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Stahl und Eisen. 957 Berichte über Versammlungen aus FachveMnen. 1. August 1906. am Vorabend in Grafton Galleries in ebenso glän zender wie gastfreier Weise gaben. Die prächtigen Räume, die zur Abhaltung gelegentlicher Kunstaus stellungen sowie von Festlichkeiten dienen, waren von einer stattlichen Anzahl Mitglieder beider Körper schaften erfüllt, die sich lebhaft begrüßten, neue Freundschaften schlossen und der trefflichen Musik lauschten. Aus Deutschland waren anwesend die HH. Bueck, Kerlen, Dr. Massenez, Prof. Eugen Meyer, Reinhardt, Dr.-Ing. Schrödter und Prof. Wüst; aus Oesterreich die HH. Prof. v. Ehrenwerth, v. Kerpely, Kestranek und Schmidhammer. Am 24. Juli vormittags 101/2 Uhr eröffnete der Präsident Hadfield die erste gemeinschaftliche Sitzung im Hause der „Institution of Civil Engineers“, indem er an die amerikanischen Ingenieure sich mit einer Begrüßungsrede wandte, worin er auf die große Be deutung des Hüttenwesens für die beiden Staaten — Mutter- und Tochterland — hinwies und der großen Hüttenleute, die Amerika hervorgebracht, namentlich Erwähnung tat. „Für die wachsende Bedeutung des Hüttenwesens sei auch von besonderer Bedeutung die Tatsache, daß die Universität Sheffield nunmehr unter ihren neu geregelten Vorrechten die Würden eines Doktors, Magisters und Baccalaureus der Hüttenkunde verleihe.“ Anschließend sprach Sir James Kitson, M. P., der an die gemeinsamen Beziehungen der angel sächsischen Rasse erinnerte. Der Vorsitzende des „American Institute of Mining Engineers“, Captain Robert Hunt, dankte für die herzliche Aufnahme und betonte, daß die neuen Ideen in der amerikanischen Eisenindustrie eigentlich nur die Weiterentwicklung ursprünglich englischer Gedanken seien. A. Hadfield berichtete sodann über die Annahme der goldenen Bessemermedaille seitens des Königs von England, und verkündigte ferner, daß Sir Hugh Bell für das nächste Jahr zum Präsidenten gewählt worden sei. Darauf wurde dem Prof. Josef von Ehrenwerth (Leoben) das Diplom als Ehrenmit glied des fron and Steel Institute überreicht. Am ersten Sitzungstage beschäftigte die Anwesen den weiterhin noch die Frage der Gasmaschinen. Es lagen dazu drei Abhandlungen vor, wovon die erste durch Generaldirektor Greiner erläutert, den Bau von Hochofengasmaschinen in Belgien betraf. Der Verfasser, Prof. H. Hubert (Lüttich), bespricht die Entstehung und die Ausbildung der Cockerillmotoren; über diese Maschinen haben wir bereits früher ausführlicher berichtet.* Insgesamt sind zurzeit au von der Firma Cockerill gelieferten Gasmaschinen auf europäischen Hüttenwerken im Betrieb bezw. im Bau 63 Stück mit 63 155 ind. P. S. Die Verwendung der teils als Einzylindermaschinen, teils in Tandemanordnung, einfach- oder doppelt wirkend, ausgebildeten Motoren geschieht in der Hauptsache für den Antrieb von Gebläsemaschinen und Dynamos. Auf Belgien selbst kommen 26 Maschinen mit 26 370 ind. P. S. Der zweite Vortrag von Tom Westgart h (Middlesbrough) hatte zum Gegenstand die Gasreinigung und Großgasmaschinen in Großbritannien. In kurzer Fassung sind die in England üblichen Kon struktionen von Großgasmaschinen behandelt, soweit ihre Leistung 500 P.S. übersteigt. Mit Ausnahme der im Zweitakt arbeitenden Körting- und Oechel- häuser-Motoren sind alle sonstigen Viertaktmaschinen. Ueber die Gesamtverbreitung der einzelnen Typen in England, nicht allein im Hütten- und Zechenbetrieb, gibt nachstehende Tabelle Auskunft: Erbauer System Gesamtzahl der im Betrieb oder Bau befindlichen Davon werden angetrieben durch Maschinen und ihrer ind. P.S. Hochofen gas Koksofen- gas verschied. Generator- ga-e William Beardmore & Co., Ltd., Glasgow Oechelhäuser 28 32 600 28 Mather & Platt, Ltd., Manchester . . Körting 6 4 875 — — 6 Premier Gas-Engine Co., Ltd., Not tingham Premier 28 16 950 2 2 24 Willans & Robinson, Ltd., Rugby . . — 2 1 800 — — 2 Crossley Bros., Ltd., Manchester . , .— 33 19 360 1 1 31 Richardsons, Westgarth & Co., Ltd., Middlesbrough Cockerill 22 20 500 13 1 8 Boi der Gasreinigung ist man nach dem Bericht in England ebenfalls bestrebt, dieselbe möglichst weit gehend mit Hilfe von Skrubbern und Ventilatoren, auch von Theisenapparaten, zu treiben. Der dritte Vortrag von K. Reinhardt (Dortmund), auszüglich durch B. H. Brough vorgelesen, über die Verwendung von Großgasmaschinen in deutschen Hütten- und Zechenbetrieben ist im vorliegenden Hefte* in seiner ersten Hälfte wiedergegeben. Sowohl die Veröffentlichung von Professor Hubert, wie jene von Westgarth stellen nicht eine Uebersicht dar über die Verwendung von Großgasmaschinen im Hüttenbetrieb in ihren Ländern, sondern über die von belgischen bezw. englischen Firmen ausgeführten Gas maschinen. Ersterer fügt überdies noch eine Zu- * S. 905. sammenstellung der Leistung aller Gasmaschinen an, welche die Konzessiorräre der Firma Cockerill in Frankreich, England, Deutschland und Oesterreich bisher ausgeführt haben. Bemerkt sei auch, daß in beiden Veröffent lichungen die Leistungen der Maschinen mit indi zierten Pferdestärken angegeben sind, während wir in Deutschland stets effektive Pferde stärken nehmen. Daher werden die Leistungen in Belgien und England durch die angeführten Zahlen gegenüber den unsrigen um 20 bis 30 0/o günstiger, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Die Besprechung, an der sich verschiedene bekannte Hüttenleute Englands und Amerikas beteiligten, brachte nicht viel Neues. Am Nachmittag begannen die Besichtigungen von wissenschaftlichen Instituten und industriellen Unter- * „Stahl und Eisen“ 1902 Nr. 21 8. 1167; 1904 Nr. 3 8. 200; 1905 Nr. 3 8. 132.