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952 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 26. Jahrg. Nr. 15. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Südwestdeutsch- Luxemburgische Eisenhütte. Die auf den 1. Juli in Trier ein berufene Hauptversammlung der Süd- westdeutsch-Luxemburgischen Eisenhütte war zahlreich besucht und auch eine große Anzahl Damen hatte durch ihr Erscheinen zur Verschönerung der Feier des Tages beigetragen. Um 111/2 Uhr fanden sich zunächst die Herren im Zivil- Kasino zu der offiziellen Sitzung zu sammen. Nachdem der Vorsitzende Ge neraldirektor Meier in einigen Worten über den Stand der Kasse sowie die Zu nahme der Mitgliederzahl berichtet hatte, ergriff Ad. Nolte, Betriebsingenieur der Dillinger Hüttenwerke, das Wort zu einem sehr interessanten Vortrage über die Frage der Abwässer auf Hütten werken, der demnächst in dieser Zeit schrift veröffentlicht werden wird. Der Redner wurde mit reichem Beifall belohnt. Währenddessen hatten die Damen unter der liebenswürdigen Führung einiger Trierer Damen die Hauptsehenswürdigkeiten von Trier besichtigt; kurz vor 1 Uhr traf man zu einer gemein schaftlichen Besichtigung der sehr schönen Orthschen Weinkellereien zusammen, wo bei der Weinprobe manch guter Tropfen sein wohlverdientes Lob fand. Sodann fand das gemeinschaftliche Mittagsmahl im Hotel Porta Nigra statt, an welchem als Ehrengast Geheimer Regierungs- und Gewerberat Kiel nebst Gemahlin teilnahm und sich in liebenswürdiger Weise für die Einladung zur Versammlung bedankte. Von den weiter eingeladenen Ehrengästen war Regierungspräsident B ak e durch eine gleichzeitig in Bernkastel stattgefundene Versammlung deutscher Oberförster verhindert und ebenso Oberbürgermeister von Bruchhausen wegen Berufsgeschäften unab kömmlich. Von seifen des Hauptvereins waren von Generaldirektor S p r i n g o r u m sowie von Dr.-Ing. Schrödter Grüße an die Versammlung eingelaufen, desgleichen von dem Vorsitzenden der Oberschlesischen Eisenhütte, Generaldirektor Niedt. Während des Mittagsmahles brachte sodann Generaldirektor Meier einen Toast auf Seine Majestät den deutschen Kaiser aus, wobei er in wenigen Worten schilderte, was die deutsche Industrie und speziell die Eisenindustrie dem selben zu verdanken habe. Generaldirektor D o w e rg begrüßte die Gäste und besonders den Geheimen Regierungs- und Gewerberat Kiel, während Fabrik besitzer Ernst Laeis in einer humoristisch an gehauchten Ansprache der Verdienste unserer Eisen hüttenfrauen gedachte. Aus der Mitte der Versamm lung sprach dann noch Julius Buch, Longeville, über das treue Zusammenwirken der Reviere von Saar, Lothringen und Luxemburg in der Eisenhütte und brachte ein Hoch aus auf den Vorstand, welcher den Verein in so gedeihlicher und harmonischer Weise zu leiten wiese. Nach dem Mittagsmahl begab man sich zu dem Weishause, wo bei einer guten Bowle die Teilnehmer noch einige fröhliche Stunden verlebten; der Augen blick nahte nur allzu früh heran, wo man sich wegen der Abfahrt der Züge trennen mußte, und man Trier mit dem angenehmen Bewußtsein verließ, einen schönen Tag verlebt zu haben. Vor allen Dingen gaben die Eisenhüttenfrauen ihrer Ansicht Ausdruck, daß es doch eine schöne Einrichtung des Vereins sei, daß es auch den Damen einmal im Jahre vergönnt sei, an einer festlichen Versammlung der Eisenhütte teilnehmen zu können. Verein deutscher Ingenieure. Feier des fünfzigjährigen Bestehens. (Schluß von Seite 825.) In seinem Vortrag Ueber die Entwicklung und Bedeutung der Dampfturbine führt Prof. Dr. A. Ri edler etwa folgendes aus: Die wenigen Pioniere, die die betriebebrauchbare Dampfturbine zuerst geschaffen haben, sind ihrer Zeit weit vorangeeilt. Es fehlte nicht weniger die wirt schaftliche Beherrschung des Dampfes wie der dyna mischen Verhältnisse, es fehlte hochwertiges Material, die Werkstättenmittel, Genauigkeit der Arbeit und vor allem der Verwendungszweck, das Bedürfnis. Um so mehr ist die Leistung dieser Pioniere zu be wundern. Die Entwicklung ist einzig und eigenartig. Ein Jahrhundert lang hat die Kolbenmaschine allein geherrscht. Seit 50 Jahren sind allmählich die Groß betriebe entstanden und haben sich in den 70er Jahren massenhaft, aber ohne Vertiefung, entwickelt, und die vollkommene Dampfmaschine ist erst Ende des Jahr hunderts gelungen. Plötzlich kommt die Turbine und soll die höchstwertige Maschine verdrängen; noch vor 10 Jahren war die Turbine unbekannt, vor 5 Jahren hat sie Aufmerksamkeit erregt, erst seit 3 Jahren ist sie allgemein gewürdigt, und jetzt herrscht sie für Kraftzwecke allein. Wenn vor einigen Jahren eine große Umwälzung vorausgesagt wurde, kann heute gefragt werden: Was ist erreicht, was nicht und was mag die Zukunft bringen? Die Beantwortung ist im engen Rahmen unmöglich, aber es können Tatsachen und Erfahrungen gekennzeichnet werden, die das Bild der Entwicklung und des Errungenen zeigen. Reine Reaktionsturbinen hat bisher niemand ge baut; sie werden zu unbequem und schwierig. Tur binen mit gleichzeitiger Reaktions- und Aktionswirkung des Dampfes wurden von Parsons vollkommen aus gebildet; seine Turbine ist gegenwärtig die ver breitetste und in etwa 11/2 Millionen Pferdestärken ausgeführt. Das Wesen und die Einfachheit dieser Turbine liegt in der Abstufung des Dampfdruckes in vielen Stufen, ohne Trennung der Stufen voneinander, und in der vollen Beaufschlagung der Räder aller Stufen. Dieser Grundsatz führt auf viele Räder und Hunderttausende bis Millionen von Schaufeln bei großen Turbinen, aber dieser Umständlichkeit steht eine außerordentlich einfache Herstellung gegenüber, so daß daraus kein Nachteil erwächst. Nachteilig ist hingegen, daß zahlreiche Räder mit geringem radialen Spielräume laufen müssen, um Dampfverluste zu ver hindern. Dieser kleine Spielraum ist im Hochdruck- und Heißdampf gefährlich und hat Schaufelbrüche veranlaßt. Die Turbine ist nur für eine Temperatur richtig, gegen wechselnde Wärme empfindlich. Deshalb wird die Parsons-Turbine in ihrer Hockdruckseite eine Abänderung erfahren müssen, die von Westinghouse und von Sulzer in Winterthur bereits versucht ist. Die Niederdruckseite der Parsons-Turbine ist vorzüg lich, und ihr verdankt sie ihre großen Erfolge. Ein bedeutender Fortschritt der Turbinen wurde durch die Ausbildung der Aktionsturbinen erreicht. Solche Turbinen brauchen nur halb so rasch zu laufen