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Institut für das gesamte Hüttenwesen in Aachen. Stahl und Eisen. 807 1. Juli 1906. Hochschule beigetragen haben, danke ich auf das herzlichste. Alle die Genannten haben mit dem, was sie getan, ein Fundament geschaffen, auf dem wir mit froher Zuversicht weiter bauen können und wollen, mit um so größerer Zuver sicht, als der Dezernent für die Technischen Hochschulen im Unterrichtsministerium, Hr. Ge heimrat Naumann, unseren Bestrebungen das lebhafteste Interesse und die tatkräftigste För derung, für die wir ihm nicht dankbar genug sein können, entgegenbringt. Geheimrat Nau mann und Exzellenz Studt, beide in Berlin un abkömmlich, haben mich beauftragt, den Festteil nehmern ihr Bedauern über die vorliegenden Hin derungsgründe zum Ausdruck zu bringen, und be sonders den von mir bereits namhaft gemachten Spendern und Mitarbeitern an der Ausgestaltung des hüttenmännischen Unterrichtswesens den Dank der Königlichen Unterrichts Verwaltung auszu sprechen. Dieselbe wird es sich selbstverständ lich nicht nehmen lassen, ihrem Danke noch bei einer andern Gelegenheit besonderen Aus druck zu verleihen; wir glauben aber, den treuen Freunden unserer Anstalt schon heute zeigen zu sollen, daß ihre Mühen, ihre Opfer nicht umsonst dargebracht wurden, und daß das, was Sie heute vor sich sehen, die Er füllung unserer aller Wünsche in nahe Aus sicht stellt. Die Verwirklichung dieser Wünsche wird eine weitere Brücke für den regen Ver kehr zwischen Theorie und Praxis bilden, welche sich zum Wohle beider und damit zum Wohle unseres Volkes und der gesamten Kultur welt seit dem Bestehen der Technischen Hoch schulen zwischen diesen und der Industrie stets erhalten hat. So groß die Zahl derjenigen Ver treter der Industrie heute ist,, welche aus den Technischen Hochschulen hervorgegangen sind, so groß ist im Verhältnis die Zahl der Lehrer auf diesen Anstalten, welche ihre höheren Studien in der lebendigen Schule der Praxis genossen haben. Der Weg, daß wir uns gegenseitig ver stehen, wenn sich auch die Ansichten über Einzel heiten nicht von vornherein decken, ist jeden falls gegeben. Wir wissen sehr wohl, welcher Aufwand an Geist und Energie die Arbeitsstätten unserer Industrie zu den Leistungen gebracht hat, deren sie sich heute rühmen dürfen; wir wissen auch, daß es nicht krasser Materialismus ist, der solches schaffen konnte; und wenn wir wollen, daß unsere Technischen Hochschulen den Platz behaupten, den eine glückliche Ent wicklung unseres Landes ihnen angewiesen hat, den Platz als Hochschulen im klarsten Sinne des Wortes, dann wollen wir weiter bauen an den Mitteln und Wegen, welche Wissenschaft und Praxis in steter engster Fügung halten. Wir wollen und müssen dafür sorgen, daß der Lehrkörper unserer Hochschule frei bleibe von jenen verknöcherten Stubenhockern, welche den von vergangenen Generationen aufgehäuften Sand haufen menschlicher Torheiten und Irrungen, in den sie ihre Köpfe gesteckt haberr, und der sie hindert, die frische Kraft wagemutigen Lebens um sie herum schätzen zu lernen, in der Eigenart ihrer Bescheidenheit mit dem Aushängeschilde versehen: Hier wohnen die Vertreter der höheren, der Geisteswissenschaften. Das wäre für uns der Anfang vom Ende. Den Schritt wollen wir nie tun. Wir haben keine Zeit und keine Lust zu rechten nnd zu handeln um den Wert und den Rang dieser oder jener Wissen schaft. Das Höchste in der Erforschung, das Höchste in der Anwendung der Naturgesetze für die Wissenschaft, für das Leben zu leisten: das Ziel stärke, das Ziel eine uns mit allen, welche die Wahrheit suchen, die Wahrheit sagen, die Wahrheit vertragen, jetztund immerdar !“ (Beifall.) Generaldirektor Springorum sprach hierauf Glückwünsche im Namen des Vereins deutscher Eisenhüttenleute aus: „Ew. Magnifizenz hatten vorhin die Güte, der Mitwirkung unseres Vereins an den Vorarbeiten zu gedenken, welche zur Errichtung dieses Neu baues erforderlich waren. Ich möchte darauf er widern, daß der Verein wohl niemals sich eine Auf gabe gestellt hat, an deren Lösung mit größerer Freudigkeit, ich darf sagen Begeisterung, gear beitet worden ist, als an der von uns allen für so überaus notwendig befundenen Ausgestaltung unseres hüttenmännischen Hochschulunterrichts. Daß es unsere rheinische Hochschule war, an welcher zum erstenmal die in gemeinsamer Arbeit als richtig erkannten Grundsätze in die Tat umgesetzt werden konnten, hat uns mit besonderer Freude erfüllt, und wir nehmen an der heutigen Feier, die gleichzeitig einen gewissen Abschluß unserer Mitwirkung bedeutet, von Herzen Anteil. Möge der Bau rasch und gut zu Ende geführt werden, möge das neue Institut eine Pflege stätte wissenschaftlichen Studiums und wissen schaftlicher Forschung und damit eine starke Stütze der Praxis werden, möge es auch vor allem dazu beitragen, das gemeinsame Band, welches Praxis und Wissenschaft umschlingt, noch enger als bisher zu knüpfen und die wechsel seitigen Beziehungen beider für unser Hütten wesen gleich wichtigen Gebiete kräftig zu beleben. Das ist unser aufrichtiger Wunsch!“ Nunmehr ergriff Prof. Wüst das Wort zu etwa folgenden Ausführungen: „Es ist gewiß eine der vornehmsten Pflichten eines modernen Staates, lebensfähige und lebensstarke Industrien zu för dern. Der Preußische Staat hat es sicherlich in dieser Beziehung stets ernst mit der ihm gewordenen Aufgabe genommen und trotzdem konnte man ihm in bezug auf die Fürsorge der Ausbildung der Hütteningenieure eine Unter lassungssünde zum Vorwurf machen. Die deutsche Eisenindustrie hat in den letzten 30 Jahren