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1. August 1906. Rh.-W. Hütten-u. Walzwerks-Berufxgenossenschaft im Jahre 1905. Stahl und Eisen. 947 3525571,35 M, Einlage in den Reservefonds 668 962 .%, hiervon ab: Zinsen des Reservefonds in 1905 236375,05 Jl, zusammen 4 240211,64 J. — Aus dem umfangreichen beigefügten Bericht, des technischen Aufsichtsbeamten Hrn. Freuden berg geben wir folgendes wieder: „Dem Genossenschaftsvorstande wurde über 132 Besichtigungen von Werksanlagen und Unfall untersuchungen berichtet. Die Zahl 132 verteilt sich wie folgt: 85 Besichtigungen, bei denen keine Bemerkungen über fehlende Schutzvorrichtungen und mangelnde Befolgung der Ausführungs bestimmungen zu machen waren; 18 Besichti gungen mit Bemerkungen über erforderliche Schutzvorkehrungen und mangelhafte Befolgung der Ausführungsbestimmungen; 29 Unfallunter suchungen. Dio ständige Ausstellung für Arbeiterwohl fahrt in Charlottenburg besuchte ich zweimal. Vom 29. Januar bis 2. Februar 1905 fand eine Besichtigung der Ausstellung durch die tech nischen Aufsichtsbeamten der zum Verbände ge hörigen Eisen- und Stahl-Berufsgenossensehaften statt. Bei der der Besichtigung folgenden Be sprechung wurde aus der Versammlung der Wunsch geäußert : »der Verband deutscher Eisen- und Stahl- Berufsgenossenschaften möge eine gemein schaftliche Konferenz seiner technischen Auf- sichtsbeamten mit den Maschinenfabrikanten, die sich mit Herstellung von Pressen und Stanzen befassen, veranlassen, in welcher die nötigen Schutzvorrichtungen an diesen ge fährlichen Maschinen beraten und festgelegt würden.« Dieser Wunsch wurde dem Verbände am 29. Mai 1905 vorgelegt und fand dessen Zustim mung. Ich wurde beauftragt, ein Arbeitsprogramm aufzustellen, das inzwischen fertiggestellt wurde. Beim zweiten Besuche der Ausstellung vom 6. bis 9. September führte ich 49 Meister und Arbeiter der zur Genossenschaft gehörigen Werke. Auch diesmal kann ich den Eifer, mit welchem die Reiseteilnehmer die Ausstellung besichtigten, nur lobend hervorheben. Solche gemeinsame Be sichtigungen der Ausstellung erfüllen ihren Zweck, das Interesse der Meister und Arbeiter für die Unfallverhütung zu wecken und zu er halten. Die Befolgung der Ausführungsbestimmungen der Unfallverhütungs-Vorschriften betr. Aushang der Plakate und Auslegung der Gesamt-Unfall verhütungs-Vorschriften nebst Nachtrag § 9a, Beschäftigung' fremdsprachiger Arbeiter betref fend, hat ersichtliche Fortschritte aufzuweisen. Oeftere Kontrolle durch den Betriebsunternehmer bezw. seine Vertreter bleibt aber stets erforder lich. Den Meistern muß dringend empfohlen werden, die in ihren Stuben ausliegenden Vor schriften stets in gut leserlichem Zustande zu erhalten und sie vor Bestaubung zu schützen. Arbeitsmaschinen werden noch sehr oft ohne die vorgeschriebenen Schutzvorrichtungen ge liefert. Diesem Uebelstande kann dadurch ab geholfen werden, daß die Genossenschaftsmit glieder den betreffenden Fabrikanten keine Be stellungen zuweisen, wenn nicht vorher eine Garantie für die Ausrüstung der Maschinen mit Schutzvorrichtungen gegeben ist. Der Anteil der Augenverletzungen an den Verletzungen ist geringer als seither; denn es entfallen auf 10000 Arbeiter 11,1 Verletzungen gegen 12,85 im Vorjahre und 12,2 im Jahre 1903. Auch auf die Zahl der Unfälle berechnet ist eine weitere Abnahme der Augenverletzungen fest zustellen ; denn dieselbe beträgt 7,7 o/o gegen 8,2 bis 8,4 und 8,6 % in den drei Vorjahren. Diese ständige Abnahme ist ein erfreuliches Zeichen dafür, daß durch die strenge Aufsicht die Ver wendung der Augenschutzmittel zugenommen hat. Es gibt keine Vorschrift, deren Nicht beachtung so oft zur Bestrafung Veranlassung gibt, wie die im § 15 der Unfallverhütungs-Vor schriften gegebene, daß der Arbeitnehmer sich durch die vom Betriebsunternehmer zur Ver fügunggestellten Augenschutzmittel gegen herum fliegende Bruchteile von Arbeitsmaterialien zu schützen hat. Der Arbeiterwechsel ist wieder recht leb haft gewesen. Derselbe betrug 46 % gegen 43,55 °/o, 42,3 o/o und 39,8% in den Vorjahren. Dementsprechend ist auch die Zahl der Ver letzungen im ersten Jahre der Beschäftigung auf den Werken gestiegen, und zwar auf 38,1% gegen 36,6 und 34,8% in den Vorjahren. Die Zahl der Unfälle im ersten Jahre der Beschäfti gung mit der unfallbringenden Arbeit beträgt 44,3 % gegen 42,36 % und 40,7 % in den Vor- jahren. Wie sehr der Arbeiterwechsel die Ver mehrung der Unfälle beeinflußt, geht aus der Gegenüberstellung einzelner Sektionen hervor. Die Sektion mit dem größten Arbeiterwechsel von 50 % hat auch 50 % ihrer Unfälle im ersten Jahre der Beschäftigung der Verletzten. Dem gegenüber stehen einige Sektionen mit 40 % Arbeiterwechsel und 21,3 % Unfälle im ersten Jahre und 37 % Arbeiterwechsel und 21% Un fälle im ersten Jahre.“