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wurde das Walzwerk von Tredegar vergrößert. Obgleich England in den Jahren 1843 und 1844 durch eine schwere Handelskrisis heimgesucht wurde, vergrößerten sich die Eisenwerke in Südwales von Jahr zu Jahr. Die Plymouth hütte hatte 1841 ihr erstes Puddel- und Walz werk erbaut mit drei Walzenstraßen, die noch durch Wasserräder getrieben wurden. 1844 wurde die erste Dampfmaschine aufgestellt, ein wichtiger Fortschritt für Plymouth. In dem selben Jahre starb Richard Hill; Anthony Hill wurde alleiniger Besitzer. Die Plymouth werke zeichneten sich durch die Güte ihres Eisens aus. Hill hatte einen vorzüglichen Ingenieur in David Joseph. „Hill und Joseph, die das gute Eisen machen“, war damals eine sprichwörtliche Redensart in Süd wales. Überhaupt waren die großen Eisen werke von Südwales die beste Schule für Ingenieure, und wenn 100 und mehr Jahre früher englische Hüttenleute nach Südwales gekommen waren, um hier eine Eisenindustrie zu gründen, so kam bald die Zeit, wo die englischen Werke ihre besten Betriebsleiter aus Südwales bezogen. Auch Thomas Lewis ( 1853), der Vater des berühmten Sir William T. Lewis (dem das Buch von Wilkins gewidmet ist), war ebenfalls ein hervorragender Betriebsbeamter von A. Hill. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts liefen die meisten billigen 99 jährigen Pachtungen (leases) ab, und ihre Erneuerung war nur zu hohen Summen möglich. So erging es auch den Plymouth - Werken. 1763 hatten Isaac Wil kinson und John Guest die Beleihung von dem Grafen von Plymouth für 60 £ p. a. er worben; um 1850 lief sie ab und mußte Hill seitdem 3000 £ für die Steinkohlen- und 3000 £ für die Eisensteinbeleihung bezahlen. Nachdem Anton Hill im August 1862 gestorben war, verkaufte seine Mutter die Plymouth- Werke an Fothergill, Henkey und Bateman füt 5 Millionen Mark. Dowlais und Cyfarthfa waren die größten Eisenwerke Englands in den 40er Jahren. Dowlais war unter Sir John Guests vorzüg licher Leitung zum größten Eisenwerk der Welt gewachsen. 1845 standen zu Dowlais 18 Hochöfen in Betrieb, von denen jeder 160 t die Woche machen konnte; die Roheisenpro duktion betrug 80 000 t im Jahr. Die Gebläse der Dampfmaschinen wurden von sieben mächtigen Balancier-Dampfmaschinen getrieben. Zwei Ge bläsezylinder hatten zwölf englische Fuß Durch messer bei neun Fuß Hub. Die Dampfmaschinen leisteten 2000 P. S. Die Zahl der Arbeiter betrug 7000, deren Löhne fünf Millionen Mark im Jahr überstiegen. Es wurden 140 000 t Stein kohlen gefördert. Für dieses Riesenwerk mit seinem aus gedehnten Grundbesitz, seinen Steinkohlen- und Eisenstein- (black-band) Flözen betrug dank der vor fast 100 Jahren erworbenen „lease“ die Pacht nur 26 £ im Jahr (!). Das Eigentum gehörte dem Marquis von Bute. 1846 lief die „lease“ ab. Nach langen Verhandlungen wurde sie er neuert für 25 000 £ p. a. und dabei stand sich die Gesellschaft gut. Nicht alle konnten die Handelskrisis und solche gewaltsame Uebergänge vertragen. Die Harfords von Ebbw-Vale fallierten („went to the wall“). Dowlais aber wurde immer größer, namentlich durch seine Schienenfabrikation. Es erhielt die Schienen lieferung für die Englische Westbahn (London- Bristol). Das neue Schienenwalzwerk lieferte 48 bis 50 t Eisenbahnschienen in zwölf Stunden, und wenn dieses Quantum überschritten wurde, er hielten die Arbeiter ein großes Faß Bier zur Belohnung. Dowlais übernahm große Schienen lieferungen für Rußland. Großfürst Konstantin kam selbst, um das große Eisenwerk zu be suchen. Am 26. November 1852 starb Sir John Guest, 67 Jahre alt, allgemein betrauert. Er hatte viel für seine Arbeiter getan. Außer Schulen und Kirchen hatte er 1846 eine Lese halle und einen Arbeiterbildungsverein (litterary society) gegründet und viel für das Gemeinwohl gearbeitet. Deshalb war sein Tod wie das Ab scheiden eines Freundes. In einem Nachruf in “GentlemansMagazine“ von 1852 heißt es: „Groß ist es, der Ernährer von 12 000 Männern zu sein, aber größer und edler ihr Führer, Philosoph und Freund zu sein.“ Kaum geringer waren die Leistungen von Cyfarthfa. Dieses hatte von 1845 auf 1846 elf Hochöfen im Betrieb, die 45 760 t Roheisen im Jahr erzeugten. Das neue Schienenwalzwerk enthielt 20 Puddelöfen und 18 Luppenhämmer und lieferte im Monat März 1847 6144 t Eisenbahnschienen. Cyfarthfa, Dowlais und Plymouth versorgten nicht nur England, sondern die ganze Welt mit Schienen. Amerika war damals noch ganz von England abhängig, und riesige Massen von Eisenbahnschienen und Walz eisen wurden in den Häfen von Südwales, in Newport, Cardiff und Swansea verladen. Die Eisenbahnen der Vereinigten Staaten von Nord amerika, Rußland, den Mittelmeerländern wurden damals ausschließlich mit englischen Schienen gebaut, und auch Deutschland und Frankreich bezogen noch den größten Teil ihres Eisenbahn materials aus England. Es war die Blütezeit der Eisenwerke von Südwales, die alle anderen Eisenwerke der Welt an Umfang und Leistungs fähigkeit übertrafen. Diese Glanzzeit dauerte so lange, als der Puddelprozeß das einzige und wichtigste Verfahren der Umwandlung des Roh eisens in Schmiedeisen war. (Schluß folgt.)