über die Tätigkeit der Kommission für Revision der Normen. Er teilt zunächst mit, daß ein und derselbe Zement an zehn verschiedene Prüfungsstellen geschickt und dort genau nach einer vom Königlichen Materialprüfungs amt ausgearbeiteten Vorschrift mit einem vorher bestimmten Prozentsatz Wasser zu je 20 Zugfestig- keitsprobenund je20Druckfestigkeitsproben verarbeitet wurde. Die Hoffnung, auf diese Weise nur einiger maßen übereinstimmende Resultate zu erhalten, wurde gewaltig getäuscht. Die ermittelten Zugfestigkeits resultate schwankten zwischen 19,3 und 26,65 und die Druckfestigkeitsresultate zwischen 163 kg und 224 kg f. d. Quadratzentimeter. Eine zweite vergleichende Prüfung, bei der vorgeschrieben war, nur neue Probe körperformen zu benutzen, und bei der auch der Sand den einzelnen Laboratorien zugeschickt wurde, fiel bedeutend günstiger aus. Besonders gut stimmten die Druckfestigkeiten untereinander. — Die Kom mission empfiehlt daher, die Druckfestigkeitsprüfung mehr als bisher in den Vordergrund zu rücken, zu mal dieselbe mehr der Anwendung auf der Baustelle entspricht, als die Zugfestigkeitsprüfung. — Auch die Luftprüfung ist erfreulicherweise in das diesjährige Arbeitsprogramm aufgenommen worden, und zwar soll hier ein höherer Wert auf die Zugfestigkeitsprüfung ge legt werden, da der kleine Zugfestigkeitskörper das Ein dringen der Luft besser gestattet, als der große Druck körper. Ich vermute nach meinen Erfahrungen, daß bei Prüfungen an der Luft noch größere Unterschiede in den Resultaten bei den verschiedenen Prüfungs stellen eintreten werden, als unter Wasser. Die Ar beiten der Kommission zeigen wieder aufs neue, wie gewagt es ist, auf Grund weniger, an ein und der nämlichen Prüfungsstelle gemachter Versuche ein ab schließendes Urteil über eine Zementgattung zu fällen, wie dies z. B. Dr. Dyckerhoff über den Eisenport landzement tut. Die Kommission hat auch Probe reihen im Mischungsverhältnis 1 : 4 und 1 :5 ein geschlagen. Diese Versuche werden sehr bald den Beweis meiner Behauptung bringen, daß zwischen den verschiedenen Marken des gewöhnlichen Portland zementes wie zwischen den Eisenportlandzement marken ein großer Unterschied bestehen kann, und daß die Normen in ihrer jetzigen Form durchaus nicht ohne weiteres den Konsumenten die sichere Gewähr bieten, daß ein Zement mit besonders guten Normenfestigkeiten in allen Mischungsverhältnissen und bei allen Bauzwecken die gewünschten Dienste leistet. Nach den bisherigen Erfahrungen kommt es sehr häufig vor, daß eine Marke, die die Normen keineswegs wesentlich überschreitet, sich in der Praxis besser bewährt, als eine Marke mit hohen Festigkeiten. Sodann teilt Dr. Müller mit, daß die Kommission folgende Fassung für die Begriffserklärung von Port landzement empfiehlt: „Der Portlandzement ist ein hydraulisches Binde mittel mit nicht weniger als 1,7 Gewichtsteilen Kalk auf 1 Gewichtsteil Kieselsäure — Tonerde -{-Eisen oxyd, hervorgegangen aus einer innigen Mischung der Rohstoffe durch Brennen bis mindestens zur Sinterung und Zerkleinerung des so gewonnenen Brennproduktes bis zur Mehlfeinheit. Diesem tech nisch einheitlichen Erzeugnis dürfen zur Regelung der Abbindezeit 3 v. H. andere Stoffe zugesetzt werden. Portlandzement soll folgenden Anforderungen ge nügen : 1. Das spezifische Gewicht soll bei