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922 Stahl und Eisen. Die beim Wulzvoryange auftretenden Kräfte und Momente. 26. Jalrg. Nr. 15. Kurve 1' verlaufen ist, und der entsprechend dem Punkte U (Abbild. 25 b) eine Löslichkeit von 2,4 erreicht hat, nach dem Anlassen bei 300° C. wesentliche Steigerung in der Löslichkeit er fahren müssen. Auch diese Schlüsse sind durch den Versuch bestätigt, wie bei der Versuchs reihe II gezeigt wird. Verwickelter werden die Löslichkeitsverhält nisse, wenn die Abkühlung innerhalb des ab geschreckten Stahlstücks nicht gleichmäßig ist, sondern lavgsamer abgekühlte Troostitstellen neben schroffer abgekühlten martensitischen Teilen auftreten. Hier kommen nämlich noch galvanische Einwirkungen der sich berührenden Metalle in verschiedenen Zuständen in Betracht, die die Löslichkeit beeinflussen, indem sie die Lösung des einen Bestandteils auf Kosten des andern beschleunigen. Auch dieser Umstand wird bei Beurteilung der Ergebnisse in Versuchsreihe II berücksichtigt werden müssen. Noch über einen andern Punkt geben die in Versuchsreihei beobachteten Erscheinungen Aus kunft. Karbid trat bereits bei Anlaßhitzen von 400 0 C. ab in den angelassenen Proben auf. Man kann im Zweifel sein, ob der Stahl ober halb Ars = 700° C. eine Lösung von Kohlen stoff oder von Karbid in Eisen darstellt. Im ersteren Falle würde die Karbidbildung bei reinem Stahl mit 0,95 % C. erst bei Ars eintreten können, oberhalb dieses Wärmegrades besteht aber Fej C nicht. Im letzteren Falle würde das Karbid bereits oberhalb 700° C. in Lösung sein und sich bei diesem Wärmegrad nur aus der Lösung ausscheiden. Solange es nun nicht gelingt, Eisenkarbid bei Wärmegraden in der Nähe von 400 °C. herzustellen, muß angenommen werden, daß der Martensit eine feste Lösung von bereits fertig gebildetem Karbid und Eisen sei. (Schluß folgt.) Die beim Walzvorgange auftretenden Kräfte und Momente. Von Dipl.-Ing. P. Fröhlich, Mülheim-Kuhr. 1 I m die von dem Konstrukteur entworfenen • Walzwerke auf Festigkeit nachrechnen zu können, bedarf es der Kenntnis der an Walze und Ständer auftretenden Kräfte. Diese erreichen bei Blockwalzwerken beträchtliche Werte, und ihre Ermittlung soll im folgen den meine Auf gabe sein, ins besondere die Bestimmung des Horizontal schubs. — Vor läufig habe ich solche Walzpro zesse im Auge, bei denen der Block nur von zwei Seiten durch ein Wal zenpaar oder von je zwei Seiten durch je ein Walzenpaar in Angriff ge nommen wird. Für die Ermitt lung von Festig keitszahlen werden die nachfolgenden Rechnungen selbst bei seitlicher Kaliberbegrenzung genügen. Bezüglich der Elastizität des Walzgutes soll die Annahme gemacht werden, daß es sich wie eine plastische, teigige Masse verhalte, also absolut unelastisch sei, eine Voraussetzung, die praktisch beinahe erfüllt sein wird. Bei der (Nachdruck verboten.) Deformation knetbarer Massen ist der zwischen Werkzeug und Masse auftretende spezifische Flächendruck konstant; als solcher kann bei Walzeisen der Höchstwert von ~ 1000 kg/qem gesetzt werden. Derselbe hängt natürlich ab von der Temperatur des Blockes. I. Kräfte im Beharrungszustande (Ab bildung 1). Der Beharrungszustand ist dann ein getreten, wenn die Massen des Blockes vor und hinter der Walze keine Beschleunigungen er fahren; während des Walzprozesses findet immer eine geringe Beschleunigung statt. Es bezeichne: v Geschwindigkeit des Walzgutes in m/sec. q Querschnitt in qdem, Y spez. Gew. bezogen auf Wasser, „1" Index vor der Walze, „2" „ hinter derselben, p Beschleunigung in m/sec. In der Zeiteinheit wird die Masse 10. v2.q2y/g beschleunigt um p=v2 — Vi Meter, also ist der Beschleunigungsdruck: B = 10 . qe • Y/, . va [vz — vi] = 10 • q • Ylg . v? [1 - v!/ v J 1) B = 10 • qe • Y/e • v ** [1 — qzl,]. o M1 Aus Symmetriegründen entfällt auf jede Walze die Hälfte dieses Beschleunigungsdruckes. Denkt man den Block durch eine Horizontal ebene in zwei symmetrische Hälften geteilt, so wirken auf jede derselben folgende Kräfte: 1. der Normaldruck N, welcher sich aus Pressung und Berührungsfläche bestimmt, 2. die Umfangskraft U, vorläufig unbekannt, 3. der Beschleunigungsdruck B/2, aus (1) zu ermitteln. Abbildung 1.