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1124 Stahl und Eisen. Geschichte der Eisenindustrie in Wales. 26. Jahrg. Nr. 18. Ein bedeutendes Geschlecht von Berg- und Hüttenleuten waren die Martins. Timotheus Martin, Bergwerksagent von Homphray, starb zu Penydarren 1838. Sein Sohn George Martin war Ingenieur zu Dowlais, wo er 1857 starb, und dieser war der Vater von E. P. Martin, der in dem folgenden Stahlzeitalter eine große Rolle spielte. Von Süd Wales gingen aber auch hervor ragende Ingenieure aus, die in anderen Pro vinzen und Ländern schöpferisch tätig waren, Von diesen ist besonders David Thomas von Yniscedwyn zu nennen, der dort mit Crane 1837 das Schmelzen der Eisenerze mit Anthrazitkohle und heißem Wind eingeführt hatte, dann später nach Amerika ging, in Pennsylvania *1840 die ersten Anthrazithochöfen baute und 1882 dort hochgeehrt als Förderer der Industrie der Ver einigten Staaten und nationaler Wohltäter verstarb. Edward Williams, der mit so großem Erfolg in Middlesborough wirkte, war ein Sohn von Taliesin Williams, des Schullehrers von Merthyr, und Enkel des Barden Jolo Morganwg. Der junge Eduard kam auf die Hütte zu Dowlais, arbeitete dann im Walzwerk, stieg von Stufe zu Stufe und wurde Vertreter von Dowlais in London, wo er erfolgreich wirkte, bis Bolckow, Vaughan & Co. ihn nach Middlesborough beriefen. Das war schon in der Stahlperiode oder, wie wir sagen, unter der Herrschaft des Flußeisens. Ein anderer bekannter Eisenhüttenmann, der seine in Dowlais erworbenen Kenntnisse in einem andern Teile Englands verwertete, war William Jenkins. Er war ebenfalls der Sohn eines Schulmeisters, des Thomas Jenkins von Dowlais, eines gründlichen Kenners der welschen Sprache und Literatur, welcher der Lehrer der Lady Charlotte Guest war und sie in der Abfassung des „Mabinogion" unterstützte. William wurde nach Consett berufen, wo er mit großem Erfolg wirkte. Er starb im Mai 1895, 70 Jahre alt. Auch das berühmte Geschlecht von Eisen hüttenleuten der Darbys von Coalbrookdale, spielte für längere Zeit eine wichtige Rolle in Südwales. Als die Harfords fallierten, pachteten die Darbys die Viktoria-Eisenwerke, zu Ebbw- Vale von Sir Benjamin Hall. Mit den Ebbw- Vale-Werken erwarben sie auch Sirhowy, und nun begann die stille, fleißige „Zeit der Quäker“, denn zu diesen gehörten die Darbys. Als sie ins Land kamen, gab es in Monmouthshire 70, in Glamorganshire 118 Hochöfen. Der Absatz artikel war Stabeisen, das meist zu Newport verschifft wurde. Der Hafen von Newport war damals fast so bedeutend wie der von Cardiff. Die Newport-Docks, welche 180 000 € gekostet hatten, waren am 10. Oktober 1842 eröffnet worden, und 1848 betrug die Verschiffung von Newport 216 704 t, die von Cardiff 222 491 t. Die Darbys blieben von 1844 bis 1864 in Ebbw- Vale. Es war eine friedliche aber erfolgreiche Zeit, welche als die der Quäker lange in der Erinnerung der Bevölkerung blieb. Aus dieser Zeit stammen aus Ebbw-Vale ebenfalls bekannte Eisenfachleute wie Jarrett und William Jones, die nachmals in den Vereinigten Staaten so Großes leisteten und von denen der letztere Carnegie in Amerika ein wichtiger Gehilfe war, desgleichen Tom und James Brown, deren Vorfahre James Brown unter Homphray von Stourbridge nach Penydarren ausgewandert war. Nach dem Abzug der Darbys kam Ebbw-Vale an eine Gesellschaft, die „Ebbw-Vale Company“. Damit verschwanden die patriarchalischen Ver hältnisse, und das Prozentemachen begann. Vor dem hatte jeder Beamte Weidegrund für seine Kühe und Pferde, dazu ein Stück Land zur Bewirtschaftung, ferner Dünger, Kohlen und Holz. Das hörte fast alles auf. Kein Wunder, daß eine große Erregung gegen die neugebildete Gesellschaft entstand, die sich deshalb bereits nach zwei Jahren in die Ebbw-Vale Steel and Iron Comp. (Limited), also eine richtige Aktien gesellschaft mit so großem Kapital verwandelte, daß sie ihre Anlagen beinah verdoppeln konnte. Sie berief hervorragende Betriebsleiter wie Jor dan, D. Evans und Hilton. Dies war aber schon im Anfang des Stahl zeitalters. Ehe wir uns zu diesem wenden, müssen wir zuvor noch einige geschichtliche Nachrichten über etliche Eisenwerke in Süd wales, die Ruf erlangt haben, über die wir aber bis jetzt noch keine Mitteilungen gemacht haben, bringen. Im Jahre 1757 erbauten zwei Unternehmer Mayberry und Wilkins, die 1757 eine „lease“ auf 99 Jahre für 23 £ p. a. erworben hatten, eine Eisenhütte bei Hirwain, die später von Richard Crawshay angekauft wurde, der sie seinem Sohn William übergab. Später war dessen Sohn Henry Crawshay längere Zeit Betriebsleiter. Um 1860 kam das Werk zum Stillstand. 1865 wurde es von T. C. Hinde erworben, der T. W. Lewis, den Vater des Sir. W. T. Lewis, zum Betriebsleiter machte. Später kam es in den Besitz von C. W. Siemens. Auch die Treforest-Eisenwerke erlangten erst Bedeutung durch die Crawshay, die sie 1794 erwarben. Unter der Leitung von Franz Crawshay kamen sie sehr in die Höhe. Später gelangten sie in die Hände eines Konsortiums, be stehend aus Sir W. T. Lewis, E. Williams und Lowthian Bell. Die Werke gingen gut bis zur Stahlzeit. Zu Bleanavon war 1780 eine altmodische Holzkohlenhütte, die aber oft an Holzkohlen mangel litt. Benjamin Pratt von Great Witby führte Ende der achtziger Jahre den Steinkohlen-