ausgeglühtem Zement mindestens 3,1 betragen; 2. der Magnesiagehalt soll höchstens 3,5 v. H. be tragen ; 3. der Schwefelsäuregehalt, als SOs berechnet, soll nicht höher als 2,5 v. H. sein. Die Kommission zur Revision der Normen hält es im Einverständnis mit dem Vorstände des Vereins für wünschenswert, daß in der Begriffserklärung für Portlandzement festgelegt wird, welcher Prozentsatz an leichten Bestandteilen im Portlandzement als zu lässig erachtet werden soll. Diese leichten Teile sollen durch Schwebeanalyse ausgeschieden bezw. festgestellt werden.“ Diese neue Begriffserklärung leidet wie die bis herige an einem erheblichen schwerabstellbaren Mangel. Sie ist nur eine Vorschrift, eine Art Rezept zur Her stellung von Portlandzement. Aber sie enthält außer der Forderung, daß der Portlandzement ein technisch- einheitliches Produkt sein müsse, durchaus keine eigentliche Definition des Begriffes Portlandzement. Nun aber ist die Forderung der Herstellung eines technisch-einheitlichen Fabrikates für die Portland zement-Fabrikanten sehr schwer, ja in vielen Fällen fast unmöglich zu erfüllen. Fast aller Portlandzement des Handels enthält mehr oder minder große Mengen von Leichtbrand, die infolge ihres nicht gesinterten Zustandes als portlaudzementfremde Körper anzu sprechen sind. Diese, den einheitlichen Charakter des Portlandzementes störenden Mengen, lassen sich bis jetzt weder durch die Schwebeanalyse noch durch irgend eine andere Methode mit Sicherheit quantitativ bestimmen. Da es aber doch immerhin möglich ist, daß einmal eine solche Methode erfunden wird, scheint es mir nicht tunlich, die Einführung der vorgeschla- genen Normen zu befürworten, denn die betreffende Erfindung würde ihre Aufrechterhaltung verhindern. Auch die Festlegung des spezifischen Gewichtes für den ausgeglühten Zement halte ich nicht für praktisch. Ich bin vielmehr der Ansicht, daß das spezifische Gewicht, falls man eine Minimalgrenze für dieses zu erlangen wünscht, im Anlieferungszustand der Ware festgelegt werden muß. In betreff der Frage, wie hoch der Magnesia gehalt unbeschadet gestattet werden dürfe, hatte man allgemein die offenbar auf einer richtigen Erfahrung fußende Ansicht, daß man einen Gehalt von 50/0 gelten lassen dürfe. Nur Dr. Dyckerhoffs Beobach tungen wichen, wie sie das bekanntlich fast immer tun, von allen anderen ab. Die Forderung in bezug auf den Prozentgehalt an Schwefelsäure ist wohl von allen Fabriken ein zuhalten. Aus dem allen ersieht man, daß die zur Revision der Normen erwählte Kommission noch eine große Menge von Arbeit zu erledigen hat, ehe sie zum Abschluß gelangen kann. Vortrag von Dr. Michaelis über die hydraulischen Bindemittel. Der Vortrag von Dr. Michaelis bringt ein inter essantes, reiches Material an Versuchen, die Einblick in die Bestandteile des Portlandzementes und in seine Umwandlung beim Abbinden und Erhärten gewähren können. Gerade dieses zweite Gebiet muß bisher als sehr wenig erforscht angesehen werden, und um so dankenswerter ist es, wenn Dr. Michaelis sich dieser Aufgabe unterzieht. Dr. Michaelis behandelt hauptsächlich zwei Fragen, nämlich: „1. woraus besteht Portlandzement und 2. welche Umwandlung erleidet derselbe beim Erhärtungs- prozeß ?“ Einleitend führt Dr. Michaelis zunächst aus, das man alle Zemente, auch die Romanzemente, vor