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944 Stahl und Eisen. Das Bonvillainsche Formsystem und seine Formmaschinen. 26. Jahrg. Nr. 15. Abbildung 13. zum Abgießen beiseite gesetzt werden. Nament lich bei hohen Gußstücken von geringer Wand stärke mit hohen Kernen, wie z. B. bei Poterie- guß, der meistens nur eine Wandstärke von 21/2 bis 3 mm aufweist, bietet diese Zusammen setzmaschine ganz enorme Vorteile, da die Kasten so schnell und genau zusammengesetzt werden, wie dies durch Hand gar nicht geschehen kann. Durch Veränderung der Mittenentfernung der die Kasten tragenden Ständer B der Maschine ist diese für jede Kastengröße sofort einstellbar und durch Auswechslung der Tischplatte sowohl für runde als auch für viereckige Kasten zu verwenden. Die Herstellung der Modellplatten nach dem patentierten Bonvillainschen Verfahren. Der Hauptgrund, welcher einer allgemeinen Verbreitung der Fornimaschinen bisher immer noch hindernd im Wege stand, ist der, daß die Herstellung der Modellplatten sich nur für Massen artikel lohnte. Wenn man von den Modellplatten für kleine Massenartikel, wie sie die Temper- und Metallgießereien herstellen, absieht, welche auch heute schon als sogenannte Gips oder Bleiplatten verhältnismäßig ein fach hergestellt werden, so existierte bis heute noch kein System, welches die Herstellung von Metallmodell platten rentabel machte für eine ge ringe Abgußzahl von größeren Ma schinenteilen, welche sich vielleicht nur sechzig- bis hundertmal wieder holen, und wie sie im allgemeinen Maschinenbau verwendet werden. Erst wenn es sich um 500, ja in vielen Fällen erst um 1000 Stück gleicher Abgüsse handelte, rentierte es sich, Formplatten anzufertigen. Die Modell platten mußten entweder in Eisen oder Bronze hergestellt werden; hierzu war die Anfertigung besonderer Holzmodelle notwendig, weil mit der doppelten Kon traktion des Eisens gerechnet werden mußte. Die ganzen Modellplatten mußten, mochte es sich nun um Wende- oder Durchzugsplatten handeln, maschinell be arbeitet, gehobelt, gedreht, gefräst und dann noch mit der Hand nachgearbeitet werden. Die Modellplatten nach dem Bonvillain schen Formverfahren werden von einem Former ohne jede maschinelle Nacharbeit in der Gießerei fertig zum Formen her gestellt. Es brauchen dazu keine besonderen Holzmodelle angefertigt zu werden, son dern jedes in der Handformerei im Ge brauch gewesene Holzmodell genügt dazu. Nach dem Bonvillainschen Verfahren unter scheidet man folgende verschiedene Modellplatten systeme : 1. Reversiermodellplatten mit oder ohne Ab streifkamm, 2. Doppelplatten mit oder ohne Abstreifkamm, 3. Klischeeplatten. Die Reversiermodellplatte mit oder ohne Kamm wird immer angewandt, sofern die Größe der Formstücke es zuläßt, d. h. ihre doppelte Größe, in bezug auf die horizontale Flächenausdehnung, muß kleiner sein als die des gewünschten Form kastens. Die Reversierplatte enthält zugleich Ober- und Unterteile des zu formenden Gegen standes, d. h. es genügt eine einzige einseitige Formplatte und daher auch eine Maschine zum Formen von Ober- und Unterkasten, und in einem Kastenpaar erhält man stets eine doppelt so große Anzahl von Abgüssen, als Modelle vorhanden waren, d. h. hat man ein Holzmodell zur Herstellung der Modellplatten gebraucht, so erhält man zwei Abgüsse, von zwei Holzmodellen erhält man vier Abgüsse usw. Zur Herstellung der Reversiermodellplatten ohne Abstreifkamin dient das Werkzeug, welches die Abbildungen 12 und 13 anzeigen. Dieses