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Sauggaserzeuger für teerbildende Brennstoffe und für kleinstückigen Koksabfall. Drofessor Schöttler gibt in seiner Abhand- I Jung* über „Neuere Kraftgaserzeuger“ eine so umfangreiche Zusammenstellung der bisher zur Ausführung gekommenen Konstruktionen, daß es vermessen erscheinen mag, diese Abhandlung durch die Beschreibung neuerer Gaserzeuger er gänzen zu wollen. Bei nachstehenden Ausfüh rungen handelt es sich um Gaserzeuger, die mit billigeren Brennstoffen arbeiten als Anthrazit und Koks, und zwar um bereits bewährte Konstruk tionen der Firma Julius Pintsch in Berlin-Fürs tenwalde. Diebeiden Erzeugertypen sind seit Sep tember 1903 in der Fabrik genannter Firma mit den in Betracht kommenden Brennstoffen im Dauerbetriebe erprobt und dann an andere Be triebe des In- und Auslandes auf Bestellung ge liefert worden, wo sie anstandslos arbeiten. 1. Erzeuger zur Vergasung von Stein kohle, Braunkohle und Torf. Schöttler be merkt in seiner vorerwähnten Abhandlung, daß alle von ihm beschriebenen Gaserzeuger für Stein kohle scheinbar noch keine recht befriedigenden Ergebnisse liefern, während sich Erzeuger für Braunkohle und Torf gut einführen, weil Ver stopfungen im Ofen hier nicht auftreten und der Braunkohlenteer weniger schädlich wirkt. Hier nach gelingt die vollständige Teerbeseitigung bisher weder bei der Steinkohlen-, noch bei der Braunkohlen- und Torfvergasung. In dem Erzeuger zur Vergasung bituminöser Brennstoffe nach Abbildung 1 wird bei sach gemäßer Bedienung ein vollständig teerfreies Gas erzeugt. Der zu vergasende Brennstoff ge langt von der Einfüllvorrichtung E in ein unten offenes Rohr A, das lotrecht in die Mitte des Schachtes B eingehängt ist und als Retorte zum Entgasen des Brennstoffes dient. Dieser fällt in Form von Koks aus dem Rohr A heraus und wird im unteren Teile des Schachtes B in glei cher Weise vergast, wie bei gewöhnlichen Saug gaserzeugern, die mit Koks oder Anthrazit ar beiten. Infolge der Saugwirkung der Gasmaschine tritt Luft durch das Rohr C und den Rost D zum glühenden Brennmaterial H und wandelt hier den festen Brennstoff in brennbares Gas um, das durch das Rohr F zum Verdampfer G und von hier durch einen Skrubber und Reiniger nach der Maschine strömt. Im Verdampfer G gibt das durch Röhren strömende Gas einen Teil seiner Wärme an das Wasser ab, von dem die Röhren umspült werden. Der dadurch gebildete * „Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure“ 1905 ß. 1809 und 1901. (Nachdruck verboten). Wasserdampf dient zum Absaugen der in dem Rohr A aus dem frischen Brennmaterial ent stehenden Destillationsgase. Indem dieser Dampf mit einer Spannung von 0,1 bis 0,2 Atm. durch das Strahlgebläse J und das Rohr K unter den Rost des Schachtes B geführt wird, reißt er nicht nur die in A gebildeten und durch das Rohr L zuströmenden Destillationsprodukte mit sich fort, sondern saugt auch einen großen Teil des im Schacht B erzeugten Gases durch das Rohr A hindurch ab, um es ebenfalls unter den Rost D zu führen. Dieses Gas durchdringt im heißen Zustande das im Rohr A befindliche Brennmaterial und entgast es so vollständig, daß am unteren Ende des genannten Rohres nur reiner Koks ankommt. Unter dem Roste D werden die von dem Strahlgebläse J zugeführten Gase mit Luft gemischt und alsdann vollständig zu Kohlensäure und Wasserdampf verbrannt. Die dabei entstehenden Verbrennungsprodukte und der die Zuführung der Gase bewirkende Wasser dampf dringen im Gemisch mit überschüssiger Luft durch den Rost in den glühenden Koks des Schachtes B, wo eine Reduktion der Kohlen säure und des Wasserdampfes zu Kohlenoxyd und Wasserstoff stattfindet. Durch die Verbrennung wird aller in den Destillationsgasen enthaltene Teer so gründlich beseitigt, wie das in anderer Weise wohl kaum zu erreichen sein dürfte. Nach der Maschine strömt nur aus Koks erzeugtes, völlig teerfreies Gas. Ein erheblicher Wärmeverlust tritt durch die Verbrennung der Destillationsgase nicht ein, weil die dabei erzeugte Wärme nicht verloren geht, sondern mit den Verbrennungsprodukten und der hinzutretenden Luft in das glühende Brennmaterial eingeführt wird. Zur Inbetriebsetzung des Erzeugers ist der Koks im Schachte B in helle Rotglut zu bringen. Dies geschieht durch Einpressen von Luft mittels eines Ventilators V oder eines sonstigen Ge bläses und Abführung der Verbrennungsgase durch Rohr M ins Freie. Damit wird gleich zeitig das Wasser im Verdampfer G zum Sieden gebracht, so daß mit dem Anlassen der Maschine auch das Strahlgebläse J in Betrieb gesetzt werden kann. Bei Brennstoffen mit hohem Feuchtigkeitsgehalte (Braunkohle, Torf, Holz) wird das Strahlgebläse J mit Preßluft von 0,1 bis 0,2 Atmosphären Spannung betrieben. In diesem Falle fällt der Verdampfer G fort und es tritt ein Luftvorwärmer an dessen Stelle. Es ist aber auch möglich, diese beiden Apparate nebeneinander anzuordnen, um die Anlage sowohl